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Das Urteil

Titel: Das Urteil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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mühsam heraus.
    »Wir warten«, sagte Napier.
    »Aber machen Sie schnell«, sagte Nitchman.
    »Danke«, sagte Hoppy, dann machte er schnell die Tür zu und schloß ab. Er sank im Wohnzimmer auf ein Sofa und starrte zur Decke empor, die sich im Uhrzeigersinn drehte.
    Keine Geräusche aus dem Obergeschoß. Die Kinder schliefen immer noch. Sein Herz hämmerte, und eine volle Minute lang dachte er daran, sich einfach hinzulegen und zu sterben. Der Tod wäre ihm jetzt willkommen. Er konnte die Augen schließen und davondriften, und in ein paar Stunden würde das erste Kind ihn sehen und 911 anrufen. Er war dreiund fünfzig, und ein schwaches Herz lag in der Familie, auf der Seite seiner Mutter. Millie würde Hunderttausend aus der Lebensversicherung bekommen.
    Als ihm bewußt wurde, daß sein Herz weiterzumachen gedachte, stand er langsam auf. Immer noch schwindlig, ertastete er sich seinen Weg in die Küche und goß sich eine Tasse Kaffee ein. Der Digitaluhr über dem Herd zufolge war es fünf Minuten nach sieben. Der vierte November. Eindeutig einer der schlimmsten Tage seines Lebens. Wie hatte er nur so blöd sein können?
    Er dachte daran, Todd Ringwald anzurufen, und er dachte daran, Millard Putt, seinen Anwalt anzurufen. Er beschloß, damit noch zu warten. Plötzlich hatte er es eilig. Er wollte das Haus verlassen haben, bevor die Kinder aufstanden, und er wollte diese beiden Agenten auf seiner Einfahrt loswerden, bevor die Nachbarn sie sahen. Außerdem praktizierte Millard Putt ausschließlich Immobilienrecht, und auch darin war er nicht sonderlich gut. Hier aber ging es um eine Strafsache.
    Eine Strafsache! Er verzichtete auf die Dusche und zog sich in Sekunden an. Er war halb mit Zähneputzen fertig, als sein Blick auf sein Spiegelbild fiel. Betrug stand auf seinem Gesicht geschrieben, war in seine Augen geprägt, so daß jedermann es sehen konnte. Er konnte nicht lügen. In ihm war keine Falschheit. Er war einfach Hoppy Dupree, ein ehrlicher Mann mit einer anständigen Familie, einem guten Ruf und so weiter. Er hatte nicht einmal in seinen Steuererklärungen je falsche Angaben gemacht!
    Also weshalb, Hoppy, warteten jetzt zwei FBI-Agenten draußen darauf, mit dir in die Innenstadt zu fahren, immerhin noch nicht ins Gefängnis, obwohl das bestimmt kommen würde, sondern in ein Bürohaus, wo sie ihn zum Frühstück verspeisen und seinen Betrug bloßstellen würden? Er beschloß, sich nicht zu rasieren. Vielleicht sollte er seinen Geistlichen anrufen. Er bürstete sein widerspenstiges Haar und dachte an Millie und an die Schande und an die Kinder und daran, was die Leute denken würden.
    Bevor Hoppy das Badezimmer verließ, übergab er sich. Draußen bestand Napier darauf, mit Hoppy zu fahren. Nitchman folgte ihnen in dem schwarzen Chrysler. Es wurde kein Wort gesprochen.
    Dupree Realty gehörte nicht zu der Sorte von Unternehmen, die Frühaufsteher anziehen. Das galt für den Samstag ebenso wie für den Rest der Woche. Hoppy wußte, daß sich bis mindestens neun, vielleicht sogar zehn Uhr niemand blicken lassen würde. Er schloß die Türen auf, machte Licht und sagte kein Wort, bis es an der Zeit war, sie zu fragen, ob sie Kaffee wollten. Beide lehnten ab. Offenbar wollten sie so schnell wie möglich mit dem Schlachtfest beginnen. Hoppy ließ sich an seiner Seite des Schreibtisches nieder; sie setzten sich wie Zwillinge ihm gegenüber. Es war ihm unmöglich, ihnen in die Augen zu sehen.
    Nitchman leitete das Gespräch mit den Worten ein: »Wissen Sie über Stillwater Bay Bescheid?«
    »Ja.«
    »Kennen Sie einen Mann namens Todd Ringwald?«
    »Ja.«
    »Haben Sie irgendeine Art von Vertrag mit ihm unterschrieben?«
    »Nein.«
    Napier und Nitchman sahen sich an, als wüßten sie, daß das eine Lüge war. Napier sagte herablassend: »Hören Sie, Mr. Dupree, Sie könnten sich Komplikationen ersparen, wenn Sie die Wahrheit sagen.«
    »Ich schwöre, das ist die Wahrheit.«
    »Wann haben Sie Todd Ringwald zum erstenmal getroffen?« fragte Nitchman; dabei holte er einen schmalen Notizblock aus der Tasche und begann mitzuschreiben.
    »Donnerstag.«
    »Kennen Sie Jimmy Hull Moke?«
    »Ja.«
    »Wann sind Sie ihm das erstemal begegnet?«
    »Gestern.«
    »Wo?«
    »Hier in diesem Büro.«
    »Was war der Zweck dieses Treffens?«
    »Ein Gespräch über das Stillwater-Bay-Projekt. Ich soll eine Gesellschaft vertreten, die KLX Properties heißt. KLX möchte in Stillwater Bay bauen, das in Mr. Mokes Bezirk in Hancock County

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