Das Unsterblichkeitsprogramm
kurz zuvor so energisch vertreten hatte.
Es wurde getanzt, irgendwo.
Noch mehr Meth, an einer Straßenecke in die Augen geschossen, an eine Wand gelehnt. Jemand kam vorbei, rief uns etwas zu. Ich blinzelte und versuchte etwas zu erkennen.
»Verdammt, halten Sie endlich still!«
»Was hat er gesagt?«
Trepp zog noch einmal mein Augenlid hoch und runzelte konzentriert die Stirn.
»Er meinte, wir wären ein hübsches Pärchen. Scheiß-Junkie, wollte wahrscheinlich nur schnorren.«
Irgendwo in einer holzgetäfelten Toilette starrte ich in einen gesprungenen Spiegel und auf das Gesicht, das ich trug, als hätte ich ein Verbrechen an mir selbst verübt. Oder als würde ich darauf warten, dass jemand anderer hinter den faltigen Zügen auftaucht. Meine Hände lagen auf dem schmutzigen Metallwaschbecken, und die Epoxid-Streifen, mit denen das Ding an der Wand befestigt war, gaben unter meinem Gewicht reißende Geräusche von sich.
Ich hatte keine Ahnung, wie lange ich schon hier war.
Ich hatte keine Ahnung, wo dieses hier war. Oder an wie vielen Hiers wir an diesem Abend schon gewesen waren.
Doch all das spielte letztlich keine Rolle, weil…
Der Spiegel passte nicht richtig in den Rahmen. Man hatte spitze Splitter in die Plastikecken geschoben, damit das sternförmige Zentrum provisorisch an Ort und Stelle blieb.
Zu viele Splitter, zu viele Teile, murmelte ich. Und sie passten nicht zusammen.
Die Worte erschienen mir bedeutungslos, wie ein zufälliger Reim oder Rhythmus in gewöhnlicher Sprache. Ich glaubte nicht, dass ich jemals in der Lage sein könnte, diesen Spiegel zu reparieren. Ich würde mir die Finger in blutige Fetzen schneiden, wenn ich es versuchte. Scheiß drauf!
Ich ließ Rykers Gesicht im Spiegel zurück und taumelte zurück zu einem Tisch, auf dem sich Kerzen stapelten und an dem Trepp an einer langen elfenbeinfarbenen Pfeife nuckelte.
»Micky Nozawa? Ist das Ihr Ernst?«
»Verdammt, ja.« Trepp nickte energisch. »Die Faust der Flotte, nicht wahr? Hab’s mindestens viermal gesehen. Die New Yorker Experia-Ketten bringen eine Menge von diesem Kolonialzeug. Das ist inzwischen richtig hip geworden. Die Stelle, wo er den Harpunier mit einem einzigen Fußtritt erledigt. Man spürt den Schlag bis in die Knochen. Wunderbar! Bewegte Poesie. He, wussten Sie, dass er in jüngeren Jahren ein paar Holopornos gemacht hat?«
»Blödsinn! Micky Nozawa ist nie in Pornos aufgetreten. Das hatte er nicht nötig.«
»Wer sagt, dass er es nötig hatte? Die Tussis, mit denen er sich vergnügt hat… nun, ich hätte auch ohne Bezahlung mit ihnen gespielt.«
»Blöd. Sinn.«
»Ich schwöre es bei Gott. Dieser Sleeve mit der Nase und den Augen eines Europäers, den er im Wrack des Kreuzers fertig gemacht hat. Ein ganz früher Streifen.«
Dann war da eine Bar, in der absurde hybride Musikinstrumente an den Wänden und der Decke hingen und die Regale hinter der Theke mit antiken Flaschen, kunstvoll gearbeiteten Statuetten und anderem namenlosem Krempel voll gestopft waren. Der Lärmpegel war vergleichsweise niedrig, und ich trank etwas, das nicht danach schmeckte, als würde es meinem Körper allzu großen unmittelbaren Schaden zufügen. In der Luft lag ein leichter Moschusduft, und auf den Tischen standen kleine Tabletts mit Leckereien.
»Warum, zum Teufel, tun Sie das?«
»Was?« Trepp schüttelte benommen den Kopf. »Katzen halten? Ich mag es, wie…«
»Für Kawahara arbeiten. Sie ist eine beschissene Missgeburt, eine dreckige Meth-Fotze, die nicht einmal die Schlacke eines Stacks verdient hat. Wie können Sie…?«
Trepp griff nach meinem Arm, mit dem ich gestikulierte, und für einen kurzen Moment dachte ich, dass es zu Gewalttätigkeiten kommen würde. Das Neurachem erwachte träge zum Leben.
Doch dann legte sie meinen Arm liebevoll über ihre Schultern und zog mein Gesicht näher an ihres heran. Sie blinzelte mich träge an.
»Hören Sie zu.«
Es folgte eine längere Pause. Ich war ganz Ohr, während sich Trepp stirnrunzelnd konzentrierte, einen tiefen Schluck aus ihrem Glas nahm und es mit übertriebener Vorsicht abstellte. Sie hob den Finger.
»Richtet nicht, auf dass ihr nicht gerichtet werdet«, sagte sie mit schwerer Zunge.
Eine andere Straße, mit Gefälle. Plötzlich fiel das Gehen viel leichter.
Über uns standen die Sterne in voller Kraft am Himmel. So klar hatte ich sie während der ganzen Woche in Bay City nicht gesehen. Bei diesem Anblick blieb ich abrupt
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