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Das Unsterblichkeitsprogramm

Das Unsterblichkeitsprogramm

Titel: Das Unsterblichkeitsprogramm Kostenlos Bücher Online Lesen
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ist?«
    »Kristin Ortega? Natürlich. So schnell werde ich sie nicht vergessen. Wir haben uns praktisch eine Woche lang über einen Schreibtisch hinweg angebrüllt.«
    »Ihr Eindruck?«
    »Von Ortega?« Prescott reagierte überrascht. »Eine gute Polizistin, soweit mir bekannt ist. Hat den Ruf, ziemlich zäh zu sein. In der Abteilung für Organische Defekte arbeiten die taffsten Leute, also dürfte es nicht einfach sein, sich einen solchen Ruf zu erarbeiten. Sie hat die Ermittlungen sehr effizient durchgeführt…«
    »Was Bancroft anders sieht.«
    Pause. Prescott sah mich misstrauisch an. »Ich sagte effizient, nicht gründlich. Ortega hat ihre Pflicht getan, aber…«
    »Aber sie mag keine Meths, nicht wahr?«
    Wieder eine Pause. »Sie haben ein gutes Ohr für Stimmungen, Mr. Kovacs.«
    »Man schnappt so Einiges auf«, erwiderte ich bescheiden. »Glauben Sie, dass Ortega am Fall drangeblieben wäre, wenn Bancroft kein Meth gewesen wäre?«
    Prescott dachte eine Weile darüber nach. »Diese Vorurteile sind recht weit verbreitet«, sagte sie bedächtig. »Aber ich habe nicht den Eindruck, dass Ortega die Akte aus diesem Grund geschlossen hat. Ich glaube, dass sie sich nichts von weiteren Ermittlungen versprochen hat. Das Beförderungssystem der Polizei basiert zumindest teilweise darauf, wie viele Fälle gelöst werden. In diesem war keine schnelle Lösung zu erwarten. Außerdem ist Mr. Bancroft am Leben, also…«
    »Also hat sie Wichtigeres zu tun.«
    »Ja. Etwas in der Art.«
    Ich starrte wieder aus dem Fenster. Das Taxi raste über mehrstöckige Gebäude und Schluchten mit wimmelndem Verkehr hinweg. Ich spürte, wie in mir ein alter Zorn aufstieg, der nichts mit meinen derzeitigen Problemen zu tun hatte. Etwas, das sich im Laufe der Jahre beim Corps aufgestaut hatte, der emotionale Abrieb, an den man sich irgendwann gewöhnte, wie Schmutz auf der Seele. Virginia Vidaura, Jimmy de Soto, die auf Innenin in meinen Armen starben, Sarah… Der Katalog eines Verlierers, ganz gleich, aus welchem Blickwinkel man es betrachtete.
    Ich schloss die Erinnerungen weg.
    Die Narbe über meinem Auge juckte, und in meinen Fingerspitzen kribbelte die Nikotinsucht. Ich rieb die Narbe. Ließ die Zigaretten in der Tasche. Zu einem unbestimmten Zeitpunkt an diesem Morgen hatte ich beschlossen, damit aufzuhören. Ein Gedanke schoss mir durch den Kopf.
    »Prescott, Sie haben diesen Sleeve für mich ausgesucht, nicht wahr?«
    »Wie bitte?« Sie hatte sich offenbar eine Netzhautprojektion angesehen und brauchte einen Moment, um ihre Aufmerksamkeit wieder auf mich zu richten. »Entschuldigung. Was haben Sie gesagt?«
    »Dieser Sleeve. Stimmt es, dass Sie ihn ausgesucht haben?«
    Sie runzelte die Stirn. »Nein. Soweit mir bekannt ist, hat Mr. Bancroft darüber entschieden. Wir haben nur eine Auswahlliste gemäß der Spezifikationen zur Verfügung gestellt.«
    »Nein, er hat zu mir gesagt, seine Anwälte hätten sich darum gekümmert. Definitiv.«
    »Oh.« Das Stirnrunzeln klärte sich, und sie lächelte ein wenig. »Mr. Bancroft beschäftigt sehr viele Anwälte. Vermutlich hat er eine andere Kanzlei damit beauftragt. Warum?«
    Ich brummte. »Nichts. Wer diesen Körper vorher benutzt hat, war ein starker Raucher, und ich bin es nicht. Das ist ziemlich lästig.«
    Prescotts Lächeln wurde intensiver. »Wollen Sie damit aufhören?«
    »Wenn ich die Zeit dazu finde. Bancroft hat sich verpflichtet, mir einen neuen Sleeve zu stellen, wenn ich den Fall gelöst habe, also spielt es im Grunde keine Rolle. Ich mag es nur nicht, jeden Morgen mit dem Geschmack von Scheiße im Mund aufzuwachen.«
    »Glauben Sie, dass Sie es schaffen?«
    »Mit dem Rauchen aufzuhören?«
    »Nein. Den Fall zu lösen.«
    Ich sah sie ausdruckslos an. »Mir bleibt kaum eine andere Wahl. Haben Sie die Vereinbarungen meines Arbeitsvertrages nicht gelesen?«
    »Doch. Ich habe sie formuliert.« Prescott erwiderte den distanzierten Blick, aber in ihren Augen erkannte ich Spuren eines Unbehagens, was mich davon abhielt, ihr mit der geballten Faust den Nasenknochen ins Gehirn zu schlagen.
    »Na so was!«, sagte ich und verlegte mich wieder darauf, aus dem Fenster zu starren.
     
    UND MEINE FAUST IN DER FOTZE DEINER FRAU WÄHREND DU ZUSIEHST DU BESCHISSENER METH DU SCHLAPPSCHWANZ
    Ich nahm das Headset ab und blinzelte. Der Text war mit einigen groben, aber recht eindeutigen virtuellen Grafiken illustriert, und die Subsonik ließ meinen Schädel wie eine Glocke nachklingen. Prescott,

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