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Das Urteil

Titel: Das Urteil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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weiß, mit wem er seine Zeit verbringen muß. Was ist mit Gladys Card?«
    »Sie steht auf unserer Seite. Über sie haben wir nichts. Was meint Nicholas?«
    »Dasselbe. Was ist mit Angel Weese?«
    »Sie raucht, und sie ist schwarz. Vermutlich auch auf unserer Seite. Was meint Nicholas?«
    »Sie wird ebenso stimmen wie Loreen Duke.«
    »Und wie wird Loreen Duke stimmen?«
    »Wie Nicholas.«
    »Wie viele Anhänger hat er im Augenblick? Wie viele Mitglieder zählt sein kleiner Club?«
    »Zuerst einmal Jerry. Da Jerry mit Sylvia schläft, kann man sie hinzuzählen. Nehmen Sie Loreen, und Sie bekommen Angel.«
    Fitch hielt den Atem an und zählte rasch. »Das sind fünf. Ist das alles?«
    »Und mit Henry Vu sind es sechs. Sechs auf der Bank. Sie sind der große Rechner, Fitch. Rechnen wir weiter. Was haben Sie über Savelle?«
    Fitch konsultierte tatsächlich seine Notizen, als wäre er nicht sicher. Alles, was in seinem Aktenkoffer steckte, hatte er ein dutzendmal gelesen. »Nichts. Der Typ ist zu ausgeflippt«, sagte er betrübt, als hätte er bei seinen Bemühungen, Savelle auf irgendeine Weise unter Druck zu setzen, kläglich versagt.
    »Irgendwas Nützliches über Herman?«
    »Nein. Was meint Nicholas?«
    »Man wird Herman anhören, aber ihm nicht unbedingt folgen. Er hat sich kaum Freunde gemacht, aber er ist auch nicht unbeliebt. Seine Stimme wird wahrscheinlich allein stehen.«
    »Welcher Seite neigt er zu?«
    »Er ist der einzige Geschworene, aus dem nichts herauszubekommen ist. Er ist entschlossen, sich an die Anweisung des Richters zu halten, der ihnen allen verboten hat, über den Fall zu reden.«
    »Unerfreulich.«
    »Nicholas wird seine neun Stimmen vor den Abschlußplädoyers beisammen haben, vielleicht sogar mehr. Er braucht nur noch ein bißchen Hebelkraft bei einigen seiner Freunde.«
    »Bei wem zum Beispiel?«
    »Rikki Coleman.«
    Fitch trank einen Schluck, ohne den Becher anzusehen. Er stellte ihn ab und strich sich über die Haare um seinen Mund. Sie beobachtete jede seiner Bewegungen. »Wir - äh hätten da vielleicht etwas.«
    »Weshalb schon wieder diese Spielchen, Fitch? Entweder haben Sie etwas oder Sie haben nichts. Entweder sagen Sie es mir, damit ich es an Nicholas weitergeben und er ihre Stimme kassieren kann, oder Sie sitzen hier, verstecken Ihre Notizen und hoffen, daß sie einfach so an Bord springt.«
    »Sagen wir einfach, es ist ein unerfreuliches persönliches Geheimnis, das sie vor ihrem Mann geheimhalten möchte.«
    »Weshalb wollen Sie es vor mir geheimhalten, Fitch?« sagte Marlee wütend. »Arbeiten wir zusammen oder nicht?«
    »Ja, aber ich bin nicht sicher, ob Sie es an diesem Punkt wissen müssen.«
    »Großartig, Fitch. Etwas aus ihrer Vergangenheit, richtig? Eine Affäre, eine Abtreibung, Trunkenheit am Steuer?«
    »Ich werde darüber nachdenken.«
    »Tun Sie das, Fitch. Sie spielen Ihre Spielchen, ich spiele meine. Was ist mit Millie?«
    Fitchs Gedanken überschlugen sich, während er äußerlich cool und gelassen blieb. Wieviel sollte er ihr erzählen? Seine Instinkte mahnten ihn zur Vorsicht. Sie würden morgen und übermorgen wieder zusammenkommen, und wenn er es für richtig hielt, konnte er ihr dann von Rikki und Millie und vielleicht sogar Lonnie erzählen. Laß es langsam angehen, befahl er sich selbst. »Nichts über Millie«, sagte er, schaute auf die Uhr und dachte daran, daß der arme Hoppy gerade jetzt in einem großen, schwarzen Wagen saß, zusammen mit drei FBIMännern, und vermutlich wie ein Schloßhund heulte.
    »Sind Sie sicher, Fitch?«
    Nicholas war Hoppy auf dem Flur des Motels begegnet, direkt vor seinem Zimmer, als Hoppy eine Woche zuvor mit Blumen und Pralinen für seine Frau gekommen war. Sie hatten sich einen Moment unterhalten. Am nächsten Tag war Nicholas aufgefallen, daß Hoppy im Gerichtssaal saß, ein neues, nach fast drei Prozeßwochen plötzlich interessiertes Gesicht.
    Da Fitch mitmischte, waren Nicholas und Marlee einigermaßen überzeugt, daß jeder Geschworene von außen her beeinflußt werden konnte. Deshalb beobachtete Nicholas alle ganz genau. Manchmal lungerte er auf dem Korridor herum, wenn die Gäste zu ihren persönlichen Besuchen eintrafen, und manchmal auch, wenn sie wieder gingen. Er belauschte die Gespräche im Geschworenenzimmer. Während ihrer täglichen Spaziergänge nach dem Lunch hörte er bei drei Unterhaltungen gleichzeitig zu. Er machte sich Notizen über sämtliche Personen im Gerichtssaal und hatte sogar für alle

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