Das Urteil
einer komplizierten Serie von Paßwortschlüsseln umgehen. Sie waren sehr beeindruckt von Easters Hacker-Künsten.
Die Diskette enthielt den Teil eines Dokuments - der Wählerliste von Harrison County. Sie druckten, mit A beginnend und bis K fortlaufend, mehr als sechzehntausend Namen und Adressen aus. Zwischendrin machte Fitch eine Reihe von Stichproben. Auch er hatte eine vollständige Liste aller im County eingetragenen Wähler. Die Liste war nicht geheim, sie konnte für fünfunddreißig Dollar von Gloria Lane erstanden werden. In Wahljahren machten die meisten politischen Kandidaten von dieser Möglichkeit Gebrauch.
Aber zweierlei war merkwürdig an Easters Liste. Zum einen befand sie sich auf einer Computerdiskette, was bedeutete, daß es ihm irgendwie gelungen war, in Gloria Lanes Computer einzudringen und die Information zu stehlen. Und zum anderen: Wozu brauchte ein Teilzeit-Computerhacker und Teilzeit-Student eine solche Liste?
Wenn es Easter gelungen war, in den Computer der Gerichtskanzlei einzudringen, dann war er sicher auch in der Lage gewesen, ihn so zu manipulieren, daß sein eigener Name auf der Liste der potentiellen Geschworenen im Fall Wood stand.
Je mehr Fitch darüber nachdachte, desto plausibler erschien es ihm.
Hoppys Augen waren rot und verschwollen, als er am frühen Sonntag morgen an seinem Schreibtisch saß, starken Kaffee trank und auf neun Uhr wartete. Er hatte seit Samstag morgen nichts gegessen außer einer Banane beim Frühstückmachen, als es an der Tür geläutet hatte und Napier und Nitchman in sein Leben getreten waren. Sein Verdauungssystem war lahmgelegt, seine Nerven lagen bloß. Am Samstag abend hatte er zuviel Wodka getrunken, und das noch dazu zu Hause, was Millie strikt verboten hatte.
Die Kinder hatten am Samstag durchgeschlafen. Er hatte es keiner Menschenseele erzählt, ehrlich gesagt war ihm auch nicht besonders danach. Die Demütigung machte das schändliche Geheimnis sicher.
Um genau neun Uhr erschienen Napier und Nitchman mit einem dritten Mann, einem älteren, der gleichfalls einen strengen dunklen Anzug und eine ebenso strenge Miene zur Schau trug, als wäre er erschienen, um den armen Hoppy persönlich auszupeitschen. Nitchman stellte ihn als George Cristano vor. Aus Washington! Vom Justizministerium!
Cristano gab ihm kühl die Hand. Er hielt nichts von vielen Worten.
»Sagen Sie, Hoppy, würde es Ihnen etwas ausmachen, wenn wir dieses kleine Gespräch irgendwo anders führen?« fragte Napier, während er sich angewidert in dem Büro umsah.
»Es wäre sicherer«, setzte Nitchman erklärend hinzu. »Man weiß nie, ob nicht irgendwo eine Wanze versteckt ist«, sagte Cristano.
»Wem sagen Sie das?« sagte Hoppy, aber niemand fand es lustig. Konnte er es sich etwa leisten, irgend etwas abzulehnen? »Klar«, sagte er.
Sie fuhren in einem makellos sauberen Lincoln Town Car davon, Nitchman und Napier vorn, Hoppy hinten mit Cristano, der ihn gelassen darüber informierte, daß er irgendwo in den Tiefen des Justizministeriums saß und eine Art hochrangiger Assistent des Ministers war. Je näher sie der Küste kamen, desto gewichtiger wurde seine Position. Dann schwieg er.
»Sind Sie Demokrat oder Republikaner, Hoppy?« fragte Cristano nach einer besonders langen Gesprächspause. Napier bog nach rechts ab und fuhr in Richtung Westen an der Küste entlang.
Hoppy wollte niemanden vor den Kopf stoßen. »Das weiß ich selbst nicht so genau. Ich stimme immer für den Mann, müssen Sie wissen. Ich lege mich nicht auf eine Partei fest, verstehen Sie, was ich meine?«
Cristano drehte den Kopf und schaute aus dem Fenster, als wäre dies nicht das, was er hatte hören wollen. »Ich hatte gehofft, Sie wären ein guter Republikaner«, sagte er, immer noch aus dem Fenster aufs Meer hinausschauend.
Hoppy konnte alles sein, was diese Leute wollten. Absolut alles. Sogar ein eingeschriebener, fanatischer Kommunist, wenn er damit Mr. Cristano einen Gefallen tat.
»Ich habe für Reagan und Bush gestimmt«, sagte er stolz. »Und für Nixon. Sogar für Goldwater.«
Cristano nickte kaum wahrnehmbar, und Hoppy konnte ausatmen.
Dann schwiegen sie wieder. Napier hielt an einem Dock in der Nähe von Bay St. Louis, vierzig Minuten von Biloxi entfernt. Hoppy folgte Cristano eine Pier entlang und auf ein verlassenes, achtzehn Meter langes Charterboot, das Afternoon Delight hieß. Napier und Nitchman warteten beim Wagen, außer Sichtweite.
»Setzen Sie sich, Hoppy«, sagte
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