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Das Unsterblichkeitsprogramm

Das Unsterblichkeitsprogramm

Titel: Das Unsterblichkeitsprogramm Kostenlos Bücher Online Lesen
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Verlegenheit. »Wegen einer Bombendrohung für den heutigen Kampf. Wir wollen uns hier mal ein wenig umsehen.«
    Carnage lachte kreischend. »Als würden Sie sich wirklich Sorgen um unsere Sicherheit machen!«
    »Nun, wie ich schon sagte«, erwiderte Ortega ruhig, »eine Routinesache.«
    »Na, dann sollten Sie unbedingt hereinkommen.« Der Synth seufzte und nickte mir zu. »Was ist mit ihm los? Hat man seine Sprachfähigkeit im Stack vergessen?«
    Wir folgten ihm zum hinteren Bereich des Schiffes und machten einen weiten Bogen um das Loch der offenen Frachtzelle. Ich blickte hinein und sah tief unten einen runden weißen Kampfring, der auf allen vier Seiten von schrägen Stahlkonstruktionen mit Plastiksitzen umgeben war. Darüber waren breite Scheinwerferbatterien angebracht, aber keine der gespickten Kugeln, wie sie für telemetrische Übertragungen verwendet wurden. Im Zentrum des Rings kniete jemand auf dem Boden und malte mit der Hand etwas auf die Matte. Er schaute zu uns rauf, als wir vorbeikamen.
    »Ein Motto«, sagte Carnage, der meinen Blick bemerkte. »Bedeutet irgendwas auf Arabisch. Alle Kämpfe dieser Saison haben eine Polizeiaktion des Protektorats zum Thema. Heute ist es Sharya. Die Märtyrer der Rechten Hand Gottes gegen die Protek-Marines. Mann gegen Mann, keine Klingen über zehn Zentimeter.«
    »Mit anderen Worten, es wird ein Blutbad«, sagte Ortega.
    Der Synth zuckte die Achseln. »Das Publikum bezahlt für das, was das Publikum will. Mir ist bewusst, dass es möglich wäre, jemandem mit einer Zehn-Zentimeter-Klinge eine tödliche Wunde zuzufügen. Aber es wäre sehr schwierig. Eine wahre Geschicklichkeitsprobe, wie man sagt. Hier entlang.«
    Wir nahmen einen schmalen Niedergang, der ins Innere des Schiffes führte. In der engen Umgebung hallten unsere klackenden Schritte laut wider.
    »Zuerst die Arenen, vermute ich«, rief Carnage im Lärm der Echos.
    »Nein, als Erstes sollten wir uns die Tanks ansehen«, schlug Ortega vor.
    »Wirklich?« Die minderwertige synthetische Stimme ließ kein eindeutiges Urteil zu, aber Carnage schien sich darüber zu amüsieren. »Sind Sie sich auch ganz sicher, dass Sie tatsächlich nach einer Bombe suchen, Lieutenant? Ich würde meinen, dass die Arena der geeignetere Ort wäre, um…«
    »Haben Sie etwas zu verbergen, Carnage?«
    Der Synth drehte sich kurz zu mir um und sah mich verdutzt an. »Nein, überhaupt nichts, Detective Ryker. Also sehen wir uns jetzt die Tanks an. War es kalt im Stack? Sie haben natürlich nie damit gerechnet, dass Sie eines Tages selber dort landen würden.«
    »Es reicht«, drängte sich Ortega dazwischen. »Bringen Sie uns einfach zu den Tanks und heben Sie sich den Smalltalk für heute Abend auf.«
    »Selbstverständlich. Wir sind stets bemüht, mit den Vertretern des Gesetzes zu kooperieren. Als Firma mit absolut legaler…«
    »Ja, ja.« Ortega wehrte seinen Wortschwall mit erschöpfter Geduld ab. »Bringen Sie uns einfach zu den verdammten Tanks.«
    Ich schaltete wieder meinen gefährlichen Blick ein.
    Wir fuhren zum Tankbereich, in einem niedlichen kleinen Elektromag-Zug, der an einer Seite des Rumpfes verlief, durch zwei weitere umgebaute Frachtzellen, die mit den gleichen Kampfringen und Sitzreihen ausgestattet waren, die man hier jedoch mit Plastikplanen abgedeckt hatte. Am anderen Ende stiegen wir aus und traten durch die obligatorische sonische Schleuse. Die schwere Tür war deutlich schmutziger als bei PsychaSec und bestand offenbar aus schwarzem Eisen. Sie schwang nach außen auf und enthüllte einen makellos weißen Innenraum.
    »Ab diesem Punkt werden wir unserem Image untreu«, sagte Carnage beiläufig. »Schlichte LowTech kommt beim Publikum sehr gut an, aber hinter den Kulissen…« Er deutete auf die blitzblanken Einrichtungen. »Man kann eben kein Omelett machen, ohne etwas Öl in die Pfanne zu gießen.«
    Der vordere Frachtbereich war groß und kühl, die Beleuchtung schwach, die Technik brutal und massiv. Während Bancrofts düsteres, kultiviertes Mausoleum bei PsychaSec die Atmosphäre des Reichtums verbreitet hatte, während der Resleeving-Raum in der Einlagerungsanstalt von Bay City nach minimalem Budget gerochen hatte, verströmte die Körperbank der Panama Rose das kräftige Aroma der Macht. Die Lagerröhren hingen links und rechts von uns wie Torpedos in schweren Ketten und waren über dicke schwarze Kabel, die sich wie Pythons über den Boden wanden, mit dem zentralen Überwachungssystem am Ende des Raums

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