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Das Unsterblichkeitsprogramm

Das Unsterblichkeitsprogramm

Titel: Das Unsterblichkeitsprogramm Kostenlos Bücher Online Lesen
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entspannen. Sein Mund verzog sich frustriert, dann ließ er den Blaster sinken.
    »Also gut«, sagte er. »Deek, geh und hol Oktai.«
    Hinter meinem Rücken verließ jemand die Kabine. Der Blonde gab mir einen Wink mit seiner Waffe. »Sie setzen sich da in die Ecke.« Sein Tonfall klang geistesabwesend, beinahe beiläufig.
    Ich spürte, wie die Waffe aus meinem Genick genommen wurde, und gehorchte der Aufforderung. Als ich mich auf den Satinboden hockte, wog ich meine Chancen ab. Nachdem Deek gegangen war, hatte ich es immer noch mit drei Gegnern zu tun. Der Blonde, eine Frau, die anscheinend einen synthetischen Körper nach asiatischem Vorbild trug und einen Partikelblaster mit sich herumschleppte, dessen Abdruck ich immer noch im Nacken spürte, sowie ein großer Schwarzer, dessen einzige Bewaffnung ein Metallrohr darzustellen schien. Keine Chance. Diese Truppe war ein anderes Kaliber als die Straßenräuber an der Neunzehnten. Sie verkörperten kalte Entschlossenheit, so etwas wie die billige Version Kadmins im Hendrix.
    Einen Moment lang betrachtete ich die synthetische Frau und wunderte mich, aber es konnte nicht sein. Selbst wenn es ihm irgendwie gelungen war, die Anklagepunkte zu widerlegen, von denen Kristin Ortega gesprochen hatte, und sich einen neuen Sleeve zu verschaffen. Schließlich war Kadmin über alles informiert gewesen. Er wusste, wer ihn angeheuert hatte und wer ich war. Die Gesichter, die mich jetzt anstarrten, wussten gar nichts.
    Und so sollte es auch bleiben.
    Mein Blick kehrte zu Louises geschundenem Körper zurück. Es sah aus, als hätte man ihr die Haut der Schenkel aufgeschlitzt und dann die Ränder auseinander gezogen, bis die Wunde aufgerissen war. Einfach, grausam und sehr effektiv. Zweifellos hatte man sie gezwungen, die Folter zu beobachten, was den Schmerz um die Dimension des Entsetzens erweiterte. Niemand ertrug es für längere Zeit, wenn man sah, wie so etwas mit dem eigenen Körper angestellt wurde.
    Auf Sharya wurde die Methode häufig von der Religionspolizei eingesetzt. Louise benötigte wahrscheinlich eine gründliche psychochirurgische Behandlung, um über das Trauma hinwegzukommen.
    Der Blonde sah, wohin meine Augen gedriftet waren, und nickte mir mit einem grimmigen Lächeln zu, als wäre ich bei dieser Tat sein Komplize gewesen.
    »Sie würden wohl gerne wissen, warum ihr Kopf noch dran ist, was?«
    Ich warf ihm einen trostlosen Blick zu. »Nein. Sie machen den Eindruck eines vielbeschäftigten Mannes, aber ich schätze, dass Sie das noch erledigen werden.«
    »Dazu besteht kein Grund«, sagte er lässig und genoss offensichtlich diesen Moment. »Die gute alte Anenome ist Katholikin. In der dritten oder vierten Generation, hat sie gesagt. Mit eidesstattlicher Versicherung auf Disk und Abstinenzeid in den Dateien des Vatikans. Wir beschäftigen viele solcher Frauen. Was sich manchmal als recht praktisch erweist.«
    »Du redest zu viel, Jerry«, sagte die Frau.
    Die Augen des Blonden blitzten weiß in ihre Richtung, doch er verzichtete auf die Erwiderung, die er sich hinter den verkniffenen Lippen zurechtlegte, als sich zwei Männer – mutmaßlich Deek und Oktai – zu einem weiteren Schwall Junk-Musik in den kleinen Raum zwängten. Ich musterte Deek und sortierte ihn in die gleiche Schublade ein wie den Typ mit dem Rohr, dann widmete ich mich seinem Begleiter, der mich mit ruhigem Blick betrachtete. Mein Herz zuckte zusammen. Oktai war der Mongole.
    Jerry deutete mit einem Nicken auf mich.
    »Ist er das?«, fragte er.
    Oktai nickte, während sich ein wildes triumphierendes Grinsen auf seinem runden Gesicht breit machte. Seine schweren Hände spannten und entspannten sich. Er stachelte sich zu einem so extremen und tiefen Hass an, dass er daran zu ersticken drohte. Ich erkannte den Höcker, wo jemand ohne große Fachkenntnis seine Nase mit Kunstgewebe repariert hatte, aber das allein schien mir keine hinreichende Erklärung für das Ausmaß seines Zorns zu sein.
    »Okay, Ryker.« Der Blonde beugte sich vor. »Wollen Sie mir jetzt eine andere Geschichte erzählen? Könnten Sie mir jetzt erklären, warum Sie mir auf den Eiern rumtrampeln?«
    Er redete mit mir.
    Deek spuckte in eine Ecke.
    »Ich habe keine Ahnung«, sagte ich, »wovon Sie reden. Sie haben meine Tochter zu einer Prostituierten gemacht, und dann haben Sie sie getötet. Und dafür werde ich Sie töten.«
    »Ich bezweifle, dass Sie die Chance dazu erhalten werden«, sagte Jerry und ging vor mir in die Hocke. Er

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