Das Unsterblichkeitsprogramm
Polizei hat nichts gegen Sie in der Hand außer einer Verkehrswidrigkeit. Sie erzählen, dass Sie nur der Fahrer sind, dass Ihre Passagiere hinten eine kleine Meinungsverschiedenheit hatten, worauf ich Sie gezwungen habe, den Wagen zu landen. Dann kann Ihr Arbeitgeber Sie herausholen, und Sie bekommen einen Bonus, weil Sie nichts ausgeplaudert haben.«
Ich beobachtete den Bildschirm. Sein Ausdruck wurde unsicher, und er schluckte. Genug Zuckerbrot, Zeit für die Peitsche. Ich schaltete die Hitzesicherung wieder ein, hob den Blaster, damit er ihn sehen konnte und hielt ihn gegen Trepps Genick.
»Ich würde sagen, Sie haben eine gute Chance.«
Aus kürzester Distanz verdampfte der Blasterstrahl Rückgrat, Stack und alles in der näheren Umgebung. Ich drehte mich wieder zum Bildschirm um.
»Jetzt sind Sie am Zug.«
Das Gesicht des Fahrers verzerrte sich, und das Gefährt verlor ruckelnd an Höhe. Ich beobachtete den Verkehr durch das Fenster, dann beugte ich mich vor und tippte gegen den Bildschirm.
»Vergessen Sie nicht, die Verkehrsregeln zu missachten, ja?«
Er schluckte und nickte. Die Limousine sackte senkrecht durch den stockend fließenden Verkehr und kam mit einem Ruck auf dem Boden auf, während rund um uns ein hektischer Chor aus kreischendem Kollisionsalarm losging. Durch das Fenster erkannte ich die Straße wieder, durch die ich in der Nacht zuvor mit Curtis geflogen war. Unser Tempo verringerte sich ein wenig.
»Öffnen Sie die Tür auf der Beifahrerseite«, sagte ich und steckte den Blaster unter meine Jacke. Der Fahrer nickte wieder, dann ging knarrend die gewünschte Tür auf. Aber nur einen Spalt weit. Ich fuhr herum, versetzte ihr einen Fußtritt und hörte irgendwo über uns Sirenen heulen. Mein Blick traf für einen kurzen Moment den des Fahrers, und ich grinste.
»Kluger Mann«, sagte ich und hechtete aus dem langsam fahrenden Wagen.
Meine Schulter schlug gegen das Straßenpflaster, dann rollte ich durch erschrocken aufschreiende Passanten. Ich wurde von einer Mauer gestoppt und rappelte mich vorsichtig auf. Ein vorbeigehendes Pärchen starrte mich an, und ich fletschte die Zähne zu einem Lächeln, das sie veranlasste, hastig weiterzugehen und sich für etwas anderes zu interessieren.
Ein Schwall aus verbrauchter Luft umwehte mich, als ein Kreuzer der Verkehrspolizei dem vorschriftswidrig gelandeten Fahrzeug folgte. Ich blieb, wo ich war und erwiderte die immer seltener werdenden Blicke der Passanten, die meine unorthodoxe Ankunft beobachtet hatten. Auf jeden Fall ließ das Interesse an mir nach. Einer nach dem anderen wandten sich die Blicke ab und richteten sich auf die blinkenden Lichter des Polizeikreuzers, der nun bedrohlich über der Limousine schwebte, die inzwischen zum Stillstand gekommen war.
»Stellen Sie den Motor ab und bleiben Sie, wo Sie sind!«, tönte es aus den Lautsprechern.
Menschen eilten an mir vorbei und sammelten sich zu einer Zuschauermenge. Jeder wollte sich nach vorn drängeln und sehen, was passiert war. Ich lehnte mich gegen die Mauer und überprüfte, ob ich mich beim Sturz verletzt hatte. Da die Taubheit in meiner Schulter und im Rücken bereits nachließ, vermutete ich, dass ich es diesmal richtig gemacht hatte.
»Heben Sie die Hände, und treten Sie von Ihrem Fahrzeug zurück«, hallte die metallische Stimme des Verkehrspolizisten herüber.
Hinter den Köpfen der Zuschauer erkannte ich den Fahrer, der sich in der empfohlenen Haltung aus der Limousine zwängte. Er wirkte erleichtert, die Sache lebend überstanden zu haben.
Unwillkürlich fragte ich mich, warum diese Art, einen Konflikt zu beenden, in den Kreisen, in denen ich mich bewegte, nicht viel populärer war.
Vermutlich liefen einfach zu viele Leute mit geheimer Todessehnsucht herum.
Ich zog mich ein paar Schritte in der Menge zurück, dann drehte ich mich um und verschwand in der hell erleuchteten Anonymität der Nacht von Bay City.
15
»Das Persönliche ist politisch, wie alle so verdammt gerne betonen. Wenn also irgendein idiotischer Politiker, irgendein Machtspieler, eine Politik durchzusetzen versucht, die euch oder euren Angehörigen schadet, dann NEHMT ES PERSÖNLICH! Regt euch auf. Die Maschinerie der Justiz wird euch dabei keine Hilfe sein – sie ist langsam und kalt, und ihre Hard- und Software liegt in den Händen der Politiker. Nur die kleinen Leute leiden unter der Justiz, die Kreaturen der Macht entziehen sich ihr mit einem Grinsen und Augenzwinkern. Wenn ihr
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