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Das Unsterblichkeitsprogramm

Das Unsterblichkeitsprogramm

Titel: Das Unsterblichkeitsprogramm Kostenlos Bücher Online Lesen
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zur Seite traten. Ich hörte Stimmen. Ortega sprach mit vorgetäuschtem professionellem Desinteresse, Kawahara antwortete so moduliert wie der Mandroide bei Larkin & Green. Da mich das Betathanatin vor meinem Hass abschirmte, war meine Reaktion auf diese Stimme nur ein fernes Randereignis, wie das Aufblitzen und Krachen eines Schusses am Horizont.
    »… dass ich Ihnen nicht weiterhelfen konnte, Lieutenant. Wenn das, was Sie über die Wei-Klinik sagten, stimmt, scheint sein mentales Gleichgewicht erheblich nachgelassen zu haben, seit er für mich gearbeitet hat. Vielleicht hätte ich meine Verantwortung ernster nehmen sollen. Ich meine, ich hätte ihn niemals Laurens Bancroft empfohlen, wenn ich geahnt hätte, das so etwas geschehen könnte.«
    »Wie ich schon sagte, es sind lediglich Mutmaßungen.« Ortegas Tonfall wurde einen Tick schärfer. »Und ich wäre Ihnen sehr verbunden, wenn diese Details nicht die Runde machen würden. Solange wir nicht wissen, wohin Kovacs verschwunden ist und warum…«
    »Sicher. Ich verstehe, wie heikel diese Angelegenheit ist. Sie befinden sich hier Im Siebenten Himmel. Wir haben den Ruf der Diskretion zu wahren.«
    »Ja.« Ortega ließ eine Spur von Verachtung in ihre Stimme einfließen. »Davon habe ich gehört.«
    »Nun, dann können Sie beruhigt davon ausgehen, dass niemand etwas ausplaudern wird. Wenn Sie mich jetzt bitte entschuldigen würden, Lieutenant, Detective Sergeant. Ich müsste mich um verschiedene geschäftliche Angelegenheiten kümmern. Tia und Max werden Sie zum Landeplatz zurückbringen.«
    Die Tür schloss sich, und leise Schritte bewegten sich in meine Richtung. Ich spannte mich an. Ortega und ihre Eskorte näherten sich der Gangkreuzung, an der ich Stellung bezogen hatte. Das war ein Fall, mit dem niemand gerechnet hatte. Auf den Plänen lagen die Landeplattformen von Kawaharas Quartier aus gesehen bugwärts, und ich hatte diesen Aspekt berücksichtigt und mich von der Heckseite genähert. Eigentlich hätte es keinen Grund geben dürfen, warum Ortega und Bautista in die entgegengesetzte Richtung aufbrachen.
    Ich verspürte keine Panik, sondern nur das tief gefühlte Äquivalent eines Adrenalinstoßes, der mir eine nüchterne Hand voll Tatsachen präsentierte. Ortega und Bautista waren nicht in Gefahr. Sie schienen auf dem gleichen Weg gekommen zu sein, denn sonst wäre eine Bemerkung gefallen. Und wenn sie den Korridor passierten, in dem ich mich aufhielt, mussten ihre Begleiter nur einen Blick zur Seite werfen, um mich zu sehen. Die Räumlichkeiten waren gut beleuchtet, und in der Nähe gab es keine Versteckmöglichkeit. Doch da mein Körper kälter als die Umgebung war, mein Pulsschlag in Zeitlupe ging und meine Atemfrequenz entsprechend verlangsamt war, fehlten die subtilen Faktoren, durch die ein normaler Mensch auf die Anwesenheit eines anderen aufmerksam wurde. Natürlich nur unter der Voraussetzung, dass die Eskorte mit normalen Sleeves ausgestattet war.
    Und wenn sie in diesen Korridor abbogen, um die Treppe zu nehmen, über die ich gekommen war…
    Ich presste mich wieder gegen die Wand, stellte die Nadelpistole auf minimale Streuung ein und hörte auf zu atmen.
    Ortega. Bautista. Dahinter die zwei Begleiter. Sie waren so nah, dass ich Ortegas Haar hätte berühren können.
    Niemand blickte sich zu mir um.
    Ich wartete eine volle Minute, bis ich wieder zu atmen wagte. Dann sah ich mich an der Kreuzung der Korridore um, marschierte los und klopfte mit dem Griff der Nadelpistole an die Tür. Ohne auf eine Antwort zu warten, trat ich ein.

 
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    Der Raum war genauso, wie Miller ihn beschrieben hatte. Zwanzig Meter breit und mit entspiegelten Glaswänden versehen, die sich von der Decke zum Boden nach innen krümmten. An einem klaren Tag konnte man sich vielleicht auf die Schräge legen und das Meer betrachten, das mehrere tausend Meter tiefer lag. Die Einrichtung war schlicht und deutete auf Kawaharas Wurzeln in den frühen Jahren des Millenniums. Die Wände waren rauchgrau, der Boden bestand aus Verbundglas, und die Beleuchtung kam von Origamiskulpturen aus Illuminium, die auf eisernen Stativen in den Ecken standen. Eine Seite des Raums wurde von einer massiven schwarzen Stahlplatte beherrscht, die offenbar als Schreibtisch diente, auf der anderen befand sich eine Gruppe aus schieferfarbenen Sesseln rund um die Imitation eines als Feuerstelle genutzten Ölfasses. Dahinter lag ein bogenförmiger Durchgang, der Millers Vermutung zufolge ins

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