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Das Unsterblichkeitsprogramm

Das Unsterblichkeitsprogramm

Titel: Das Unsterblichkeitsprogramm Kostenlos Bücher Online Lesen
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da etwas.« Ich blickte kurz himmelwärts. »Wir sind nicht allein.«
    Es machte Klick. »Die Orbitale? Sie verhalten sich feindselig?«
    »Hmm. Sagen wir lieber unberechenbar. Sie tendieren dazu, alles abzuschießen, dessen Masse die eines Helikopters übersteigt. Und da noch niemand nahe genug herangekommen ist, um eins außer Betrieb zu nehmen, geschweige denn, an Bord zu gehen, können wir nur Vermutungen über die genauen Parameter ihrer Programmierung anstellen. Also gehen wir lieber auf Nummer sicher und bewegen uns nicht häufig in der Luft.«
    »Das dürfte den IP-Verkehr erheblich erschweren.«
    Ich nickte. »Richtig. Andererseits gibt es gar nicht so viel Verkehr. Keine weiteren bewohnbaren Planeten im System, und wir sind immer noch zu sehr damit beschäftigt, unsere eigene Welt zu erschließen, um uns Gedanken über das Terraformen weiterer zu machen. Nur ein paar Erkundungssonden und Wartungsshuttles zu den Plattformen. Ein bisschen Bergbau, um exotische Elemente zu gewinnen, das war es auch schon. Gegen Abend öffnen sich rund um den Äquator ein paar Startfenster und bei Sonnenaufgang ein kleiner Schlitz am Pol. Offenbar sind vor langer Zeit ein paar Orbitale abgestürzt und verglüht, sodass es nun einige Löcher im Netz gibt.« Ich schwieg für einen Moment. »Oder jemand hat sie abgeschossen.«
    »Jemand? Sie meinen, jemand, aber nicht die Marsianer?«
    Ich breitete die Hände aus. »Warum nicht? Alles, was wir auf dem Mars gefunden haben, war zerstört oder vergraben. Oder so gut getarnt, dass wir jahrzehntelang darauf gestarrt haben, ohne zu merken, dass da etwas war. Auf den meisten der besiedelten Welten sieht es genauso aus. Alle Hinweise deuten auf einen großen Konflikt hin.«
    »Aber die Archäologen sagen, es sei ein Bürgerkrieg gewesen, ein Kolonialkrieg.«
    »Ja, sicher.« Ich verschränkte die Arme und lehnte mich zurück. »Die Archäologen sagen das, was das Protektorat ihnen zu sagen eintrichtert, und zurzeit ist es groß in Mode, die Tragödie zu beklagen, wie sich das Reich der Marsianer selbst zerfleischte und der Barbarei und schließlich dem Untergang anheimfiel. Ein warnendes Beispiel für die Erben. Lehnt euch nicht gegen eure rechtmäßigen Führer auf, zum Wohl der Gesamtheit der Zivilisation.«
    Ortega blickte sich nervös um. Die Gespräche an einigen Nachbartischen waren nach und nach verstummt. Ich bedachte die Leute, die uns anstarrten, mit einem breiten Grinsen.
    »Würde es Ihnen etwas ausmachen, über ein anderes Thema zu reden?«, fragte Ortega unbehaglich.
    »Klar. Erzählen Sie mir von Ryker.«
    Ihr Unbehagen verwandelte sich in eisige Starre. Sie legte die Hände flach auf den Tisch und sah sie aufmerksam an.
    »Nein, das werde ich nicht tun«, sagte sie schließlich.
    »Ihr gutes Recht.« Ich sah eine Weile zu, wie die Wolkenformationen im Kraftfeld schimmerten, und vermied es, nach unten zum Meer zu schauen. »Aber ich glaube, in Wirklichkeit würden Sie es gerne tun.«
    »Wie ausgesprochen männlich von Ihnen!«
    Unser Essen kam, und wir speisten schweigend. Ich stellte fest, dass ich trotz des perfekt ausgewogenen Frühstücks aus der Autoküche des Hendrix völlig ausgehungert war. Die Mahlzeit hatte in mir einen Hunger geweckt, der viel tiefer als die Bedürfnisse meines Magens ging. Ich leerte bereits die Neige aus meiner Schüssel, als Ortega erst die Hälfte ihrer Suppe geschafft hatte.
    »Schmeckt’s Ihnen?«, fragte sie ironisch, während ich mich zurücklehnte.
    Ich nickte und versuchte die Erinnerungen wegzuwischen, die ich mit dem Ramen assoziierte, aber ich war nicht gewillt, die Envoy-Konditionierung zu aktivieren und mein angenehmes Sättigungsgefühl zu verderben. Ich betrachtete die klaren Metalllinien des Speisedecks und den Himmel dahinter und fühlte mich rundum befriedigt, fast so wie im Hendrix, als Miriam Bancroft mich völlig ausgelaugt zurückgelassen hatte.
    Ortegas Telefon klingelte. Sie zog es aus der Tasche und meldete sich, während sie noch an ihrem letzten Bissen kaute.
    »Ja? Aha. Aha. Gut. Nein, wir fahren hin.« Ihre Augen zuckten kurz in meine Richtung. »Tatsächlich? Nein, auch darum werde ich mich selbst kümmern. Das läuft uns nicht weg. Ja, danke Zak. Ich bin dir einen Gefallen schuldig.«
    Sie steckte das Telefon wieder ein und setzte ihre Mahlzeit fort.
    »Gute Neuigkeiten?«
    »Das kommt auf den Standpunkt an. Sie haben die beiden Anrufe zurückverfolgt. Der eine kam von einer Kampfarena drüben in Richmond. Ich

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