Das Urteil
und Jankle redete eine volle Stunde. Eine Million hier für diesen guten Zweck, und eine Million dort für jene Werbekampagne. Elf Millionen allein im letzten Jahr.
Gelegentlich hörte Jankle sich an, als ob er Tabak verabscheute.
Nach einer sehr langen Kaffeepause um drei konnte Wendall Rohr Jankle ins Kreuzverhör nehmen. Er fing mit einer niederträchtigen Frage an, und um Jankles Sache stand es von Minute zu Minute schlechter.
»Trifft es nicht zu, Mr. Jankle, daß Ihr Konzern Hunderte von Millionen dafür ausgibt, die Leute zum Rauchen zu überreden, aber wenn diese Leute von Ihren Zigaretten krank werden, nicht einen Pfennig bezahlt, um ihnen zu helfen?«
»Ist das eine Frage?«
»Natürlich ist es eine. Beantworten Sie sie!«
»Nein. Das trifft nicht zu.«
»Gut. Wann hat Pynex das letzte Mal einen Pfennig zu einer der Arztrechnungen Ihrer Raucher zugezahlt?«
Jankle zuckte die Achseln und murmelte etwas.
»Entschuldigen Sie, Mr. Jankle. Das habe ich nicht verstanden. Meine Frage lautete, wann hat Pynex…«
»Ich habe die Frage gehört.«
»Dann beantworten Sie sie. Nennen Sie uns nur einen Fall, in dem Pynex angeboten hat, sich an den Arztrechnungen von jemandem zu beteiligen, der eines Ihrer Produkte geraucht hat.«
»Ich kann mich an keinen erinnern.«
»Also weigert sich Ihr Konzern, hinter seinen Produkten zu stehen.«
»Das ist keineswegs der Fall.«
»Gut. Nennen Sie den Geschworenen nur ein einziges Beispiel dafür, daß Pynex hinter seinen Zigaretten steht.«
»Unsere Produkte sind nicht schädlich.«
»Sie verursachen nicht Krankheit und Tod?« fragte Rohr ungläubig und schwenkte heftig die Arme.
»Nein, das tun sie nicht.«
»Also, damit es keine Mißverständnisse gibt: Sie erklären dieser Jury, daß Ihre Zigaretten nicht Krankheit und Tod verursachen?«
»Nur, wenn sie mißbraucht werden.«
Rohr lachte und spie das Wort ›mißbraucht‹ voller Abscheu heraus. »Sind Ihre Zigaretten dazu gedacht, mit irgendeiner Art von Feuerzeug angezündet zu werden?«
»Natürlich.«
»Und soll der von dem Tabak und dem Papier erzeugte Rauch durch das dem angezündeten Ende gegenüberliegende Ende eingesaugt werden?«
»Ja.«
»Und soll dieser Rauch in den Mund eindringen?«
›Ja.«
»Und soll er in die Atemwege inhaliert werden?«
»Das hängt von der Entscheidung des Rauchers ab.«
»Inhalieren Sie, Mr. Jankle?«
»Ja.«
»Sind Ihnen Untersuchungen bekannt, denen zufolge achtundneunzig Prozent der Zigarettenraucher inhalieren?« »Ja.«
»Also könnte man sagen, daß Sie wissen, daß der Rauch Ihrer Zigaretten inhaliert wird?«
»Vermutlich.«
»Sind Sie der Ansicht, daß Leute, die den Rauch inhalieren, das Produkt mißbrauchen?«
»Nein.«
»Also, Mr. Jankle, dann sagen Sie uns bitte, wie mißbraucht man eine Zigarette?«
»Indem man zuviel raucht.«
»Und wieviel ist zuviel?«
»Das hängt von jedem Einzelnen ab.«
»Ich rede nicht mit jedem einzelnen Raucher, Mr. Jankle. Ich rede mit Ihnen, dem Generaldirektor von Pynex, einem der größten Zigarettenhersteller der Welt. Und ich frage Sie, wieviel ist Ihrer Ansicht nach zuviel?«
»Ich würde sagen, mehr als zwei Schachteln pro Tag.«
»Mehr als vierzig Zigaretten pro Tag?«
»Ja.«
»Und auf welcher Untersuchung basiert das?«
»Auf gar keiner. Das ist lediglich meine Ansicht.«
»Unter vierzig, und Rauchen ist nicht ungesund. Über vierzig, und das Produkt wird mißbraucht. Ist das Ihre Ansicht?«
»Es ist meine Ansicht.« Jankle begann sich zu winden, und warf einen Blick auf Cable, der wütend in eine andere Richtung schaute. Die Mißbrauchstheorie war neu, eine Schöpfung von Jankle. Er hatte darauf bestanden, sie vorzutragen.
Rohr senkte die Stimme und betrachtete seine Notizen. Er ließ sich Zeit, weil er sich den Todesstoß nicht verderben wollte. »Würden Sie den Geschworenen mitteilen, was Sie als Generaldirektor unternommen haben, um die Öffentlichkeit zu warnen, daß mehr als vierzig Zigaretten pro Tag gefährlich sind?«
Jankle hatte eine schnelle Erwiderung parat, aber dann überlegte er es sich anders. Sein Mund öffnete sich und blieb dann einen langen, qualvollen Moment lang offenstehen. Nachdem der Schaden angerichtet war, nahm er sich zusammen und sagte: »Ich glaube, Sie haben mich mißverstanden.«
Rohr dachte nicht daran, ihn Erklärungen liefern zu lassen. »Das ist durchaus möglich. Ich glaube nicht, daß ich auf einem Ihrer Produkte je eine Warnung gesehen habe, die besagt,
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