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Das Unsterblichkeitsprogramm

Das Unsterblichkeitsprogramm

Titel: Das Unsterblichkeitsprogramm Kostenlos Bücher Online Lesen
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der Theke ab.
    Ich hörte, wie das fallen gelassene Glas zersplitterte, und als er wieder hochkam, nagelte ihn die Nemex wie in einer improvisierten Kreuzigungsszene an die ausgestellten Genussmittel. Er hing einen Moment lang da, was auf seltsame Weise elegant wirkte, dann drehte er sich und riss ein Flaschenregal mit, als er zu Boden ging. Deek stürzte ebenfalls und lebte noch, und eine undeutliche, klobig wirkende Gestalt, die sich gegen das Ende des Laufstegs gelehnt hatte, sprang vor und griff nach einer Handwaffe an der Hüfte. Ich hielt die Nemex weiter auf die Theke gerichtet – keine Zeit zum Umdrehen und Zielen – und feuerte einen Schuss aus der halb erhobenen Philips ab. Die Gestalt ächzte und geriet ins Wanken, verlor die Waffe und brach vor dem Laufsteg zusammen. Ich hob den linken Arm, streckte ihn aus; der Kopfschuss warf ihn auf die Tanzfläche zurück.
    Die Echos der Nemex hallten immer noch in den Winkeln des Raums nach.
    Inzwischen hatte ich auch Jerry gesichtet. Er war zehn Meter entfernt und fuhr von einem wackligen Tisch hoch, als ich ihn mit der Nemex ins Visier nahm. Er erstarrte.
    »Kluger Mann.« Das Neurachem sang wie Drähte im Wind, und ein Adrenalingrinsen hing mir schief im Gesicht. Mein Geist ratterte ein paar Zahlen herunter. Noch eine Kugel in der Philips und sechs in der Nemex. »Lassen Sie Ihre Hände, wo sie sind, und setzen Sie sich wieder. Wenn Sie nur einmal mit dem Finger zucken, schieße ich Ihnen die Hände weg.«
    Er ließ sich auf seinen Sitz zurücksinken, während es in seinem Gesicht arbeitete. Ich scannte die Peripherie und stellte fest, dass sich sonst niemand mehr im Raum bewegte. Vorsichtig stieg ich über Deek hinweg, der sich um seine Bauchwunden zusammengekrümmt hatte und ein tiefes gequältes Winseln ausstieß. Ich hielt die Nemex auf den Tisch vor Jerrys Unterleib gerichtet und ließ den anderen Arm sinken, bis die Philips nach unten zeigte. Dann drückte ich ab. Deeks Winseln verstummte.
    In diesem Moment fuhr Jerry hoch.
    »Sind Sie jetzt völlig durchgeknallt, Ryker? Hören Sie auf. Sie können doch nicht…!«
    Ich streckte ruckhaft den Arm mit der Nemex aus, und entweder das oder etwas in meinem Gesicht brachte ihn zum Schweigen. Hinter den Vorhängen am Ende des Laufstegs rührte sich nichts, und auch hinter der Theke war es still. Die Tür blieb geschlossen. Ich legte die restliche Strecke bis zu Jerrys Tisch zurück, zog mit dem Fuß einen Stuhl heran und setzte mich rittlings darauf, sodass ich ihn ansehen konnte.
    »Jerry«, sagte ich in ruhigem Tonfall, »Sie sollten anderen Leuten gelegentlich zuhören. Ich habe Ihnen schon einmal gesagt, dass ich nicht Ryker heiße.«
    »Wer auch immer Sie sind, ich habe Kontakte, verdammt!« Das Gesicht vor mir war so voller Bosheit, dass es mich wunderte, dass Jerry nicht daran erstickte. »Ich bin an die beschissene Maschine angeschlossen, ist das klar? Das hier. Alles. Sie werden dafür bezahlen, darauf können Sie einen lassen. Sie werden sich wünschen…«
    »Dass ich Ihnen niemals begegnet wäre«, brachte ich den Satz zu Ende. Ich verstaute die leere Philips wieder im Haftfaser-Holster. »Jerry, ich wünsche mir bereits, ich wäre Ihnen nie begegnet. Dafür haben Ihre kultivierten Freunde mit ihrem sehr kultivierten Vorgehen gesorgt. Aber ich stelle fest, dass sie Ihnen nicht gesagt haben, dass ich wieder frei bin. Hat sich Ihr Verhältnis zu Ray in letzter Zeit etwas abgekühlt?«
    Ich beobachtete sein Gesicht und sah, dass er nicht auf den Namen reagierte. Entweder war er sehr stressresistent, oder er spielte gar nicht in der Oberliga mit. Ich versuchte es noch einmal.
    »Trepp ist tot«, sagte ich beiläufig. Ein winziges Zucken seiner Augen. »Trepp und noch ein paar andere. Wollen Sie wissen, warum Sie noch am Leben sind?«
    Seine Lippen spannten sich an, aber er sagte nichts. Ich beugte mich über den Tisch und drückte die Mündung der Nemex gegen sein linkes Auge.
    »Ich habe Sie etwas gefragt.«
    »Fick dich selber.«
    Ich nickte und lehnte mich zurück. »Ein knallharter Typ, was? Also werde ich es Ihnen sagen. Weil ich ein paar Antworten brauche, Jerry. Sie könnten damit anfangen, dass Sie mir erzählen, was mit Elizabeth Elliott geschehen ist. Das dürfte nicht allzu schwierig sein, weil ich annehme, dass Sie sie persönlich zerschlitzt haben. Dann möchte ich wissen, wer Elias Ryker ist, für wen Trepp arbeitet und wo die Klinik ist, zu der Sie mich geschickt haben.«
    »Leck

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