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Das Unsterblichkeitsprogramm

Das Unsterblichkeitsprogramm

Titel: Das Unsterblichkeitsprogramm Kostenlos Bücher Online Lesen
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überhaupt einen neuen Sleeve bekam. Aber mittlerweile ließ die Wirkung der Schmerztabletten nach. Unter diesen Umständen waren Schießübungen nicht unbedingt angebracht. Ich machte mir auch nicht die Mühe, nach dem Preis zu fragen. Es war schließlich nicht mein Geld, das ich ausgab. »Und die Munition?«
    »Können Sie in Fünferpackungen erwerben. Für beide Waffen. Bei der Nemex ist ein Magazin im Kaufpreis enthalten. Eine Werbeaktion für das neue Produkt. Wäre das alles?«
    »Nicht ganz. Geben Sie mir zwei Fünferpackungen für beide Waffen.«
    »Zehn Magazine für beide?«, sagte Clive zweifelnd und ehrfürchtig zugleich. Das war in der Tat eine Menge Munition für eine Handwaffe. Aber ich hatte festgestellt, dass es Momente gab, in denen es viel mehr nützte, so viele Kugeln wie möglich herumfliegen zu lassen, als tatsächlich etwas zu treffen. »Und Sie wollten auch ein Messer, nicht wahr?«
    »Richtig.«
    »Sheila!« Clive drehte sich um und wandte sich einer großen Frau mit kurz geschnittenem blondem Haar zu, die im Schneidersitz auf einem Container saß, die Hände im Schoß und mit einer mattgrauen VR-Maske auf dem Gesicht. Sie blickte sich um, als sie ihren Namen hörte, dann erinnerte sie sich an die Maske und nahm sie ab. Clive winkte ihr, worauf sie blinzelnd von der Kiste stieg und nach der abrupten Rückkehr aus der virtuellen Realität mit leicht schwankenden Schritten auf uns zukam.
    »Sheila, dieser Kunde sucht eine Klinge. Kannst du ihm helfen?«
    »Klar.« Die Frau streckte mir schlaksig eine schmale Hand entgegen. »Ich bin Sheila Sorenson. An welche Art von Messer haben Sie gedacht?«
    Ich schüttelte ihr die Hand. »Takeshi Kovacs. Ich brauche etwas, das ich schnell werfen kann. Aber es muss klein sein. Etwas, das ich mir an den Unterarm schnallen kann.«
    »Gut«, sagte sie freundlich. »Kommen Sie mit? Sind Sie hier fertig?«
    Clive nickte mir zu. »Ich bringe diese Sachen zu Chip, der Sie Ihnen einpacken wird. Möchten Sie die Ware geliefert haben oder selber mitnehmen?«
    »Selber.«
    »Dachte ich mir.«
    Sheilas Reich erwies sich als kleiner rechteckiger Raum mit mehreren Zielsilhouetten aus Kork an einer Wand und einer Auswahl verschiedenster Waffen vom Stilett bis zur Machete an den übrigen drei Wänden. Sie suchte ein flaches schwarzes Messer mit grauer Metallklinge von etwa fünfzehn Zentimetern Länge aus.
    »Ein Tebbit-Messer«, sagte sie. »Ein ziemlich fieses Ding.«
    Dann drehte sie sich mit einer Lässigkeit um, als wollte sie etwas in einen Abfalleimer werfen, und schleuderte die Waffe auf die linke Zielscheibe. Sie sprang durch die Luft: wie etwas Lebendes und bohrte sich in den Kopf der Silhouette. »Klinge aus Tantalstahllegierung, Griff aus Kohlenstofffaserverbund. Zur Balance ist ein Feuerstein in den Knauf eingearbeitet. Natürlich können Sie den Leuten damit auch eins über den Schädel ziehen, wenn Sie sie nicht mit dem scharfen Ende erwischen wollen.«
    Ich ging zur Zielscheibe und zog das Messer heraus. Die Klinge war schmal und auf beiden Seiten rasiermesserscharf. In der Mitte verlief eine flache rot markierte Rinne, in die winzige Buchstaben eingraviert waren. Ich hielt die Waffe ins Licht, um die Schrift zu entziffern, aber es war eine mir unbekannte. Das graue Metall schimmerte matt.
    »Was ist das?«
    »Was?« Sheila trat neben mich. »Ach das. Der Biowaffencode. Die Hohlkehle ist mit C-381 überzogen. Bei Kontakt mit Hämoglobin produziert die Beschichtung Zyanidverbindungen. Weit genug von den Schneiden entfernt, also ist es kein Problem, wenn sie sich damit in den Finger schneiden. Nur wenn Sie es in etwas versenken, das Blut besitzt…«
    »Charmant.«
    »Hab doch gesagt, dass es ein ziemlich fieses Ding ist.« In ihrer Stimme klang unüberhörbar Stolz mit.
    »Ich nehme es.«
    Als ich wieder auf die Straße trat, mit meinen Einkäufen beladen, kam mir in den Sinn, dass ich nun doch eine Jacke brauchte, allein aus dem Grund, um mein neu erworbenes Arsenal zu verbergen. Ich suchte am Himmel nach einem Autotaxi, beschloss dann jedoch, dass der Sonnenschein einen Spaziergang rechtfertigte. Immerhin hatte ich das Gefühl, dass mein Kater allmählich nachließ.
    Ich hatte drei Blocks hügelabwärts zurückgelegt, als ich bemerkte, dass ich beschattet wurde.
    Es war die Envoy-Konditionierung, die nach dem Merge-Neun-Rausch träge zum Leben erwachte und es mir verriet. Der verstärkte Sinn für die Anwesenheit anderer Menschen, ein schwaches Zittern und

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