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Das Unsterblichkeitsprogramm

Das Unsterblichkeitsprogramm

Titel: Das Unsterblichkeitsprogramm Kostenlos Bücher Online Lesen
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gezielter werben konnte. Ausgezeichnete Technik.
    Der Strom endete mit einer Telefonnummer in strahlenden Ziffern und dem erigierten Penis in der Hand einer Frau mit langem schwarzem Haar und lächelndem scharlachrotem Mund. Sie blickte direkt in die Kamera. Ich konnte ihre Hände spüren.
    Im siebenten Himmel, hauchte sie. Genauso wird es sein. Vielleicht kannst du es dir nicht leisten, zu uns raufzukommen, aber du kannst dir bestimmt das hier leisten.
    Sie senkte den Kopf, und ihre Lippen glitten über den Penis. Und genauso spürte ich es. Dann schob sich das schwarze Haar wie ein Vorhang über die Szene und löschte das Bild aus. Ich war wieder auf der Straße, leicht schwankend und mit einem dünnen Schweißfilm auf der Haut. Der Wagen rumpelte weiter, und andere Fußgänger, die offensichtlich mehr Erfahrung damit hatten, wichen eilig zur Seite aus, um nicht in den Senderadius zu gelangen.
    Ich stellte fest, dass ich mich mit unvergleichlicher Klarheit an die Nummer erinnerte.
    Der Schweiß kühlte mich ab, und meine Erregung reduzierte sich zu einem leichten Zittern. Ich straffte die Schultern und lief weiter, während ich mich bemühte, nicht auf die wissenden Blicke zu achten, die die Leute auf der Straße mir zuwarfen. Ich lief fast wieder in gewohntem Tempo, als sich zwischen den Passanten eine Lücke öffnete und ich die lange, niedrige Limousine sah, die vor den Türen des Hendrix parkte.
    Meine Nerven kribbelten und ließen meine Hand zum Holster mit der Nemex zucken, bevor ich Bancrofts Wagen wiedererkannte. Ich zwang mich auszuatmen, ging um die Limousine herum und überzeugte mich davon, dass der Fahrersitz unbesetzt war. Ich wusste immer noch nicht, was ich tun sollte, als die Hintertür aufsprang und sich Curtis vom Sitz erhob.
    »Wir müssen miteinander reden, Kovacs«, sagte er in einem unglaublich männlichen Tonfall, der mich fast zu einem hysterischen Lachanfall veranlasst hätte. »Eine Entscheidung steht an.«
    Ich musterte ihn von oben bis unten und entnahm den winzigen Schwankungen in seiner Haltung, dass er mit chemischer Unterstützung arbeitete. Also beschloss ich, mich seinen Wünschen zu fügen.
    »Klar. Im Wagen?«
    »Da ist es etwas eng. Fordern Sie mich lieber auf, mit in Ihr Zimmer zu kommen.«
    Ich kniff die Lider zusammen. Die Feindseligkeit in der Stimme des Chauffeurs war nicht zu überhören, und die Erektion, die sich unter seinen tadellosen Chinos abzeichnete, war nicht zu übersehen. Zugegeben, ich hatte einen ähnlichen, wenn auch abschwellenden Ständer, aber ich konnte mich genau erinnern, dass Bancrofts Wagen über eine Abschirmung gegen die Werbesendungen von der Straße verfügte. Dafür gab es freilich einen anderen Grund.
    Ich deutete mit einem Nicken in Richtung des Hoteleingangs.
    »Gut, gehen wir.«
    Die Türen teilten sich, um uns einzulassen, und das Hendrix erwachte zum Leben.
    »Guten Abend, Sir. Heute Abend haben Sie keine Besucher…«
    Curtis schnaufte. »Enttäuscht, was, Kovacs?«
    »… und es hat auch niemand für Sie angerufen, seit Sie gegangen sind«, fuhr das Hotel unbeeindruckt fort. »Wünschen Sie, dass diese Person als Gast eingelassen wird?«
    »Ja, sicher. Gibt es hier eine Bar, in die wir uns setzen können?«
    »Ich sagte, wir gehen in Ihr Zimmer!«, knurrte Curtis hinter mir, dann schrie er auf, als er sich an einem der niedrigen Metalltische in der Lobby das Schienbein stieß.
    »Die Midnight Lamp Bar liegt auf diesem Stockwerk«, sagte das Hotel in zweifelndem Tonfall, »aber sie ist schon seit beträchtlicher Zeit nicht mehr benutzt worden.«
    »Ich sagte…«
    »Halten Sie die Klappe, Curtis! Hat Ihnen noch niemand gesagt, dass man beim ersten Date nichts überstürzen sollte? Das Midnight Lamp ist genau das Richtige für uns. Schmeiß den Laden für uns an!«
    Auf der anderen Seite der Lobby, neben der Check-in-Konsole, glitt ein großer Teil der Wand langsam zur Seite, und im Raum dahinter gingen flackernd Lampen an. Während Curtis schnaufende Laute von sich gab, lief ich zur Öffnung und schaute die kurze Treppe hinunter, die zur Bar führte.
    »Das dürfte genügen. Kommen Sie.«
    Für die Inneneinrichtung war offenbar jemand verantwortlich gewesen, dessen Einbildungskraft es mit der wörtlichen Bedeutung übergenau genommen hatte. Die Wände, die in psychedelischen Wirbeln aus Mitternachtsblau und -violett gestrichen waren, hatte er mit unterschiedlichsten Uhren dekoriert, die entweder die betreffende Uhrzeit oder wenige Minuten

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