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Das Unsterblichkeitsprogramm

Das Unsterblichkeitsprogramm

Titel: Das Unsterblichkeitsprogramm Kostenlos Bücher Online Lesen
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roch.
    »Natürlich«, sagte Carnage und kniff die Augen leicht zusammen. »So lange waren Sie gar nicht weg, wissen Sie.«
    »Suchen wir jetzt nach den Bomben?«, fragte Ortega laut.
    Wir brauchten mehr als eine Stunde, um den Raum zu inspizieren und nach imaginären Sprengkörpern Ausschau zu halten. Carnage sah uns mit kaum verhohlener Belustigung zu. Die zwei Sleeves, die für das große Gemetzel in der Arena auserkoren waren, blickten aus ihren grün erleuchteten Glasgebärmüttern auf uns herab. Ihre erdrückende Präsenz wurde auch nicht dadurch verringert, dass sie die Augen geschlossen hatten und ihre Gesichter die von Träumenden waren.

 
20
     
     
    Ortega setzte mich an der Mission Street ab, als es dunkel über der Stadt wurde. Während des Rückflugs von der Arena war sie verschlossen und einsilbig. Ich vermutete, dass sich die Anstrengung bemerkbar machte, sich ständig ins Gedächtnis rufen zu müssen, dass ich nicht Ryker war. Doch als ich eine Show daraus machte, mir die Schultern abzuklopfen, als ich aus dem Kreuzer stieg, musste sie spontan lachen.
    »Bleiben Sie morgen in der Nähe des Hendrix«, sagte sie. »Es gibt da jemanden, mit dem ich Sie bekannt machen möchte, aber es könnte eine Weile dauern, das Treffen zu arrangieren.«
    »Wie Sie meinen.« Ich wandte mich zum Gehen.
    »Kovacs.«
    Ich drehte mich um. Sie hatte sich vorgebeugt, um mich durch die offene Tür ansehen zu können. Ich legte einen Arm auf den hochgefahrenen Türflügel des Kreuzers und erwiderte ihren Blick. Es folgte eine längere Pause, in der ich spürte, wie sich die Adrenalinkonzentration in meinem Blut leicht erhöhte.
    »Ja?«
    Sie zögerte noch einen Moment, dann sagte sie: »Carnage hatte etwas vor uns zu verbergen, meinen Sie nicht auch?«
    »Wenn ich bedenke, dass er pausenlos geredet hat, würde ich Ihnen zustimmen.«
    »Das habe ich mir auch gedacht.« Sie drückte schnell eine Taste auf den Armaturen, worauf sich die Tür herabsenkte. »Bis morgen.«
    Ich wartete, bis der Kreuzer in den Himmel aufgestiegen war, und seufzte. Ich war einigermaßen davon überzeugt, dass es eine gute Entscheidung gewesen war, offen auf Ortega zuzugehen, aber ich hatte nicht damit gerechnet, dass es so kompliziert werden würde. Ich wusste nicht, wie lange sie und Ryker zusammen gewesen waren, aber ihre Chemie musste explosionsartige Folgen gehabt haben. Ich hatte irgendwo gelesen, dass die Pheromone, die bei der ersten Begegnung ausgetauscht wurden, eine körperliche Prägung auslösten, die umso intensiver war, je länger die Körper sich nahe waren, wodurch ihre Bindung immer stärker wurde. Keiner der zitierten Biochemiker schien diesen Prozess vollständig zu verstehen, aber es hatte einige Versuche gegeben, im Labor mit diesen Effekten herumzuspielen. Die Versuche, den Vorgang zu beschleunigen oder zu unterbrechen, hatten sehr unterschiedliche Resultate zur Folge gehabt, unter anderem die Entwicklung von Empathin und ähnlichen Derivaten.
    Chemie. Mir war immer noch schwindlig vom Cocktail, den Miriam Bancroft mir serviert hatte, sodass ich vorerst genug davon hatte. Es reicht, ich habe genug, redete ich mir mit Nachdruck ein.
    Über den Köpfen der vereinzelten Fußgänger sah ich im Abendlicht die holografische Gestalt des linkshändigen Gitarristen an der Fassade des Hendrix. Ich seufzte noch einmal und setzte mich in Bewegung.
    Ein Stück weiter rollte ein klobiges automatisches Fahrzeug an mir vorbei, das sich dicht an den Bordstein hielt. Es hatte große Ähnlichkeit mit den Robotkriechern, die die Straßen von Millsport säuberten, sodass ich ihm keine besondere Aufmerksamkeit schenkte, während es sich meinem Tempo anpasste. Sekunden später wurde ich von den Bildsendungen der Maschine überschwemmt.
    … aus den Häusern aus den Häusern aus den Häusern aus den Häusern aus den Häusern aus den Häusern…
    Die Stimmen stöhnten und murmelten, männliche und weibliche durcheinander. Es war wie ein Chor, der gleichzeitig zum Orgasmus kam. Ich konnte mich kaum dem Sog der Bilder entziehen, die ein weites Spektrum sexueller Präferenzen zeigten. Ein Wirbelwind flüchtiger Sinneseindrücke.
    Echt…
    Ungeschnitten…
    Totalsensorische Repro…
    Maßgeschneidert…
    Als sollten die letzten beiden Punkte demonstriert werden, konzentrierten sich die zuvor wahllosen Bilder auf einen Fluss heterosexueller Kombinationen. Anscheinend war meine Reaktion auf die optische Attacke ausgewertet worden, sodass der Sender nun

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