Das Unsterblichkeitsprogramm
Haar ihres Sleeves fast zu blond erblassen.
»Das kann ich Ihnen im Moment noch nicht versprechen«, brüllte ich zurück. »Aber ich arbeite daran. Zuerst müssen Sie das hier erledigen. Sich ein paar Punkte verdienen. Jetzt sollten Sie von der Bildfläche verschwinden, bevor die verdammte Sandy Kim Sie erspäht.«
Die lokale Polizei sorgte dafür, dass die Pressekopter auf Abstand blieben. Ortega, der es immer noch schlecht ging, hatte sich in einen Polizeiumhang gehüllt und wehrte die örtlichen Gesetzeshüter mit der gleichen glitzernden Intensität in den Augen ab, die sie auf den Beinen und bei Bewusstsein hielt. Die Leute von der Abteilung für Organische Defekte schrien, machten sich wichtig, pöbelten und blufften und hielten die Stellung, während Elliott sich an die Arbeit machte und die benötigten Szenen für das Überwachungssystem fälschte. Die Leute waren, wie Trepp völlig richtig festgestellt hatte, die stärkste Gang des Viertels.
»Morgen ziehe ich aus dem Apartment aus«, teilte Elliott mir zwischendurch mit. »Dort können Sie mich dann nicht mehr erreichen.«
Sie schwieg eine Weile, und pfiff immer wieder leise durch die Zähne, während sie an den generierten Bildern feilte. Schließlich warf sie mir einen Blick über die Schulter zu.
»Sie sagten, ich könnte mir ein paar Punkte bei diesen Leuten verdienen? Dass sie mir etwas schuldig sind?«
»Davon gehe ich aus.«
»Dann werde ich mich mit dem zuständigen Beamten in Verbindung setzen. Geben Sie mir seinen Namen, und ich werde mit ihm reden. Und versuchen Sie nicht, mich in Ember zu erreichen. Dort werde ich auch nicht sein.«
Ich sagte nichts, sondern sah sie nur an. Sie wandte sich wieder ihrer Arbeit zu.
»Ich möchte eine Weile allein sein«, sagte sie leise.
Für mich klang dieser Satz wie ein unglaublicher Luxus.
38
Ich beobachtete, wie er sich aus der Flasche mit fünfzehn Jahre altem Malt einschenkte, das Glas zum Telefon mitnahm und sich sorgfältig setzte. Die gebrochenen Rippen hatte man im Krankenwagen wieder zusammengeschweißt, aber die gesamte Seite war immer noch ein einziger Schmerz mit gelegentlichen Stichen wie von einem Feuerstein. Er nahm einen kleinen Schluck vom Whisky, sammelte sich und tippte dann eine Nummer in die Tastatur.
»Hier Sekretariat Bancroft, mit wem möchten Sie sprechen?« Es war dieselbe Frau im strengen Anzug, die auch beim letzten Mal meinen Anruf im Suntouch House beantwortet hatte. Derselbe Anzug, dieselbe Frisur, sogar dasselbe Make-up. Vielleicht war sie nur ein Konstrukt.
»Miriam Bancroft«, sagte er.
Wieder stellte sich das Gefühl ein, nur ein passiver Beobachter zu sein, das gleiche Gefühl der Entfremdung, das ich in der Nacht vor dem Spiegel empfunden hatte, als Rykers Sleeve die Waffen angelegt hatte. Die Fragmentation. Nur dass es diesmal viel schlimmer war.
»Einen Augenblick, bitte.«
Die Frau verschwand vom Bildschirm und wurde durch die Darstellung einer Streichholzflamme im Wind ersetzt. Sie bewegte sich im Rhythmus zu Klaviermusik, die klang, als würden Herbstblätter über ein altes Kopfsteinpflaster geweht. Eine Minute verging, dann erschien Miriam Bancroft, tadellos in eine elegante Jacke und Bluse gekleidet. Sie hob eine perfekt gepflegte Augenbraue.
»Mr. Kovacs. Welch eine Überraschung.«
»Ja, nun…« Er vollführte eine verlegene Geste. Selbst über den Komlink strahlte Miriam Bancroft eine Sinnlichkeit aus, die ihn aus dem Gleichgewicht brachte. »Ist die Leitung abhörsicher?«
»Davon gehe ich aus. Was wollen Sie?«
Er räusperte sich. »Ich habe nachgedacht. Es gibt da ein paar Punkte, über die ich mit Ihnen reden möchte. Möglicherweise muss ich Sie… äh… um Entschuldigung bitten.«
»Aha?« Diesmal zog sie beide Augenbrauen hoch. »Welchen Zeitpunkt hatten Sie für dieses Gespräch ins Auge gefasst?«
Er zuckte die Achseln. »Im Augenblick habe ich nichts zu tun.«
»Gut. Ich jedoch habe im Augenblick etwas zu tun, Mr. Kovacs. Ich bin zu einer Konferenz in Chicago unterwegs, und ich werde erst morgen Nachmittag wieder an der Westküste sein.« Die leise Andeutung eines Lächelns zuckte an ihren Mundwinkeln. »Können Sie so lange warten?«
»Klar.«
Sie beugte sich näher an den Bildschirm und kniff leicht die Augen zusammen. »Was ist mit Ihrem Gesicht passiert?«
Er legte die Hand an die blauen Flecken. Er hatte nicht damit gerechnet, dass sie in der schwachen Beleuchtung des Raums so auffällig waren. Genauso wenig,
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