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Das Urteil

Titel: Das Urteil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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zufällig hat er auch gewußt, daß Leon Robilio ausgesagt hat, und zufällig angenommen, daß du dämlich genug sein würdest, den Wisch herzubringen, um mich zu beeinflussen, wenn er ihn dir faxt. Ich will wissen, was los ist!«
    »Nichts. Ich schwöre es«, sagte Hoppy, in die Defensive gedrängt.
    »Weshalb interessierst du dich plötzlich so für diesen Prozeß?«
    »Er ist faszinierend.«
    »Er ist seit drei Wochen faszinierend, und bisher hast du ihn kaum erwähnt. Was geht da vor, Hoppy?«
    »Nichts. Reg dich nicht auf.«
    »Ich merke es doch, wenn dir etwas zu schaffen macht.«
    »Beruhige dich, Millie. Du bist reizbar. Ich bin reizbar. Diese Sache hat uns alle ein bißchen aus der Fassung gebracht. Tut mir leid, daß ich dir das gezeigt habe.«
    Millie trank ihren Champagner aus und setzte sich auf die Bettkante. Hoppy ließ sich neben ihr nieder. Mr. Cristano vom Justizministerium hatte Hoppy ziemlich nachdrücklich nahegelegt, Millie dazu zu bringen, daß sie die Aktennotiz all ihren Freunden in der Jury zeigte. Er fürchtete sich davor, Mr. Cristano mitteilen zu müssen, daß das wahrscheinlich nicht passieren würde. Aber andererseits - wie konnte Mr. Cristano mit Sicherheit wissen, was aus dem verdammten Ding wurde?
    Während Hoppy darüber nachdachte, begann Millie zu. weinen. »Ich möchte nur nach Hause«, sagte sie mit roten Augen und bebenden Lippen. Hoppy legte den Arm um sie und drückte sie fest an sich.
    »Tut mir leid«, sagte er. Sie weinte nur um so heftiger.
    Hoppy war auch nach Weinen zumute. Dieses Beisammensein hatte sich als nutzlos erwiesen, vom Sex einmal abgesehen. Mr. Cristano hatte gesagt, der Prozeß würde in wenigen Tagen zu Ende sein. Millie mußte sehr schnell überzeugt werden, daß das einzige Urteil eines für die Verteidigung war. Da die Zeit, die sie zusammen verbringen konnten, knapp bemessen war, würde Hoppy gezwungen sein, ihr die ganze furchtbare Wahrheit zu sagen. Nicht jetzt, nicht heute abend, aber bestimmt beim nächsten persönlichen Besuch.
29
    D ie Routine des Colonels blieb immer gleich. Wie ein guter Soldat stand er jeden Morgen um genau halb sechs auf und machte vor einer kurzen, kalten Dusche fünfzig Liegestütze. Um sechs ging er ins Eßzimmer, wo frischer Kaffee und massenhaft Zeitungen vorhanden zu sein hatten. Er aß Toast mit Marmelade und ohne Butter und begrüßte jeden seiner Kollegen, die hereinkamen und wieder verschwanden, mit einem kraftvollen und munteren guten Morgen. Sie waren noch halb verschlafen und wollten so schnell wie möglich in ihre Zimmer zurückkehren, um Kaffee zu trinken und sich ungestört die Nachrichten anzusehen. Es war eine höchst unerfreuliche Art, den Tag zu beginnen, wenn man gezwungen war, den Colonel zu begrüßen und auf seine Wortkanonade zu reagieren. Je länger sie isoliert waren, desto aufgedrehter war er vor Sonnenaufgang. Mehrere der Geschworenen warteten bis acht, weil er dann, wie alle wußten, den Raum verließ und in sein Zimmer zurückkehrte.
    Um Viertel nach sechs am Dienstag morgen begrüßte Nicholas den Colonel, goß sich eine Tasse Kaffee ein und ertrug eine kurze Diskussion über das Wetter. Er verließ das improvisierte Eßzimmer und schob sich lautlos den leeren, halbdunklen Korridor entlang. Schon jetzt waren mehrere Fernseher zu hören. Jemand sprach am Telefon. Er schloß seine Tür auf und stellte den Kaffee rasch auf die Kommode, holte einen Stapel Zeitungen aus einer Schublade und ging wieder hinaus.
    Mit Hilfe eines Schlüssels, den er von dem Bord unter der Rezeption gestohlen hatte, betrat Nicholas Zimmer 50, das des Colonels. Es roch stark nach billigem Aftershave. Schuhe standen in einer perfekten Reihe an einer Wand. Die Kleidungsstücke im Schrank waren ordentlich aufgehängt und vorschriftsmäßig gestärkt. Nicholas ließ sich auf die Knie nieder, hob die Kante der Tagesdecke an und deponierte die Zeitungen und Zeitschriften unter dem Bett. Eine davon war ein Exemplar der gestrigen Ausgabe vom Mogul.
    Lautlos verließ er das Zimmer und kehrte in sein eigenes zurück. Eine Stunde später rief er Marlee an. Weil sie sicher waren, daß Fitch ihre Anrufe abhörte, sagte er lediglich: »Darlene, bitte.« Worauf sie erwiderte »Falsch verbunden«. Beide legten auf. Er wartete fünf Minuten und wählte dann die Nummer eines Handys, das Marlee in einem Schrank versteckt aufbewahrte. Sie hielten Fitch für durchaus fähig, ihr Telefon anzuzapfen und Wanzen in ihrer Wohnung

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