Das Urteil
mit der Arbeit fertig zu werden, um nach Hause zu den Kindern zu kommen. Schon der bloße Anblick des mit Höchstgeschwindigkeit durch die Gänge stürmenden Fitch mit dem bulligen José im Schlepptau bewirkte, daß erwachsene Männer sich schleunigst in irgendwelche Zimmer verzogen.
Im Suburban händigte José Fitch einen Stapel Faxe aus, die er während der Fahrt in seine Zentrale überflog. Das erste war eine Aufstellung von Marlees Bewegungen seit ihrem gestrigen Treffen auf der Pier. Nichts Ungewöhnliches.
Das nächste war eine Zusammenfassung dessen, was in Kansas ablief. Eine Claire Clement war in Topeka ausfindig gemacht worden, aber sie lebte in einem Altersheim. Eine weitere in Des Moines beantwortete den Anruf vom Gebrauchtwagenhandel ihres Mannes aus. Swanson meldete, daß sie vielen Spuren nachgingen, aber was Details anging, war der Bericht ziemlich dürftig. Einer von Jeff Kerrs früheren Mitstudenten war in Kansas City gefunden worden, und sie versuchten, ein Zusammentreffen zu arrangieren.
Sie kamen an einem kleinen Supermarkt vorbei, und eine Bierreklame im Schaufenster erregte Fitchs Aufmerksamkeit. Der Geschmack und der Duft eines kalten Biers fesselten seine Sinne, und alles in Fitch verlangte nach einem Drink. Nur einen. Nur ein einziges herrliches, eiskaltes Bier in einem großen Krug. Wie lange war das her?
Der Drang, anzuhalten, wurde übermächtig. Fitch schloß die Augen und versuchte, an etwas anderes zu denken. Er konnte José hineinschicken und ihn nur eine, wirklich nur eine kalte Flasche kaufen lassen, und damit hätte es sich. Oder etwa nicht? Nach neun Jahren Enthaltsamkeit würde er doch bestimmt einen lächerlichen Drink verkraften können. Weshalb sollte er sich nicht einen einzigen gönnen?
Weil er Millionen gehabt hatte. Und wenn José hier anhielt, dann würde er zwei Blocks weiter abermals anhalten. Und wenn sie schließlich das Büro erreichten, würde der Suburban voll von leeren Flaschen sein, und Fitch würde vorbeifahrende Wagen damit bewerfen. Er war als Betrunkener nicht eben erfreulich.
Aber nur eins, um seine Nerven zu beruhigen, um diesen elenden Tag vergessen zu können.
»Sind Sie okay, Boß?« fragte José.
Fitch grunzte etwas und hörte auf, an Bier zu denken. Wo war Marlee, und weshalb hatte sie heute nicht angerufen? Der Prozeß ging seinem Ende entgegen. Es würde Zeit kosten, einen Handel abzuschließen und in die Tat umzusetzen.
Er dachte an den Artikel im Mogul, und er sehnte sich nach Marlee. Er hörte Jankles idiotische Stimme, wie er seine brandneue Verteidigungstheorie aufs Tapet brachte, und er sehnte sich nach Marlee. Er schloß die Augen und sah die Gesichter der Geschworenen vor sich, und er sehnte sich nach Marlee.
Weil Derrick sich inzwischen für einen der Hauptakteure hielt, wählte er für Mittwoch abend einen neuen Treffpunkt.
Es war ein dubioses Lokal im Schwarzenviertel von Biloxi, ein Ort, an dem Cleve schon einmal gewesen war. Derrick bildete sich ein, die Oberhand zu haben, wenn das Treffen in seinem Revier stattfand. Cleve bestand darauf, daß sie sich vorher auf dem Parkplatz trafen.
Der Parkplatz war fast voll. Cleve kam spät. Derrick entdeckte ihn, als er einparkte, und ging zur Fahrerseite.
»Ich halte das nicht für eine gute Idee«, sagte Cleve und betrachtete durch den offenen Fensterspalt das dunkle Backsteingebäude mit Stahlstangen vor den Fenstern.
»Es ist okay«, sagte Derrick, selbst ein bißchen besorgt, aber er hatte nicht vor, sich das anmerken zu lassen. »Es ist völlig ungefährlich.«
»Ungefährlich? Im letzten Monat hat es hier drei Messerstechereien gegeben. Außer meinem ist hier kein weißes Gesicht zu sehen. Und Sie erwarten von mir, daß ich mit fünftausend Dollar in der Tasche da reingehe und Sie ihnen gebe? Was meinen Sie, über wen werden sie zuerst herfallen? Über Sie oder über mich?«
Derrick sah ein, daß er recht hatte, dachte aber nicht daran, so rasch nachzugeben. Er beugte sich näher an das Fenster heran und ließ, plötzlich wesentlich ängstlicher, den Blick über den Parkplatz schweifen.
»Ich finde, wir gehen da jetzt rein«, sagte er, den zähen Burschen mimend.
»Kommt nicht in Frage«, sagte Cleve. »Wenn Sie das Geld wollen, dann kommen Sie ins Waffle House an der 90.« Cleve startete den Motor und schloß das Fenster. Derrick sah, wie er davonfuhr, seine fünftausend Dollar irgendwo in greifbarer Nähe, und rannte zu seinem Wagen.
Sie aßen Pfannkuchen und tranken
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