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Das Unsterblichkeitsprogramm

Das Unsterblichkeitsprogramm

Titel: Das Unsterblichkeitsprogramm Kostenlos Bücher Online Lesen
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sie versuchte, Verbindungen herzustellen. »Mit wem haben Sie gesprochen? Wahrscheinlich mit jemandem aus der Wei-Klinik. Lassen Sie mich nachdenken. Miller war einmal zum Anschauungsunterricht hier, aber Sie haben ihn ja zu Asche verbrannt… Ach so! Haben Sie sich schon wieder als Kopfjäger betätigt, Takeshi? Sie haben Felipe Miller doch nicht etwa in einer Hutschachtel nach Hause mitgenommen, oder?«
    Ich sagte nichts, sondern sah sie nur über den Lauf der Nadelpistole an, während ich wieder die schwachen Schreie durch die Tür hörte, an der ich gelauscht hatte. Kawahara zuckte die Achseln.
    »Es war kein Tiger. Aber etwas in der Art, ja.«
    »Und sie hat es herausgefunden?«
    »Ja, irgendwie.« Kawahara schien sich zu entspannen, was mich unter normalen Umständen nervös gemacht hätte. Unter dem Einfluss des Betathanatins jedoch wurde ich lediglich wachsamer. »Ein Wort an der falschen Stelle, vielleicht etwas, das ein Techniker gesagt hat. Sie müssen wissen, dass wir unsere Snuff-Kunden zuerst in eine virtuelle Version schicken, bevor wir sie auf die Realität loslassen. Es ist recht hilfreich, wenn wir wissen, wie sie reagieren, und in manchen Fällen überreden wir sie sogar, auf die Aktion zu verzichten.«
    »Wie rücksichtsvoll von Ihnen.«
    Kawahara seufzte. »Wie soll ich es Ihnen begreiflich machen, Takeshi? Wir sind ein Dienstleistungsunternehmen. Wenn wir legale Leistungen anbieten können, umso besser.«
    »Das ist Unsinn, Reileen. Sie verkaufen den Leuten ein virtuelles Vergnügen, und nach ein paar Monaten betteln sie darum, es real machen zu dürfen. Sie wissen genau, dass es so funktioniert. Wenn Sie ihnen etwas Illegales verkaufen, haben Sie sie in der Hand, vor allem, wenn es sich um sehr einflussreiche Personen handelt. Sie haben hier viele UN-Beamte zu Gast, nicht wahr? Generäle des Protektorats und ähnlicher Abschaum.«
    »Im Siebenten Himmel verkehrt die Elite.«
    »Zum Beispiel der weißhaarige Wichser, den ich oben abgeknallt habe? Er war eine wichtige Persönlichkeit, nicht wahr?«
    »Carlton McCabe?« Kawahara setzte ein alarmierendes Lächeln auf. »Ja, ich denke, das könnte man sagen. Ein Mann mit Einfluss.«
    »Würden Sie mir auch verraten, welchem Mann von Einfluss Sie versprochen haben, er könnte Mary Lou Hinchley die Eingeweide aus dem Leib reißen?«
    Kawahara versteifte sich leicht. »Nein, das würde ich nicht tun.«
    »Das dachte ich mir. Das möchten Sie lieber als Verhandlungsmasse zurückbehalten, nicht wahr? Gut, dann verschieben wir diese Frage auf später. Was ist also passiert? Hinchley wurde hierher gebracht, dann fand sie durch einen dummen Zufall heraus, wofür sie gemästet wurde, und versuchte zu fliehen. Vielleicht hat sie einen Gravtornister gestohlen.«
    »Das bezweifle ich. Diese Ausrüstung wird sehr streng bewacht. Vielleicht hat sie gedacht, sie könnte sich an die Hülle eines Shuttles klammern. Anscheinend war sie kein sehr intelligentes Mädchen. Die Einzelheiten sind noch ungeklärt, aber offenbar ist sie irgendwie heruntergefallen.«
    »Oder gesprungen.«
    Kawahara schüttelte den Kopf. »Ich glaube nicht, dass sie dazu den Mut aufgebracht hätte. Mary Lou Hinchley war keine Samurai-Kämpferin. Genauso wie die meisten gewöhnlichen Menschen hätte sie sich ans Leben geklammert, bis zum letzten entwürdigenden Augenblick. Um auf ein Wunder zu hoffen. Oder um Gnade zu winseln.«
    »Wie unelegant. Hat man ihr Verschwinden sofort bemerkt?«
    »Natürlich. Schließlich wartete ein Kunde auf sie. Wir haben das Fahrzeug abgeschossen.«
    »Wie peinlich.«
    »Sie sagen es.«
    »Aber noch viel peinlicher war es, als sie ein paar Tage später angespült wurde. In diesen Wochen hatte die Glücksfee gerade Urlaub, wie?«
    »Eine bedauerliche Geschichte«, räumte Kawahara ein, als würden wir über ein schlechtes Pokerblatt diskutieren. »Auch wenn wir mit etwas Ähnlichem gerechnet haben. Aber wir haben darin kein wirkliches Problem gesehen.«
    »Sie wussten, dass Sie Katholikin ist?«
    »Natürlich. Das war eine unabdingbare Voraussetzung.«
    »Und als Ryker dann auf die fragwürdige Konversion stieß, scheinen Sie sich in die Hosen gemacht zu haben. Hinchleys Aussage hätte Sie in große Schwierigkeiten gebracht, zusammen mit wer weiß wie vielen Ihrer einflussreichen Freunde. Der Siebente Himmel, eins der Häuser, und Sie unter dem Vorwurf, Snuff-Spiele veranstaltet zu haben. Wie haben Sie es damals auf New Beijing genannt? Ein unvertretbares Risiko.

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