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Das Urteil

Titel: Das Urteil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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Frühaufsteher. Es ging nach Hause!
    Mrs. Grimes griff nach dem Besteck, und Nicholas ließ schnell vier kleine Tabletten in Hermans Kaffee fallen, während er etwas über die Anwälte sagte. Sie würden ihn nicht umbringen. Es war Methergin, ein relativ unbekanntes, verschreibungspflichtiges Medikament, das in erster Linie in Notaufnahmen zur Wiederbelebung von Leuten benutzt wurde, die halbtot waren. Herman würde vier Stunden lang ein kranker Mann sein, danach aber wieder völlig in Ordnung kommen.
    Wie er es oft tat, begleitete Nicholas sie den Korridor hinunter zu ihrem Zimmer, trug das Tablett und plauderte über dieses und jenes. Sie dankte ihm überschwenglich; so ein netter junger Mann.
    Der Aufruhr brach eine halbe Stunde später aus, und Nicholas steckte mitten darin. Mrs. Grimes erschien auf dem Korridor und rief nach Chuck, der auf seinem Posten saß, Kaffee trank und Zeitung las. Nicholas hörte sie schreien und stürzte aus seinem Zimmer. Mit Herman war etwas nicht in Ordnung.
    Lou Dell und Willis erschienen zwischen aufgeregten Stimmen, und bald hatten sich die meisten Geschworenen vor dem Zimmer der Grimes versammelt, dessen Tür offenstand und in dem es von Leuten wimmelte. Herman lag zusammengekrümmt auf dem Fußboden des Badezimmers, preßte die Hände auf den Bauch und hatte offensichtlich fürchterliche Schmerzen. Lou Dell rannte zum Telefon und rief 911 an. Nicholas sagte ernst zu Rikki Coleman, daß das Brustschmerzen wären, vielleicht eine Herzattacke. Herman hatte bereits vor sechs Jahren einen leichten Herzinfarkt gehabt.
    Binnen Minuten wußte jedermann, daß Herman einen Herzinfarkt hatte.
    Die Sanitäter erschienen mit einer fahrbaren Bahre, und Chuck drängte die anderen Geschworenen den Korridor hinunter. Herman wurde stabilisiert und erhielt Sauerstoff. Sein Blutdruck war nur leicht erhöht. Mrs. Grimes sagte mehrfach, es erinnerte sie an seine erste Herzattacke.
    Sie rollten ihn hinaus und schoben ihn rasch den Korridor entlang. In dem Durcheinander gelang es Nicholas, Hermans Kaffeetasse umzukippen.
    Die Sirenen heulten, als Herman fortgeschafft wurde. Die Geschworenen kehrten in ihre Zimmer zurück und versuchten, ihre bloßliegenden Nerven zu beruhigen. Lou Dell rief Richter Harkin an und teilte ihm mit, daß Herman schwer erkrankt war. Man vermutete, daß er einen weiteren Herzinfarkt erlitten hatte.
    »Sie fallen um wie die Fliegen«, sagte sie, dann ließ sie sich darüber aus, daß sie in ihren achtzehn Jahren als Jury-Aufseherin noch nie so viele Geschworene verloren hatte. Harkin schnitt ihr das Wort ab.
    Er hatte im Grunde nicht damit gerechnet, daß sie pünktlich um sieben zu Kaffee und Geld erscheinen würde. Nur ein paar Stunden zuvor war sie völlig hinüber gewesen, und nichts hatte darauf hingewiesen, daß sie damit aufzuhören gedachte. Wie konnte er also erwarten, daß sie ihre Verabredung einhielt? Er verzehrte ein ausgiebiges Frühstück und las die erste von vielen Zeitungen. Acht Uhr kam und ging. Er zog an einen besseren Tisch in Fensternähe um, damit er die draußen vorbeieilenden Leute beobachten konnte.
    Um neun rief Swanson in ihrer Wohnung an und geriet wieder an dieselbe Mitbewohnerin. Nein, sie war nicht da, war die ganze Nacht über nicht dagewesen, und vielleicht war sie sogar ganz ausgezogen.
    Ein schönes Früchtchen, dachte er, den einen Tag auf diesem, den nächsten auf einem anderen Dachboden, Essen schnorrend und gerade genügend Geld, um am Leben zu bleiben und die nächste Portion Stoff kaufen zu können. Wußten ihre Eltern, was sie tat?
    Er hatte massenhaft Zeit, über diese Dinge nachzudenken. Um zehn bestellte er trockenen Toast, weil der Kellner ihn jetzt anstarrte, offensichtlich verärgert, weil es den Anschein hatte, als wollte Swanson den ganzen Tag hier verbringen.
    Aufgrund von Gerüchten, die wohlfundiert zu sein schienen, eröffnete Pynex recht stark. Nach einem Stand von dreiundsiebzig bei Börsenschluß am Freitag stiegen die Aktien sofort nach dem Läuten der Eröffnungsglocke auf sechsundsiebzig und kletterten binnen Minuten auf achtundsiebzig. Es gab gute Nachrichten aus Biloxi, aber niemand schien ihre Quelle zu kennen. Alle Tabakaktien stiegen rasch bei starker Nachfrage.
    Richter Harkin erschien erst kurz vor halb zehn, und als er sein Podium betrat, stellte er, keineswegs überrascht, fest, daß der Gerichtssaal voll war. Er hatte gerade eine hitzige Diskussion mit Rohr und Cable hinter sich; Cable hatte verlangt, daß

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