Das Urteil
daß mehr als vierzig Zigaretten pro Tag gefährlich sind und einen Mißbrauch darstellen. Weshalb nicht?«
»Das wird nicht von uns verlangt.«
»Von wem verlangt?«
»Von der Regierung.«
»Wenn die Regierung nicht von Ihnen verlangt, daß Sie die Leute warnen, daß Ihre Produkte mißbraucht werden können, dann tun Sie es bestimmt nicht freiwillig, oder?«
»Wir halten uns an die Gesetze.«
»Haben die Gesetze von Pynex verlangt, im vorigen Jahr vierhundert Millionen Dollar für die Werbung auszugeben?«
»Nein.«
»Aber Sie haben es getan, oder?«
»Etwa in der Höhe, ja.«
»Und wenn Sie Raucher vor potentiellen Gefahren warnen wollten, dann könnten Sie das ohne weiteres tun, oder?«
»Ich nehme es an.«
Rohr ging rasch zu Butter und Zucker über, zwei Produkten, die Jankle als mögliche rweise gefährlich erwähnt hatte. Es bereitete Rohr ein diebisches Vergnügen, auf die Unterschiede zwischen ihnen und Zigaretten hinzuweisen und Jankle ziemlich dumm dastehen zu lassen.
Das Beste hob er sich bis zuletzt auf. Während einer kurzen Unterbrechung wurden die Videomonitore abermals hereingerollt. Als die Geschworenen zurückkehrten, wurde das Licht gedämpft, und dann erschien Jankle auf den Bildschirmen und hob die rechte Hand, nachdem er aufgefordert worden war, die Wahrheit und nichts als die Wahrheit zu sagen. Der Anlaß war eine Anhörung vor einem Unterausschuß des Kongresses. Neben Jankle standen Vandemeer und die beiden anderen Generaldirektoren der Großen Vier, alle per Gerichtsbeschluß vorgeladen, um einer Gruppe von Politikern Rede und Antwort zu stehen. Sie sahen aus wie vier Mafia-Dons, die im Begriff sind, dem Kongreß zu erklären, so etwas wie organisiertes Verbrechen gäbe es nicht. Das Verhör war brutal.
Die Aufzeichnung war stark redigiert. Einer nach dem anderen wurden sie rundheraus ge fragt, ob Nikotin süchtig macht, und alle bestritten es nachdrücklich. Jankle kam als letzter an die Reihe, und als er es wütend verneinte, wußten die Geschworenen, genau wie der Unterausschuß, daß er log.
28
W ährend einer hitzigen Vierzig-Minuten-Diskussion mit Cable in seinem Büro lud Fitch das meiste von dem ab, was ihm an der Vorgehensweise der Verteidigung nicht gefiel. Er fing mit Jankle und seiner brillanten neuen Verteidigungsstrategie, dem Mißbrauch von Zigaretten, an, einer völlig hirnverbrannten Theorie, die ihren Untergang bedeuten konnte. Cable, nicht in der Stimmung, sich Vorwürfe machen zu lassen, schon gar nicht von einem Nicht-Juristen, den er ohnehin verabscheute, wies wiederholt darauf hin, daß er Jankle angefleht hatte, das Thema Mißbrauch nicht anzuschneiden. Aber Jankle war in einem früheren Leben Anwalt gewesen und hielt sich für einen genialen Denker, dem die goldene Chance zuteil geworden war, Big Tobacco zu retten. Jankle saß jetzt in einem Pynex-Jet auf dem Rückflug nach New York.
Und Fitch meinte, die Jury könnte vielleicht von Cable genug haben. Rohr hatte die Arbeit im Gerichtssaal unter seiner Verbrecherbande aufgeteilt. Weshalb konnte nicht auch Cable neben Felix Mason noch einen anderen Anwalt mit der Vernehmung von ein paar Zeugen beauftragen? Ihm standen weiß Gott genug Leute zur Verfügung. War es Selbstherrlichkeit? Sie blitzten sich über den Schreibtisch hinweg an.
Der Artikel in Mogul hatte Nerven bloßgelegt und den Druck erheblich verstärkt.
Cable erinnerte Fitch daran, daß er der Anwalt war und auf dreißig recht erfolgreiche Jahre im Gerichtssaal zurückblicken konnte. Er war besser imstande, die Stimmung und die Reaktionen der Geschworenen zu beurteilen.
Und Fitch erinnerte Cable daran, daß dies der neunte Tabakprozeß war, den er steuerte, ganz zu schweigen von den Verfahren, die er zum Scheitern gebracht hatte. Und er hatte vor Gericht ganz eindeutig schon bessere Arbeit gesehen als das, was Cable ablieferte.
Als das Schreien und die Beschimpfungen abebbten und beide Männer versuchten, sich zusammenzunehmen, stimmten sie darin überein, daß die Verteidigung sich kurz fassen sollte. Cable ging von drei weiteren Tagen aus, und das schloß alle Kreuzverhöre ein, die Rohr eventuell zu führen gedachte. Drei Tage und nicht mehr, sagte Fitch.
Er schlug die Tür hinter sich ins Schloß und sammelte auf dem Flur José ein. Zusammen stürmten sie durch die Büros, in denen immer noch Hochbetrieb herrschte. Anwälte in Hemdsärmeln, Pizza essende Anwaltsgehilfen und erschöpfte Sekretärinnen schossen herum und versuchten,
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