Das Urteil
Grund für Locals Anwesenheit in Biloxi.
Swanson und Fitch hörten zu, wie Local, nicht im mindesten verlegen, ihre Bemühungen im Laufe der letzten vier Tage schilderte. Claire Clement hatte nicht existiert, bevor sie im Sommer 1988 in Lawrence aufgetaucht war. Ihre erste Unterkunft war eine Zweizimmerwohnung gewesen, die sie von Monat zu Monat gemietet und bar bezahlt hatte. Strom, Wasser, Gas liefen auf ihren Namen. Wenn sie eines der Gerichte von Kansas für eine legale Namensänderung bemüht hatte, dann gab es darüber keine Unterlagen. Solche Akten wurden unter Verschluß aufbewahrt, aber er hatte trotzdem Zugang zu ihnen erhalten. Sie hatte sich nicht in die Wählerlisten eintragen lassen, hatte keine Zulassungsgebühren für einen Wagen bezahlt, hatte kein Grundstück gekauft, aber sie hatte eine Sozialversicherungskarte gehabt, die sie bei zwei Gelegenheiten für Anstellungszwecke benutzt hatte bei Mulligan's und bei einer Boutique gleich neben dem Campus. Eine Sozialversicherungskarte ist leicht zu bekommen und macht für eine Person auf der Flucht das Leben erheblich einfacher. Es war ihnen gelungen, einer Kopie ihres Antrags für die Karte habhaft zu werden, aber aus ihr ging nichts Nützliches hervor. Einen Paß hatte sie nicht beantragt.
Local war der Ansicht, daß sie ihren Namen legal in einem anderen Staat geändert hatte, irgendeinem der übrigen neunundvierzig, und dann mit einer neuen Identität nach Lawrence gekommen war.
Sie hatten ihre Telefonliste aus den drei Jahren, die sie in Lawrence verbracht hatte. Es waren keine Ferngespräche in Rechnung gestellt worden. Das wiederholte er zweimal, damit es wirklich einsickerte. Keine Ferngespräche in drei Jahren. Damals wurden eingehende Ferngespräche von der Telefongesellschaft noch nicht registriert, deshalb verzeichneten die Unterlagen nur die Ortsgespräche. Sie waren dabei, die Nummern zu überprüfen. Sie hatte ihr Telefon relativ selten benutzt.
»Wie lebt ein Mensch ohne Ferngespräche? Was ist mit Angehörigen, alten Freunden?« fragte Fitch ungläubig.
»Da gibt es Mittel und Wege«, sagte Local. »Sogar massenhaft. Vielleicht hat sie das Telefon einer Freundin benutzt. Vielleicht ging sie einmal in der Woche in ein Motel, eines von denen, wo man Telefongespräche auf die Zimmerrechnung setzen lassen und beim Auschecken mitbezahlen kann. Es gibt keine Möglichkeit, solchen Gesprächen nachzugehen.«
»Unglaublich«, murmelte Fitch.
»Eines muß ich Ihnen sagen, Mr. Fitch, diese Frau ist gut. Wenn sie einen Fehler gemacht hat, so haben wir ihn bisher noch nicht gefunden.« Der Respekt in Locals Stimme war unüberhörbar. »Eine solche Frau plant alles unter dem Gesichtspunkt, daß später jemand Nachforschungen anstellen wird.«
»Typisch Marlee«, sagte Fitch, als bewunderte er eine Tochter.
Sie hatte in Lawrence zwei Kreditkarten - eine Visa-Card und eine Benzinkarte von Shell. Auch sie lieferten keine bemerkenswerten oder hilfreichen Hinweise. Offensichtlich hatte sie den größten Teil ihrer Ausgaben bar bezahlt. Auch keine Telefonkarten. Sie hätte es nicht gewagt, diesen Fehler zu machen.
Jeff Kerr war eine andere Geschichte. Seine Spur zur juristischen Fakultät der University of Kansas war leicht zu verfolgen gewesen; den größten Teil der Arbeit hatten Fitchs eigene Detektive erledigt. Erst nachdem er Claire kennengelernt hatte, hatte er sich ihre Geheimhaltungspraktiken zu eigen gemacht.
Sie verließen Lawrence im Sommer 1991, nach seinem zweiten Studienjahr, und Locals Männer hatten bisher noch niemanden gefunden, der genau wußte, wann sie verschwunden und wohin sie gegangen waren. Claire hatte die Miete für den Juni dieses Jahres bar bezahlt und sich dann in Luft aufgelöst. Sie hatten aufs Geratewohl ein Dutzend Städte nach Spuren von Claire Clement nach dem Mai 1991 durchforscht, aber bisher nichts Brauchbares gefunden. Aus einleuchtenden Gründen war es unmöglich, jede Stadt zu überprüfen.
»Ich vermute, daß sie den Namen Claire abgelegt hat, sobald sie die Stadt verließ, und jemand anders wurde«, sagte Local.
Diese Idee war Fitch schon vor langer Zeit gekommen. »Heute ist Samstag. Am Montag wird der Fall den Geschworenen übergeben. Vergessen wir, was in Lawrence passiert ist, und konzentrieren wir uns darauf, herauszufinden, wer sie wirklich ist.«
»Daran arbeiten wir gerade.«
»Arbeiten Sie härter.«
Fitch schaute auf die Uhr und erklärte, daß er jetzt gehen müßte. Marlee erwartete ihn
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