Das Urteil
jetzt in seiner Tasche. Aber er hätte es gern einstimmig. Herman könnte ein Problem sein.«
»Dann booten Sie den Mistkerl aus. Das ist doch offensichtlich ein Spiel, das Sie genießen.«
»Wir haben auch schon daran gedacht.«
Fitch schüttelte verwundert den Kopf. »Ist Ihnen klar, wie korrupt das ist?«
»Ja, ich denke schon.«
»Ich liebe das.«
»Lieben Sie es woanders, Fitch. Das ist alles für den Moment. Ich habe zu tun.«
»Ja, meine Liebe«, sagte Fitch, sprang auf und klappte seinen Aktenkoffer zu.
Am frühen Samstag nachmittag erreichte Marlee einen FBIAgenten in Jackson, Mississippi, der noch in seinem Büro war und Papierkram aufarbeitete, als das Telefon läutete. Sie nannte einen falschen Namen, sagte, sie arbeite für einen Grundstücksmakler in Biloxi und verdächtige zwei Männer, daß sie sich als FBI-Agenten ausgaben, obwohl sie keine waren. Die beiden Männer hatten ihren Chef bedrängt, Drohungen ausgestoßen, Dienstmarken vorgezeigt und so weiter. Sie glaubte, daß sie etwas mit den Kasinos zu tun hätten, und um die Geschichte abzurunden, erwähnte sie auch den Namen von Jimmy Hull Moke. Er gab ihr die Privatnummer eines jungen FBI-Agenten in Biloxi namens Madden.
Madden lag mit Grippe im Bett, war aber trotzdem zu einem Gespräch bereit, besonders, nachdem Marlee ihm gesagt hatte, sie hätte möglicherweise vertrauliche Informationen über Jimmy Hull Moke. Madden hatte noch nie etwas von Napier oder Nitchman gehört und von Cristano auch nicht. Von einer Spezialeinheit aus Atlanta, die jetzt an der Küste arbeitete, war ihm nichts bekannt, und je länger sie sich unterhielten, desto interessierter wurde er. Er wollte ein paar Nachforschungen anstellen, und sie versprach, in einer Stunde zurückzurufen.
Bei ihrem zweiten Gespräch hörte er sich viel kräftiger an. Es gab keinen FBI-Agenten, der Nitchman hieß. Es gab einen Lance Napier in ihrem Büro in San Francisco, aber es war ausgeschlossen, daß der an der Golfküste arbeitete. Auch Cristano war pure Erfindung. Madden hatte mit dem für die Ermittlungen gegen Jimmy Hull Moke verantwortlichen Agenten gesprochen, und der hatte bestätigt, daß Nitchman, Napier und Cristano, wer immer sie sein mochten, auf keinen Fall FBI-Agenten waren. Er würde nur allzugern mit diesen Jungs reden, und Marlee sagte, sie würde versuchen, eine Begegnung zu arrangieren.
Die Verteidigung schloß am Samstag nachmittag ihre Zeugenvernehmung ab. Richter Harkin verkündete stolz: »Meine Damen und Herren, Sie hörten soeben den letzten Zeugen.« Es gab noch ein paar Anträge in letzter Minute, mit denen er und die Anwälte sich beschäftigen mußten, aber die Geschworenen konnten den Saal verlassen. Zu ihrer Unterhaltung am Samstag abend würde ein Bus zu einem Junior-College-Footballspiel fahren und ein zweiter zu einem Kino. Anschließend waren persönliche Besuche bis Mitternacht erlaubt. Was den Sonntag anging, durfte jeder Geschworene das Motel von 9 bis 13 Uhr verlassen, um an einem Gottesdienst teilzunehmen, unbewacht, sofern sie versprachen, mit niemandem auch nur ein Wort über den Prozeß zu reden. Sonntag abend persönliche Besuche von sieben bis zehn. Am Montag morgen würden sie die Schlußplädoyers hören, und noch vor dem Lunch würde ihnen der Fall zur Beratung übergeben werden.
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H enry Vu Football zu erklären, war so anstrengend, daß es kaum die Mühe lohnte. Andererseits schien jeder im Bus ein Football-Experte zu sein. Nicholas hatte in der High-School-Mannschaft gespielt, in Texas, wo der Sport fast so etwas wie eine Religion ist. Jerry verfolgte zwanzig Spiele pro Woche, und zwar mit seiner Brieftasche, und behauptete deshalb, das Spiel haargenau zu kennen. Lonnie, der hinter Henry saß, hatte gleichfalls in der High-School gespielt, lehnte sich ständig über seine Schulter und lieferte Erklärungen ab. Der Pudel, dicht neben Jerry unter einer Decke, hatte das Spiel gründlich kennengelernt, als ihre beiden Söhne spielten. Sogar Shine Royce warf ein paar Bemerkungen ein. Er hatte nie Football gespielt, aber eine Menge ferngesehen.
Sie bildeten eine kleine, dicht zusammengedrängte Gruppe auf der Besucherseite der Tribüne, auf kalten Aluminiumbänken, abseits der anderen Zuschauer, und sahen zu, wie eine Schülermannschaft von der Golfküste gegen eine aus Jackson spielte. Es war eine perfekte Football-Szenerie kühles Wetter, begeisterte Fans, eine laute Band auf der Tribüne, hübsche Cheerleader, fast gleichwertige
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