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Das Urteil

Titel: Das Urteil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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Blick über die Pier wandern. Weit entfernt hörte man ein paar Fischer arbeiten. Er beugte sich noch weiter vor und berührte sogar Hoppys Knie. »Es geht um Ihre Frau«, sagte er fast lautlos, dann lehnte er sich wieder zurück, um das erst mal einsickern zu lassen.
    »Meine Frau?«
    »Ja. Ihre Frau.«
    »Millie?«
    »So ist es.«
    »Was zum Teufel…«
    »Ich werde es Ihnen erklären.«
    »Millie?« Hoppy war fassungslos. Was konnte seine Millie mit der ganzen Geschichte zu tun haben?
    »Es ist der Prozeß, Hoppy«, sagte Cristano, und das erste Te il des Puzzles fiel auf den Tisch.
    »Raten Sie mal, wer den republikanischen Kandidaten für den Kongreß das meiste Geld spendet?«
    Hoppy war zu verblüfft und verwirrt, um darauf eine intelligente Antwort geben zu können.
    »So ist es. Die Tabakkonzerne. Sie stecken Millionen in die Wahlkampagnen, weil sie Angst haben vor der Federal Food and Drug Administration und es satt haben, von der Regierung gegängelt zu werden. Sie sind freie Unternehmer, genau wie Sie, Hoppy. Sie sind überzeugt, daß Leute rauchen, weil sie rauchen möchten, und sie haben die Regierung satt und diese klagewütigen Anwälte, die versuchen, sie aus dem Geschäft zu drängen.«
    »Politik«, sagte Hoppy und starrte fassungslos aufs Meer hinaus.
    »Reinste Politik. Wenn die Tabakindustrie diesen Prozeß verliert, kommt es zu einer Prozeßlawine, wie sie dieses Land noch nie erlebt hat. Die Konzerne werden Milliarden verlieren, und wir in Washington werden Millionen verlieren. Werden Sie uns helfen, Hoppy?«
    In die Realität zurückgerissen, brachte Hoppy nur ein »Wie bitte?« heraus.
    »Werden Sie uns helfen?«
    »Ich denke schon, aber wie?«
    »Millie. Sie reden mit Ihrer Frau und sorgen dafür, daß sie versteht, wie sinnlos und gefährlich dieser Fall ist. Sie muß sich im Geschworenenzimmer Gehör verschaffen, Hoppy. Sie muß gegen diese Liberalen in der Jury ankämpfen, die die Tabakkonzerne vielleicht zu einer horrenden Strafe verurteilen wollen. Können Sie das tun?«
    »Natürlich kann ich das.«
    »Aber werden Sie es auch tun, Hoppy? Wir möchten das Band nicht verwenden müssen.«
    Hoppy erinnerte sich plötzlich an das Band. »Ja, abgemacht.
    Ich fahre übrigens heute abend zu ihr.«
    »Sie müssen ihr die Sache klarmachen. Es ist ungeheuer wichtig - wichtig für uns im Justizministerium, für das ganze Land, und natürlich für Sie, weil Sie dann nicht fünf Jahre ins Gefängnis müssen.« Bei diesen letzten Worten brach er in ein wieherndes Gelächter aus und schlug sich mit der Hand aufs Knie. Hoppy lachte auch.
    Sie redeten eine halbe Stunde lang über die Strategie. Je länger sie auf dem Boot saßen, desto mehr Fragen hatte Hoppy. Was war, wenn Millie für die Tabakindustrie stimmte, die übrigen Geschworenen aber anders dachten und zugunsten der Klägerin urteilten? Was würde dann mit Hoppy passieren?
    Cristano versprach, seinen Teil des Handels einzuhalten, ganz gleich, wie das Urteil ausfiel, sofern Millie nur richtig abstimmte.
    Auf dem Rückweg zum Wagen hüpfte Hoppy praktisch die Pier entlang. Er war ein neuer Mensch, als er Napier und Nitchman wiedersah.
    Nachdem er drei Tage lang über seine Entscheidung nachgedacht hatte, überlegte es sich Richter Harkin am Samstag abend anders und verfügte, daß es den Geschworenen nicht gestattet war, am Sonntag in ihre Kirchen zu gehen. Er war überzeugt, daß alle vierzehn plötzlich das dringende Verlangen überkommen würde, mit dem Heiligen Geist zu kommunizieren, und die Vorstellung, daß sie sich über alle Teile des County verstreuten, war unausdenkbar. Er rief seinen Geistlichen an, der daraufhin seinerseits ein paar Telefongespräche führte und einen jungen Theologiestudenten auftrieb. Für Sonntag morgen elf Uhr wurde ein konfessionsübergreifender Gottesdienst geplant, im Partyzimmer des Siesta Inn.
    Richter Harkin ließ jedem Geschworenen eine kurze Nachricht zukommen. Die Nachrichten wurden unter den Türen hindurchgeschoben, bevor sie am Samstag abend aus New Orleans zurückkehrten.
    Sechs Geschworene nahmen an dem Gottesdienst teil, der eine ziemlich fade Angelegenheit war. Mrs. Gladys Card war anwesend, in erstaunlich schlechter Laune für einen Sabbath. Sie hatte sechzehn Jahre lang kein einziges Mal die Sonntagsschule in der Calvary Baptist Church versäumt; der Grund für ihr letztes Fehlen war der Tod ihrer Schwester in Baton Rouge gewesen. Sechzehn Jahre, ohne ein einziges Mal zu fehlen. Auf ihrer

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