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Das Urteil

Titel: Das Urteil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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Kaffee an der Theke. Die Unterhaltung ging leise vonstatten, weil der Koch weniger als drei Meter von ihnen entfernt Eier und Würstchen auf einen Grill warf und anscheinend versuchte, sich kein Wort entgehen zu lassen.
    Derrick war nervös, und seine Hände zitterten. Für Cleve dagegen war das Ganze keine sonderlich wichtige Affäre.
    Laufburschen übergaben täglich irgendwelches Bargeld. »Also, ich finde, zehn Riesen sind vielleicht nicht genug, verstehen Sie, was ich meine?« sagte Derrick schließlich, einen Satz von sich gebend, den er fast den ganzen Nachmittag über geprobt hatte.
    »Ich dachte, wir hätten uns geeinigt«, sagte Cleve ungerührt und kaute auf seinem Pfannkuchen.
    »Aber ich habe den Eindruck, Sie wollen mich über den Tisch ziehen.«
    »Ist das Ihre übliche Verhandlungsmethode?«
    »Sie bieten nicht genug, Mann. Ich habe darüber nachgedacht.
    Ich war heute morgen sogar im Gericht und habe mir einen Teil von dem Prozeß angehört. Ich weiß jetzt, was da vor sich geht.
    Ich habe alles kapiert.«
    »Ach, haben Sie das?«
    »Ja. Und ihr Typen spielt nicht fair.«
    »Gestern abend, als wir uns auf zehn geeinigt haben, haben Sie sich nicht beschwert.«
    »Jetzt liegen die Dinge anders. Gestern abend haben Sie mich überfahren.«
    Cleve wischte sich den Mund mit einer Papierserviette ab und wartete, bis der Koch jemanden am entgegengesetzten Ende der Theke bediente. »Und was wollen Sie?«
    »Einen ganzen Batzen mehr.«
    »Wir haben keine Zeit für irgendwelche Spielchen. Sagen Sie mir, was Sie wollen.«
    Derrick schluckte hart und warf einen Blick über die Schulter.
    Ganz leise sagte er: »Fünfzigtausend und dazu einen Anteil von der Urteilssumme.«
    »Wie hoch?«
    »Ich denke, zehn Prozent wären fair.«
    »Ach, tun Sie das?« Cleve warf die Serviette auf seinen Teller. »Sie haben den Verstand verloren«, sagte er, dann legte er einen Fünf-Dollar-Schein neben seinen Teller. Er stand auf und sagte: »Wir hatten uns auf zehn geeinigt. Dabei bleibt es.
    Irgendwas Größeres, und wir werden erwischt.«
    Cleve verschwand eiligst. Derrick durchsuchte seine Taschen und fand nichts als Kleingeld. Der Koch stand plötzlich ganz in seiner Nähe und beobachtete die verzweifelte Suche nach Geld.
    »Ich dachte, er würde zahlen«, sagte Derrick, in seiner Hemdtasche kramend.
    »Wieviel haben Sie?« fragte der Koch und nahm den Fünf-Dollar-Schein neben Cleves Teller an sich.
    »Achtzig Cent.«
    »Das reicht.«
    Derrick rannte hinaus auf den Parkplatz, wo Cleve bei laufendem Motor und mit offenem Fenster in seinem Wagen wartete. »Ich wette, die andere Seite zahlt mehr«, sagte er, nachdem er sich vorgebeugt hatte.
    »Dann versuchen Sie es. Gehen Sie morgen hin und sagen Sie ihnen, Sie wollten fünfzigtausend für eine Stimme.«
    »Und zehn Prozent.«
    »Sie spinnen, mein Junge.« Cleve schaltete langsam den Motor ab und stieg aus. Er zündete sich eine Zigarette an. »Sie haben keine Ahnung, wie das läuft. Ein Urteil zugunsten der Verteidigung bedeutet, daß überhaupt kein Geld den Besitzer wechselt. Null für die Klägerin bedeutet Null für die Verteidigung. Es bedeutet keinerlei Prozentsatz für irgend jemanden. Die Anwälte der Klägerin bekommen vierzig Prozent von Null. Kapieren Sie das?«
    »Ja«, sagte Derrick langsam, aber offensichtlich noch etwas verwirrt.
    »Hören Sie, was ich Ihnen anbiete, ist verdammt kriminell.
    Werden Sie nicht habgierig. Sonst werden Sie erwischt.« »Zehntausend kommt mir sehr wenig vor für eine so große Sache.«
    »So dürfen Sie das nicht sehen. Überlegen Sie doch mal. Sie hat keinerlei Ansprüche. Sie tut ihre Bürgerpflicht und bekommt fünfzehn Dollar pro Tag vom County dafür, daß sie eine gute Bürgerin ist. Die Zehntausend sind Bestechungsgeld, ein schmutziges kleines Geschenk, das man vergessen muß, sobald man es bekommen hat.«
    »Aber wenn Sie ihr einen Anteil anbieten, dann spornt sie das dazu an, sich im Geschworenenzimmer noch mehr Mühe zu geben.«
    Cleve tat einen langen Zug an seiner Zigarette, stieß den Rauch langsam aus und schüttelte den Kopf. »Sie begreifen einfach nicht. Wenn das Urteil zugunsten der Klägerin ausfallt, dann dauert es Jahre, bevor das Geld den Besitzer wechselt. Sie machen die ganze Sache viel zu kompliziert. Nehmen Sie das Geld. Reden Sie mit Angel. Helfen Sie uns.«
    »Fünfundzwanzigtausend.«
    Ein weiterer langer Zug, dann fiel die Zigarette auf den Asphalt. Cleve trat sie mit seinem Stiefel aus. »Da muß ich

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