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Das Unsterblichkeitsprogramm

Das Unsterblichkeitsprogramm

Titel: Das Unsterblichkeitsprogramm Kostenlos Bücher Online Lesen
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abgeschlossen ist und Sie von der Bildfläche verschwunden sind, werde ich Sachilowska zu Harlans Welt zurückschicken, damit sie den Rest ihrer Strafe absitzen kann.« Kawahara bückte sich, um den Holospeicher aufzuheben, den ich fallen gelassen hatte. Sie hantierte daran herum und blätterte ein paar Seiten durch. »Hier können Sie sehen, dass eine Rückgabeklausel in den Vertrag aufgenommen wurde. Damit verfällt natürlich ein größerer Anteil der ursprünglich bezahlten Gebühr, aber unter den gegebenen Umständen bin ich bereit, das in Kauf zu nehmen.« Sie lächelte schwach. »Sie sollten sich jedoch bewusst machen, dass eine Rückgabe in beide Richtungen wirksam werden kann. Was ich zurückgebe, kann ich jederzeit noch einmal kaufen. Falls Sie überlegen, sich eine Weile ins Unterholz zu verdrücken und dann wieder zu Bancroft zu rennen, sollten Sie diese Möglichkeit verwerfen. Auf dieser Schiene können Sie nicht gewinnen.«
    Der Lauf löste sich von meinem Genick, und Trepp trat zurück. Das Neurachem hielt mich aufrecht wie ein Bewegungsanzug für Querschnittsgelähmte. Ich starrte Kawahara benommen an.
    »Warum, zum Teufel, haben Sie all das getan?«, flüsterte ich. »Warum haben Sie mich überhaupt ins Spiel gebracht, wenn Sie gar nicht wollen, dass Bancroft die Wahrheit erfährt?«
    »Weil Sie ein Envoy sind, Kovacs.« Kawahara sprach langsam, als würde sie einem Kind etwas erklären. »Wenn es jemanden gibt, der Laurens Bancroft davon überzeugen kann, dass er durch eigene Hand starb, dann sind Sie es. Und weil ich Sie gut genug kenne, um Ihre Aktionen voraussehen zu können. Ich wollte, dass Sie kurz nach Ihrer Ankunft zu mir gebracht werden, aber das hat das Hotel verhindert. Und als Sie durch einen günstigen Zufall in der Wei-Klinik landeten, bemühte ich mich erneut, den Kontakt zu Ihnen herzustellen.«
    »Ich konnte mich durch einen Bluff aus der Klinik befreien.«
    »Ja, sicher. Ihre Biopiraten-Geschichte. Sie glauben wirklich, dass man Ihnen diesen zweitklassigen Experia-Blödsinn abgekauft hat? Kommen Sie zur Vernunft, Kovacs! Sie haben vielleicht ein paar Schritte Vorsprung gewonnen, während die Leute darüber nachdachten, aber der eigentliche Grund, der einzige Grund, warum Sie die Wei-Klinik unversehrt überstanden haben, hat damit zu tun, dass ich den Leuten gesagt habe, Sie in diese Richtung zu schicken.« Sie zuckte die Achseln. »Doch dann bestanden Sie darauf, sich aus dem Staub zu machen. Es war eine sehr blutige Woche, und daran gebe ich mir genauso viel Schuld wie allen anderen. Ich komme mir vor, wie ein Behaviourist, der sein Rattenlabyrinth nicht sorgfältig genug geplant hat.«
    »Also gut.« Ich bemerkte, dass ich zitterte. »Ich werde es tun.«
    »Ja, natürlich werden Sie es tun.«
    Ich suchte nach etwas, das ich noch sagen konnte, aber ich hatte das Gefühl, als hätte man mir jegliche Widerstandskraft operativ entfernt. Die Kälte in der Basilika schien bis in meine Knochen zu kriechen. Es kostete mich etwas Mühe, das Zittern zu unterdrücken, dann wandte ich mich zum Gehen. Trepp setzte sich in Bewegung, um sich mir anzuschließen. Wir hatten etwa ein Dutzend Schritte zurückgelegt, als Kawahara mir etwas nachrief.
    »Ach, Kovacs…«
    Ich drehte mich wie ein Schlafwandler um. Sie lächelte.
    »Wenn Sie es schaffen, das Problem schnell und sauber aus der Welt zu schaffen, werde ich mir vielleicht überlegen, Ihre Kooperation finanziell zu honorieren. Bezeichnen wir es als Prämie. Auf Verhandlungsbasis. Trepp wird Ihnen eine Nummer geben, unter der Sie Kontakt aufnehmen können.«
    Ich drehte mich wieder um und empfand eine Taubheit, die ich seit den rauchenden Ruinen von Innenin nicht mehr erlebt hatte. Ich spürte kaum, wie Trepp mir auf die Schulter klopfte.
    »Kommen Sie«, sagte sie freundlich. »Lassen Sie uns von hier verschwinden.«
    Ich folgte ihr nach draußen, unter der Architektur, die schwer auf die Seele drückte, unter dem höhnischen Grinsen der steinernen Wächter, und ich wusste, dass Kawahara zwischen den grauen Gebärmüttern ihrer Klone stand und meinen Abgang mit einem ähnlichen Lächeln beobachtete. Es schien ewig zu dauern, den Saal zu verlassen, und als sich das riesige stählerne Portal knarrend zur Außenwelt öffnete, war das eindringende Licht wie eine Infusion des Lebens, an die ich mich wie ein Ertrinkender klammerte. Mit einem Mal war die Basilika eine Vertikale, eine kalte Tiefe des Ozeans, aus der ich emporstieg, um an der

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