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Das Urteil

Titel: Das Urteil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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von einer Firma in Bilo xi für drei Jahre zu sechshundert im Monat geleast; als Leasingpartner fungierte die Rochelle Group, eine brandneue Firma, über die Fitch nichts hatte herausfinden können. Ein fast ein halbes Kilo schwerer Sender war mit Hilfe eines Magneten unter dem Kotflügel des linken Hinterrads angebracht worden; auf diese Weise konnte Marlee jetzt durch den an seinem Schreibtisch sitzenden Konrad verfolgt werden. Joe Boy hatte ihn dort angebracht, ein paar Stunden, nachdem sie ihr von Mobile aus gefolgt waren und ihr Nummernschild gesehen hatten.
    Ihr großes neues Apartment war von derselben Firma angemietet worden. Es kostete fast zweitausend Dollar im Monat. Marlee hatte beträchtliche Kosten, aber Fitch und seine Leute konnten keine Spur eines Jobs entdecken.
    Sie rief am späten Freitag abend an, nur Minuten, nachdem sich Fitch bis auf seine extragroßen Boxershorts und schwarzen Socken ausgezogen und sich wie ein gestrandeter Wal auf seinem Bett ausgestreckt hatte. Im Augenblick bewohnte er die Presidential Suite im obersten Stockwerk des Colonial Hotels in Biloxi am Highway 90, nur hundert Meter vom Golf entfernt. Wenn er sich die Mühe machte, hinauszuschauen, hatte er eine hübsche Aussicht auf den Strand. Niemand außerhalb seines kleinen Kreises wußte, wo er war.
    Der Anruf ging in der Rezeption ein, eine dringende Nachricht für Mr. Fitch, und er stürzte den Nachtportier in ein Dilemma. Das Hotel bekam eine Menge Geld dafür, daß es das Privatleben und die Identität von Mr. Fitch schützte. Der Portier durfte nicht ausplaudern, daß er Gast bei ihnen war. Die junge Dame wußte genau Bescheid.
    Als Marlee zehn Minuten später abermals anrief, wurde sie auf Fitchs Anweisung hin sofort mit ihm verbunden. Fitch war aufgestanden und hatte seine Boxershorts bis fast zur Brust hochgezogen; trotzdem hingen sie an seinen fleischigen Oberschenkeln herunter. Er kratzte sich die Stirn und fragte sich, wie sie ihn aufgespürt hatte. »Guten Abend«, sagte er.
    »Hi, Fitch. Tut mir leid, daß ich Sie so spät noch störe.« Ihr tat überhaupt nichts le id. Das ›i‹ in ›Hi‹ klang ganz bewußt dumpf, was bei Marlee öfter vorkam. Es war der Versuch, ein bißchen nach Südstaaten zu klingen. Die Aufzeichnungen aller acht Anrufe waren ebenso wie die Aufzeichnung ihrer Unterhaltung in New Orleans von Stimm- und Dialekt-Experten in New York analysiert worden. Marlee stammte aus dem Mittleren Westen, aus Ost-Kansas oder West-Missouri, wahrscheinlich von irgendwo im Umkreis von hundert Meilen von Kansas City.
    »Macht nichts«, sagte er und vergewisserte sich, daß der Recorder auf einem schmalen Klapptisch neben seinem Bett eingeschaltet war. »Wie geht es Ihrem Freund?«
    »Er ist einsam. Heute war Eheabend, wissen Sie das?« »Ich habe es gehört. Haben sich alle ehelich betätigt?« »Leider nicht. Es ist wirklich traurig. Die Männer haben sich John-Wayne-Filme angesehen, während die Frauen strickten.« »Niemand hat Sex gehabt?«
    »Nur sehr wenige. Angel Weese, aber sie ist bis über beide Ohren verliebt. Rikki Coleman. Millie Duprees Mann war da, ist aber nicht lange geblieben. Die Cards waren zusammen. Was mit Herman ist, weiß ich nicht. Und Savelle hatte Besuch.«
    »Was für eine Art von menschlichem Wesen hat etwas für Savelle übrig?«
    »Keine Ahnung. Niemand hat es gesehen.«
    Fitch deponierte seine breite Sitzfläche auf der Bettkante und kniff sich in den Nasenrücken. »Weshalb haben Sie Ihren Freund nicht besucht?« fragte er.
    »Wer hat behauptet, wir wären ein Paar?«
    »Was sind Sie dann?«
    »Freunde. Raten Sie mal, welche beiden Geschworenen miteinander schlafen?«
    »Woher soll ich das wissen?«
    »Raten Sie.«
    Fitch lächelte sein Spiegelbild an und bewunderte sein großartiges Aussehen. »Jerry Fernandez und sonst jemand.«
    »Gut geraten. Jerry liegt in Scheidung, und Sylvia ist auch einsam. Ihre Zimmer liegen genau gegenüber, und sonst kann man im Siesta Inn kaum etwas tun.«
    »Ist die Liebe nicht etwas Großartiges?«
    »Ich muß Ihnen sagen, Fitch, daß Krigler für die Anklage viel bewirkt hat.«
    »Die Geschworenen haben ihm zugehört, meinen Sie das?«
    »Sie haben sich kein Wort entgehen lassen. Sie haben ihm zugehört und ihm geglaubt. Er hat sie umgedreht, Fitch.« »Haben Sie keine besseren Neuigkeiten?«
    »Rohr macht sich Sorgen.«
    Sein Rückgrat versteifte sich. »Warum macht Rohr sich Sorgen?« fragte er und musterte sein verblüfftes Gesicht im

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