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Das Unsterblichkeitsprogramm

Das Unsterblichkeitsprogramm

Titel: Das Unsterblichkeitsprogramm Kostenlos Bücher Online Lesen
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Handtuch vom Stapel.«
    Ich stieg die kurze Treppe mit dem Metallgeländer hinunter und bog nach links in einen Korridor ab, der durch rotierende rote Lampen an der Decke erleuchtet wurde, wie sie außen an den Autotaxis angebracht waren. Der unaufhörliche Rhythmus der Junk-Musik ließ die Luft erzittern, als wäre dies die Vorkammer eines gewaltigen Herzens auf Tetrameth. Wie versprochen fand ich in einer Nische einen Haufen frischer weißer Handtücher und dahinter die Türen zu den Kabinen. Ich ging an den ersten vier vorbei, von denen zwei besetzt waren, und trat in die fünfte.
    Der Boden bestand aus einer samtschimmernden Polsterung, etwa zwei mal drei Meter groß. Falls er schmutzig war, ließ es sich nicht erkennen, weil die einzige Beleuchtung von einer einsamen rotierenden kirschroten Taxilampe kam. Die Luft war warm und abgestanden. Unter den fliegenden Schatten stand in einer Ecke eine ramponierte mattschwarze Kreditkonsole mit rotem LED-Digitaldisplay. Es gab Schlitze für Karten und Bargeld. Kein DNS-Sensor. Die gegenüberliegende Wand war aus Milchglas.
    Ich hatte etwas in dieser Art erwartet und mir auf dem Weg durch die Stadt an einer Autobank ein Bändel reales Geld auszahlen lassen. Ich wählte einen der großen plastikbeschichteten Scheine mit festgelegtem Wert, schob ihn in den Schlitz und drückte den Startknopf. Mein Kredit wurde in roten LED-Ziffern angezeigt. Hinter mir glitt die Tür leise zu und dämpfte die Musik, dann prallte ein Körper gegen das Milchglas, mit einer Heftigkeit, dass ich zusammenzuckte. Die Digitalziffern erwachten flackernd zum Leben. Bislang hatte die Sache kaum etwas gekostet. Ich betrachtete den gegen das Glas gepressten Körper. Schwere, platt gedrückte Brüste, ein weibliches Profil und die vagen Umrisse von Hüften und Schenkeln. Ein helles Stöhnen drang leise aus den verborgenen Lautsprechern. Worte wehten herein.
    »Willst du mich sehen sehen sehen…?«
    Ein Vokoder mit billigem Echomodul.
    Erneut drückte ich auf den Knopf. Das Milchglas klärte sich, und die Frau auf der anderen Seite wurde sichtbar. Mein Penis wurde hart. Ich verdrängte die pulsierende Regung, zwang das Blut zurück in die Muskeln, wie ich es zur Vorbereitung auf einen Kampf machen würde. Für diese Aktion musste ich schlaff bleiben. Wieder griff ich nach dem Bezahlknopf. Die Glasscheibe glitt zur Seite, und die Frau trat herein, wie jemand, der einer Dusche entstieg. Sie näherte sich mir, eine Hand glitt an mir hinab und streichelte mein Glied.
    »Sag mir, was du willst, Süßer«, kam es tief aus ihrer Kehle. Ohne die Vokodereffekte klang die Stimme recht hart.
    Ich räusperte mich. »Wie heißt du?«
    »Anenome. Willst du wissen, warum ich so genannt werde?«
    Ihre Hand arbeitete. Hinter ihr klickte leise das Zählwerk.
    »Ich möchte wissen, ob du dich an ein Mädchen erinnerst, das einmal hier gearbeitet hat«, sagte ich.
    Jetzt beschäftigte sie sich mit meinem Gürtel. »Süßer, jedes Mädchen, das einmal hier gearbeitet hat, würde niemals das für dich tun, was ich tun werde. Jetzt sag mir, was…«
    »Sie hieß Elizabeth. Das war ihr richtiger Name. Elizabeth Elliott.«
    Unvermittelt fielen ihre Hände von mir ab, genauso wie die Maske sexueller Erregung von ihrem Gesicht.
    »Was soll der Scheiß? Bist du der Sia?«
    »Was ist das?«
    »Die Sia. Die Bullen.« Ihre Stimme wurde schriller, und sie wich vor mir zurück. »He, das hatten wir schon mal…!«
    »Nein.« Ich machte einen Schritt auf sie zu, und sie ging in die Hocke. Sie schien durchaus zur Selbstverteidigung in der Lage zu sein. Ich zog mich wieder zurück und sprach leise weiter. »Nein, ich bin ihre Mutter.«
    Angespannte Stille. Sie starrte mich an.
    »Blödsinn. Lizzies Mutter ist eingelagert.«
    »Nein.« Ich nahm ihre Hand und legte sie zwischen meine Beine. »Spürst du was? Da tut sich nichts. Man hat mir diesen Sleeve gegeben, aber ich bin eine Frau. Ich würde nie… ich könnte nie…«
    Sie erhob sich langsam aus der Hocke und ließ fast widerstrebend die Arme sinken. »Wenn du mich fragst, sieht das nach erstklassiger Tankware aus«, sagte sie misstrauisch. »Wenn du gerade aus der Einlagerung gekommen bist, wieso hat man dich dann nicht zur Bewährung in den Knochensack irgendeines Junkies gesteckt?«
    »Ich wurde nicht auf Bewährung entlassen.« Das gründliche Corps-Training für verdeckte Missionen schoss durch meinen Geist wie eine Staffel tief fliegender Kampfjets, die die Grenzen der

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