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Das Urteil

Titel: Das Urteil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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vor allen, mit Ausnahme seiner Agenten, geheimgehalten.
    »Den üblichen«, sagte Fitch.
    »Der übliche genügt möglicherweise nicht.«
    »Was schlagen Sie vor?«
    Vandemeer antwortete nicht, sondern betrachtete statt dessen die Beine einer jungen Kellnerin, die gerade am Nebentisch eine Bestellung notierte.
    »Wir tun alles menschenmögliche«, sagte Fitch mit einer für ihn untypischen Wärme. Aber Vandemeer hatte Angst, und das zu Recht. Fitch wußte, daß er unter enormem Druck stand. Eine hohe Geldstrafe würde Pynex oder Trellco nicht ruinieren, aber die Resultate würden unerfreulich und weitreichend sein. Eine interne Untersuchung prophezeite einen sofortigen Wertverlust der Aktien um zwanzig Prozent bei allen vier Konzernen, und das war nur der Anfang. In der gleichen Untersuchung wurde für den schlimmsten Fall im Zeitraum von fünf Jahren nach einer Verurteilung eine Million Lungenkrebs-Prozesse vorhergesagt, wobei das durchschnittliche Verfahren allein an juristischen Kosten eine Million Dollar verschlang. Die Untersuchung wagte es nicht, die Kosten von einer Million Verurteilungen vorherzusagen. Das Horrorszenario rechnete mit einer Gruppenklage, wobei zu der Gruppe alle Leute gehörten, die jemals geraucht hatten und sich dadurch geschädigt fühlten. Wenn es so weit kommen sollte, lagen selbst Konkurse im Bereich des Möglichen. Außerdem war damit zu rechnen, daß im Kongreß ernsthafte Versuche unternommen werden würden, die Produktion von Zigaretten zu verbieten.
    »Haben Sie genug Geld?« fragte Vandemeer.
    »Ich denke schon«, sagte Fitch und fragte sich selbst zum hundertstenmal, an wieviel seine liebe Marlee denken mochte.
    »Der Fonds sollte in guter Verfassung sein.«
    »Das ist er.«
    Vandemeer kaute an einem winzigen Stück gegrilltem Hähnchen. »Weshalb suchen Sie sich nicht einfach neun Geschworene aus und geben jedem eine Million Dollar?« sagte er mit einem leisen Auflachen, als scherzte er lediglich.
    »Glauben Sie mir, ich habe daran gedacht. Es ist einfach zu riskant. Dabei würden einige Leute im Gefängnis landen.«
    »Sollte nur ein Witz sein.«
    »Wir haben Mittel und Wege.«
    Vandemeer hörte auf zu lächeln. »Wir müssen gewinnen, Rankin, verstehen Sie? Wir müssen gewinnen. Sie können ausgeben, was immer Sie für erforderlich halten.«
    Eine Woche zuvor hatte Richter Harkin auf ein weiteres schriftliches Ersuchen von Nicholas Easter hin die Lunch-Routine ein wenig geändert und verfügt, daß die beiden Ersatz-Geschworenen zusammen mit den zwölf anderen essen durften. Nicholas hatte vorgetragen, daß sie schließlich alle vierzehn in einem Gebäude wohnten, sich gemeinsam Rime ansahen, gemeinsam frühstückten und zu Abend aßen, da wäre es doch beinahe lächerlich, sie beim Lunch voneinander getrennt zu halten. Die beiden Ersatzleute waren Männer, Henry Vu und Shine Royce.
    Henry Vu war ein südvietnamesischer Pilot gewesen, der sein Jagdflugzeug am Tag nach dem Fall von Saigon ins Südchinesische Meer gestürzt hatte. Er wurde von einem amerikanischen Rettungsboot aufgefischt und in einem Lazarett in San Francisco behandelt. Es kostete ein Jahr, seine Frau und seine Kinder durch Laos und Kambodscha nach Thailand und schließlich nach San Francisco zu schleusen. 1978 waren sie nach Biloxi gezogen. Vu kaufte einen Krabbenkutter und schloß sich der wachsenden Zahl von vietnamesischen Fischern an, die die Einheimischen verdrängten. Im Jahr zuvor hatte seine jüngste Tochter bei der Schulabschlußfeier die Festrede gehalten. Sie hatte ein Vollstipendium für Harvard erhalten. Henry hatte seinen vierten Kutter gekauft.
    Er unternahm keinen Versuch, sich vor der Geschworenenpflicht zu drücken. An Patriotismus konnte er es mit allen aufnehmen, sogar mit dem Colonel.
    Nicholas hatte sich natürlich sofort mit ihm angefreundet. Er war entschlossen, dafür zu sorgen, daß, wenn die Beratung begann, Henry Vu zu den zwölf Auserwählten gehörte.
    Den Prozeß in die Länge zu ziehen, war das letzte, was Durwood Cable wollte. Die Geschworenen waren durch die Isolierung schon verärgert genug. Er hatte die Liste seiner Zeugen auf fünf zusammengestrichen; ihre Vernehmung sollte nicht mehr als vier Tage in Anspruch nehmen.
    Es war die schlechteste Zeit des Tages für ein Direktverhör die erste Stunde nach dem Lunch -, als Jankle in den Zeugenstand zurückkehrte und seine Aussage fortsetzte.
    »Was unternimmt Ihr Konzern dagegen, daß Minderjährige rauchen?« fragte ihn Cable,

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