Das Urteil
anzubringen.
»Die Ware ist ausgeliefert«, sagte er.
Eine halbe Stunde später verließ Marlee ihre Wohnung und fand in einem Drive-In einen Münzfernsprecher. Sie rief Fitch an und wartete darauf, daß er ihren Anruf zurückverfolgte.
»Guten Morgen, Marlee«, sagte er.
»Hi, Fitch. Hören Sie, ich würde mich gern am Telefon mit Ihnen unterhalten, aber ich weiß, daß Sie jedes Wort aufzeichnen.«
»Das tue ich nicht, ich schwöre es.«
»Okay. An der Ecke Fourteenth und Beach Boulevard, fünf Minuten von ihrem Büro entfernt, ist ein Kroger. Dort gibt es drei Münzfernsprecher, direkt neben dem Eingang, auf der rechten Seite. Gehen Sie zu dem in der Mitte. Ich rufe dort in sieben Minuten an. Beeilen Sie sich, Fitch.« Sie legte auf.
»Miststück!« brüllte Fitch, knallte den Hörer auf die Gabel und stürmte zur Tür. Er schrie José an, und zusammen rasten sie zur Hintertür und sprangen in den Suburban.
Wie erwartet, läutete der Münzfernsprecher bereits, als Fitch eintraf.
»Hi, Fitch. Hören Sie, Herrera, Nummer sieben, geht Nicholas gründlich auf die Nerven. Ich glaube, wir werden ihn heute verlieren.«
»Was!«
»Sie haben es gehört.«
»Tun Sie das nicht, Marlee.«
»Der Mann ist eine Landplage. Alle haben die Nase voll von ihm.«
»Aber er steht auf unserer Seite!«
»Oh, Fitch. Sie werden alle auf unserer Seite stehen, wenn es vorbei ist. Seien Sie auf jeden Fall um neun im Saal, damit Ihnen das nicht entgeht.«
»Nein, hören Sie, Herrera ist äußerst wichtig für…« Fitch brach mitten im Satz ab, nachdem er das Klicken an ihrem Ende gehört hatte. Die Leitung war tot. Er umklammerte den Hörer und begann, daran zu zerren, als wollte er ihn vom Apparat abreißen und über den Parkplatz schleudern. Dann ließ er locker, kehrte gelassen, weder fluchend noch brüllend, zu dem Suburban zurück und gab José Anweisung, zum Büro zu fahren.
Was immer sie wollte. Es spielte keine Rolle.
Richter Harkin wohnte in Gulfport, eine Viertelstunde vom Gericht entfernt. Seine Nummer stand aus einleuchtenden Gründen nicht im Telefonbuch. Schließlich war er nicht scharf darauf, zu jeder Tages- und Nachtzeit von Sträflingen aus dem Gefängnis angerufen zu werden.
Als er gerade seiner Frau einen Abschiedskuß gab und nach seinem Becher Kaffee für unterwegs griff, läutete das Telefon in der Küche, und Mrs. Harkin nahm den Anruf entgegen. »Es ist für dich«, sagte sie und hielt Seiner Ehren den Hörer hin. Er setzte Aktenkoffer und Kaffee ab und warf einen Blick auf die Uhr.
»Hallo«, sagte er.
»Richter, es tut mir leid, Sie zu Hause stören zu müssen«, sagte eine nervöse Stimme fast flüsternd. »Hier ist Nicholas Easter, und wenn Sie wollen, daß ich gleich wieder auflege, dann tue ich es.«
»Noch nicht. Was ist los?«
»Wir sind noch im Motel und werden gleich abfahren, und, nun ja, ich fand, ich müßte gleich jetzt mit Ihnen sprechen.«
»Was ist los, Nicholas?«
»Ich rufe nur ungern an, aber ich fürchte, einige der anderen Geschworenen könnten unsere schriftlichen Nachrichten und unsere Gespräche in Ihrem Amtszimmer verdächtig finden.«
»Damit haben Sie vielleicht recht.«
»Also hielt ich es für besser, Sie anzurufen. Auf diese Weise werden sie nie erfahren, daß wir miteinander gesprochen haben.«
»Versuchen wir's. Wenn ich meine, wir sollten das Gespräch abbrechen, dann werde ich es tun.« Harkin wollte fragen, wie ein isolierter Geschworener an seine Telefonnummer gekommen war, beschloß aber, damit noch zu warten.
»Es geht um Herrera. Ich glaube, er liest Dinge, die nicht auf der Liste der erlaubten Lektüre stehen.«
»Zum Beispiel?«
»Zum Beispiel den Mogul. Ich bin heute morgen sehr früh ins Eßzimmer gegangen. Er saß dort ganz allein und versuchte, ein Exemplar des Mogul vor mir zu verstecken. Ist das nicht eine Art Finanzze itschrift?«
»Ja.« Harkin hatte den gestrigen Artikel von Barker gelesen. Wenn Easter die Wahrheit sagte, und weshalb sollte er daran zweifeln, dann würde Herrera auf der Stelle nach Hause geschickt werden. Die Lektüre von unerlaubtem Material war ein Grund für eine Entlassung, vielleicht sogar für eine Bestrafung wegen Mißachtung des Gerichts. Wenn die gestrige Ausgabe des Mogul von einem der Geschworenen gelesen worden war, war das fast ein Grund, das Verfahren für gescheitert zu erklären. »Glauben Sie, daß er mit irgend jemandem darüber gesprochen hat?«
»Das bezweifle ich. Wie ich bereits sagte, hat er
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