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Das Urteil

Titel: Das Urteil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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Integrität«, sagte Herrera, verletzt und wütend. Seine Integrität war ihm äußerst wichtig. Ein Blick auf die anderen Gesichter verriet ihm, daß sie alle überzeugt waren, daß er sich irgendeines grauenhaften Verbrechens schuldig gemacht hatte.
    »Nein, Mr. Herrera. Ich glaube lediglich, daß eine Durchsuchung es uns ermöglichen wird, mit diesem Prozeß fortzufahren.«
    Es war nur ein Motelzimmer, nicht mit einer Privatwo hnung zu vergleichen, wo man alles mögliche verstecken konnte. Und außerdem wußte Herrera verdammt gut, daß sich in seinem Zimmer nichts befand, das ihn belasten konnte. »Dann durchsuchen Sie es«, sagte er mit zusammengebissenen Zähnen.
    »Danke.«
    Willis führte Herrera auf den Flur vor dem Amtszimmer, und Richter Harkin rief den Sheriff im Motel an. Der Manager öffnete ihm die Tür von Zimmer 50. Der Sheriff und zwei Deputies durchsuchten den Schrank, die Kommode und das Badezimmer. Unter dem Bett fanden sie einen Stapel Zeitschriften, das Wall Street Journal und Forbes, und außerdem ein Exemplar der gestrigen Ausgabe des Mogul. Der Sheriff rief Richter Harkin an, berichtete, was er gefunden hatte, und erhielt Anweisung, das nicht genehmigte Material sofort in das Amtszimmer zu bringen.
    Viertel nach neun, keine Jury. Fitch saß starr in einer der hinteren Reihen, mit den Augen nur knapp über der Oberkante einer Zeitung, und ließ die Tür neben der Geschworenenbank nicht aus den Augen. Er wußte genau, daß, wenn sie endlich herauskamen, Geschworener Nummer sieben nicht Herrera sein würde, sondern Henry Vu. Aus dem Blickwinkel der Verteidigung war Vu halbwegs erträglich, weil er Asiate war, und Asiaten neigten im allgemeinen nicht dazu, in Haftungsfällen das Geld anderer Leute mit vollen Händen hinauszuwerfen. Aber Vu war nicht Herrera, und Fitchs Experten hatten ihm nun schon seit Wochen immer wieder erklärt, daß der Colonel auf ihrer Seite stand und bei der Beratung ein Fels in der Brandung sein würde.
    Wenn Marlee und Nicholas Herrera aus einer Laune heraus ausbooten konnten, wer war dann als nächster an der Reihe? Wenn sie dies lediglich taten, um Fitchs Aufmerksamkeit zu erregen, dann war ihnen das auf alle Fälle gelungen.
    Der Richter und die Anwälte starrten ungläubig auf die Zeitungen und Zeitschriften, die jetzt auf Harkins Schreibtisch lagen. Der Sheriff gab einen kurzen Bericht zu Protokoll, wie und wo die Gegenstände gefunden worden waren, dann ging er.
    »Meine Herren, mir bleibt nichts anderes übrig, als Mr. Herrera zu entlassen«, sagte Seine Ehren, und die Anwälte sagten nichts. Herrera wurde ins Zimmer zurückgebracht und auf denselben Stuhl verwiesen.
    »Zu Protokoll«, sagte Seine Ehren zu der Protokollantin. »Mr.
    Herrera, welche Nummer hat Ihr Zimmer im Siesta Inn?« »50.«
    »Diese Gegenstände wurden vor ein paar Minuten unter dem Bett in Zimmer 50 gefunden.« Harkin schwenkte die Zeitschriften. »Alle sind relativ neu, die meisten davon erst nach Ihrer Isolierung erschienen.«
    Herrera war sprachlos.
    »Und natürlich sind alle nicht erlaubt, einige davon sogar höchst schädlich.«
    »Sie gehören mir nicht«, sagte Herrera langsam und mit wachsender Wut.
    »Ich verstehe.«
    »Jemand hat sie mir untergeschoben.«
    »Und wer hätte das tun können?«
    »Das weiß ich nicht. Vielleicht dieselbe Person, die Ihnen den Tip gegeben hat.«
    Ein sehr guter Punkt, dachte Harkin, aber keiner, dem er im Augenblick nachzugehen gedachte. Sowohl Cable als auch Rohr sahen den Richter an, als wollten sie fragen: Okay, und wer hat Ihnen den Tip gegeben?
    »Wir können die Tatsache nicht außer acht lassen, daß diese Sachen in Ihrem Zimmer gefunden wurden, Mr. Herrera. Aus diesem Grund habe ich keine andere Wahl, als Sie aus Ihrem Geschworenenamt zu entlassen.«
    Herrera konnte allmählich wieder klar denken, und es gab viele Fragen, die er gern gestellt hätte. Er wollte die Stimme erheben und dem Richter an die Gurgel springen, als er plötzlich begriff, daß er seine Freiheit zurückerlangen sollte. Nach vier Wochen Prozeß und neun Nächten im Siesta Inn würde er dieses Gericht verlassen und nach Hause gehen können. Mittags konnte er bereits auf dem Golfplatz sein.
    »Ich finde das nicht richtig«, sagte er halbherzig, weil er nicht zu sehr drängen wollte.
    »Es tut mir sehr leid. Mit der Frage, ob wegen Mißachtung des Gerichts weitere Schritte eingeleitet werden, befasse ich mich später. Im Augenblick müssen wir zusehen, daß wir mit dem

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