Das Urteil
liegt.«
Napier und Nitchman musterten Hoppy und schienen eine Stunde lang über seine Worte nachzudenken. Hoppy wiederholte sie in Gedanken. Hatte er etwas gesagt? Etwas, das seine Reise ins Gefängnis beschleunigen würde? Vielleicht sollte er von jetzt an schweigen und einen Anwalt hinzuziehen.
Napier räusperte sich. »Wir haben Mr. Moke in den letzten sechs Monaten observiert, und vor zwei Wochen hat er sich zu einem Arrangement bereiterklärt, wonach er mit uns zusammenarbeitet und dafür mit einer leichteren Strafe davonkommt.«
Hoppy hörte, was er sagte, aber die Worte drangen kaum in sein Bewußtsein vor.
»Haben Sie Mr. Moke Geld angeboten?« fragte Napier.
»Nein«, sagte Hoppy, weil er unmöglich ja sagen konnte.
Er sagte es schnell, ohne Nachdruck und ohne Überzeugungskraft, es kam einfach heraus. »Nein«, sagte er noch einmal. Er hatte ihm nicht eigentlich Geld angeboten. Er hatte nur den Weg freigemacht, damit sein Klient ihm Geld anbieten konnte. Das jedenfalls war seine Interpretation von dem, was er getan hatte.
Nitchman griff langsam in seine Brusttasche, tastete langsam darin herum, bis sich seine Finger am richtigen Ort befanden, zog ganz gemächlich so ein schmales Taschendings heraus und legte es mitten auf den Schreibtisch. »Sind Sie sicher?« fragte er fast höhnisch.
»Natürlich bin ich sicher«, sagte Hoppy und starrte fassungslos auf das gräßliche kleine Gerät.
Nitchman drückte auf einen Knopf. Hoppy hielt den Atem an und ballte die Fauste. Dann war da seine Stimme, die nervös über Lokalpolitik, Kasinos und Angeln plauderte, während Moke hin und wieder ein Wort einwarf. »Er hatte eine Wanze bei sich!« rief Hoppy, atemlos und völlig am Boden zerstört.
»Ja«, sagte einer von ihnen ernst.
Hoppy konnte nur den Recorder anstarren. »Oh, nein«, murmelte er.
Die Unterhaltung war weniger als vierundzwanzig Stunden zuvor geführt und aufgezeichnet worden, genau hier an diesem Schreibtisch bei Clubsandwiches und Eistee. Jimmy Hull hatte da gesessen, wo jetzt Nitchman saß, und sie hatten ein Schmiergeld von hunderttausend Dollar vereinbart, und das, während irgendwo an seinem Körper eine FBI-Wanze befestigt war.
Das Band lief weiter, bis der Schaden angerichtet war und Hoppy und Jimmy Hull sich hastig voneinander verabschiedeten. »Wollen Sie es noch einmal hören?« fragte Nitchman mit dem Finger auf dem Knopf.
»Nein, bitte nicht», sagte Hoppy und kniff sich in den Nasenrücken. »Sollte ich mit einem Anwalt sprechen?« fragte er, ohne aufzuschauen.
»Keine schlechte Idee«, sagte Napier mitfühlend.
Als er sie endlich ansah, waren seine Augen naß und rot. Seine Lippen bebten, aber er schob das Kinn vor und versuchte sich mutig zu geben. »Also, womit habe ich zu rechnen?«
Napier und Nitchman wurden jetzt beide etwas lockerer. Napier stand auf und trat an einen Bücherschrank. »Das ist schwer zu sagen«, sagte Nitchman, als würden darüber ganz andere Leute entscheiden. »Im vergangenen Jahr haben wir ein Dutzend Bauinspektoren auffliegen lassen. Den Richtern reicht es allmählich. Die Urteile werden härter.«
»Ich bin kein Bauinspektor«, sagte Hoppy.
»Gutes Argument. Ich würde sagen, drei bis fünf Jahre, in einem Bundes-, nicht in einem Staatsgefängnis.«
»Komplott zur Bestechung eines Regierungsbeamten«, setzte Napier hilfsbereit hinzu, dann kehrte er auf den Stuhl neben Nitchman zurück. Beide Männer saßen jetzt auf der Stuhlkante, und es sah aus, als würden sie jeden Augenblick aufspringen und Hoppy für seine Sünden verprügeln.
Das Mikrofon war die Kappe eines blauen Wegwerf-Kugelschreibers, der zusammen mit einem Dutzend anderer Stifte und billigen Kugelschreibern in einem verstaubten Marmeladenglas auf Hoppys Schreibtisch stand. Ringwald hatte es am Freitag morgen dort deponiert, als Hoppy kurz zur Toilette gegangen war. Die Stifte und Kugelschreiber sahen aus, als würden sie nie benutzt; es war die Art von Kollektion, die monatelang unberührt blieb, bis sie irgendwann einmal umsortiert wurde. Für den Fall, daß Hoppy oder sonst jemand auf die Idee kommen sollte, den blauen Kugelschreiber zu benutzen, würde sich herausstellen, daß er leer war, woraufhin er sofort im Papierkorb landen würde. Nur ein Techniker konnte ihn auseinandernehmen und die Wanze entdecken.
Vom Schreibtisch aus wurden die Worte zu einem kleinen, starken Sender weitergeleitet, der unter dem Waschtisch in der Toilette neben Hoppys Büro hinter dem Lysol
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