Das Urteil
Mannschaften.
Henry stellte sämtliche falschen Fragen: Weshalb sind ihre Hosen so eng? Was sagen sie zueinander, wenn sie zwischen den Spielen zusammenkommen, und warum halten sie sich bei den Händen? Warum bilden sie solche Klumpen? Er behauptete, es wäre sein erstes Live-Spiel.
Jenseits des Gangs verfolgten Chuck und ein weiterer Deputy das Spiel in Zivil und ignorierten sechs der Geschworenen im wichtigsten Zivilprozeß des Landes.
Kontakte mit den Besuchern der anderen Geschworenen waren ausdrücklich untersagt. Das Verbot existierte in schriftlicher Form seit dem Beginn der Isolierung, und Richter Harkin hatte wiederholt darauf hingewiesen. Aber ein gelegentliches Hallo auf dem Korridor war unvermeidlich, und vor allem Nicholas war entschlossen, gegen die Vorschrift zu verstoßen, wann immer er konnte.
Millie interessierte sich nicht für Filme und schon gar nicht für Football. Hoppy erschien mit einer Tüte voll Burritos, die sie langsam und fast stumm verzehrten. Nach dem Essen versuchten sie, sich eine Show im Fernsehen anzuschauen, gaben es aber bald wieder auf und unterhielten sich einmal mehr über Hoppys mißliche Lage. Es gab noch mehr Tränen, noch mehr Entschuldigungen, sogar ein paar von Hoppys beiläufigen Bemerkungen über Selbstmord, die Millie doch als ein bißchen übertrieben dramatisch empfand. Schließlich gestand sie, daß sie Nicholas Easter ins Vertrauen gezogen hatte, einen prächtigen jungen Mann, der sich mit dem Gesetz auskannte und dem man restlos vertrauen konnte. Zuerst war Hoppy schockiert und wütend, dann gewann seine Neugierde die Oberhand, und er wollte wissen, was ein Außenstehender über seine Situation dachte. Vor allem jemand, der Jura studiert hatte, wie Millie sagte. Mehr als einmal erwähnte sie, wie sehr sie den jungen Mann bewunderte.
Nicholas hatte versprochen, ein paar Leute anzurufen, und das jagte Hoppy Angst ein. Oh, wie hatten Nitchman und Napier und Cristano ihm eingeschärft, daß er unbedingt Stillschweigen bewahren müßte! Nicholas konnte man vertrauen, wiederholte Millie, und Hoppy erwärmte sich allmählich für die Idee.
Um halb elf läutete das Telefon; es war Nicholas, zurück vom Football und wieder in seinem Zimmer. Er wollte mit den Duprees reden. Millie schloß die Tür auf. Willis beobachtete überrascht vom Ende des Korridors aus, wie Easter in Millies Zimmer ging. War ihr Mann noch drinnen? Er konnte sich nicht erinnern. Viele der Besucher hatten bereits gehen müssen, und er hatte wieder einmal ein Nickerchen gemacht. Bestimmt hatten Millie und Easter keine Affäre miteinander! Willis beschloß, sich die Sache zu merken, dann schlief er wieder ein.
Hoppy und Millie saßen auf der Bettkante, Nicholas stand gegenüber, in der Nähe des Fernsehers an die Kommode gelehnt. Er begann damit, daß er ihnen erklärte, wie wichtig Stillschweigen war, als ob Hoppy dies in der letzten Woche nicht immer wieder gehört hätte. Sie verstießen gegen eine Anweisung des Richters, mehr brauchte er wohl nicht zu sagen.
Er brachte ihnen die Tatsachen sanft bei. Napier, Nitchman und Cristano waren Komparsen bei einem großen Betrugsmanöver, einer von Pynex inszenierten Verschwörung, um Millie unter Druck zu setzen. Sie waren keine Agenten der Regierung. Sie operierten unter falschen Namen. Hoppy war aufs Kreuz gelegt worden.
Er trug es mit Fassung. Anfangs kam er sich noch blöder vor, wenn das überhaupt möglich war, dann begann das Zimmer sich zu drehen; Hoppy kannte sich nicht mehr aus. War es eine gute Neuigkeit oder eine schlechte? Was war mit dem Tonband? Wie ging es weiter? Was war, wenn Nicholas sich irrte? Hundert Gedanken rasten durch sein überladenes Gehirn, als Millie sein Knie drückte und zu weinen begann.
»Sind Sie sicher?« brachte er mit fast brechender Stimme heraus.
»Ganz sicher. Sie haben weder etwas mit dem FBI noch mit dem Justizministerium zu tun.«
»Ja, aber sie hatten Ausweise, und…«
Nicholas hob beide Hände, nickte verständnisvoll und sagte: »Ich weiß, Hoppy. Glauben Sie mir, das war kein Problem für sie. Sowas läßt sich leicht beschaffen.«
Hoppy rieb sich die Stirn und versuchte, einen klaren Gedanken zu fassen. Als nächstes teilte Nicholas ihnen mit, daß auch die KLX Property Group in Las Vegas ein Schwindel war. Es war ihnen nicht gelungen, einen Mr. Todd Ringwald ausfindig zu machen; mit ziemlicher Sicherheit war das gleichfalls ein erfundener Name.
»Woher wissen Sie das alles?« fragte
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