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Das Urteil

Titel: Das Urteil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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sechsundfünfzig Dollar fünfundzwanzig. Er bestätigte den Verkauf, dann folgte das schnelle Tippen. Sie verkaufte vierzigtausend Aktien von Smith Greer zu sechsundfünfzig Dollar fünfzig; sechzigtausend weitere von Pynex zu neunundsiebzig und ein Achtel; dreißigtausend weitere von Trellco zu sechsundfünfzig und ein Achtel; fünfzigtausend von Smith Greer zu vierundsechzig und drei Achtel.
    Dann machte sie eine Pause und wies Marcus an, Pynex genau zu beobachten. Sie hatte gerade einhundertzehntausend Aktien der Firma verkauft und wartete nervös, wie Wall Street darauf reagieren würde. Der Kurs verharrte auf neunundsiebzig, fiel auf achtundsiebzig drei Viertel und kehrte dann zu neunundsiebzig zurück.
    »Ich glaube, jetzt ist es sicher«, sagte Marcus, der den Kurs zwei Monate lang genau verfolgt hatte.
    »Verkaufen Sie weitere fünfzigtausend«, sagte sie ohne jedes Zögern.
    Marcus schnappte kurz nach Luft, dann nickte er ohne die Augen von seinem Monitor abzuwenden, und schloß den Handel ab.
    Pynex fiel auf achtundsiebzig einhalb, dann um noch einen Vierteldollar. Sie trank ihren Kaffee und hantierte mit ihren Notizen, während Marcus aufpaßte und Wall Street reagierte. Sie dachte an Nicholas und daran, was er gerade tat, aber sie war nicht nervös. Im Gegenteil, im Augenblick war sie bemerkenswert gelassen.
    Marcus nahm seinen Kopfhörer ab. »Das sind rund zweiundzwanzig Millionen Dollar, Ms. MacRoland. Ich denke, wir sollten aufhören. Für weitere Verkäufe müßte ich erst die Zustimmung meines Vorgesetzten einholen.«
    »Es reicht«, sagte sie.
    »Die Börse schließt in einer Viertelstunde. Sie können gerne in unserem Kundensalon warten.«
    »Nein, danke. Ich gehe in mein Hotel, tanke vielleicht ein bißchen Sonne.«
    Marcus stand auf und knöpfte sein Jackett zu. »Eine Frage. Wann rechnen Sie mit Bewegung bei diesen Aktien?«
    »Morgen früh.«
    »Erhebliche Bewegung?«
    Marlee stand gleichfalls auf und griff nach ihren Notizen. »Ja. Wenn Sie wollen, daß Ihre anderen Kunden Sie für ein Genie halten, dann tätigen Sie sofort Leerverkäufe von Tabakaktien.«
    Er ließ einen Firmenwagen kommen, einen kleinen Mercedes, und Marlee wurde zu einem Hotel an der Seven Mile Beach gefahren, nicht weit von der Innenstadt und der Bank entfernt.
    Während Marlee ihre Gegenwart unter Kontrolle zu haben schien, holte ihre Vergangenheit sie rapide ein. Ein Detektiv, der für Fitch an der University of Missouri recherchierte, fand in der Hauptbibliothek eine Kollektion von alten Lehrverpflichtungen. 1986 war eine Dr. Evelyn Y. Brant als Professorin für Mittelalterliche Geschichte aufgeführt, fehlte aber im Handbuch für 1987.
    Er rief sofort einen Kollegen an, der im Gerichtsgebäude von Boone County die Liste der Steuerpflichtigen überprüfte. Der Kollege begab sich schnurstracks zur Gerichtskanzlei und fand rasch das Register des Nachlaßgerichts. Evelyn Y. Brants Testament war im April 1987 zur Bestätigung eingereicht worden. Eine Angestellte half ihm, die Akte zu finden.
    Sie war ein Volltreffer. Mrs. Brant war am 2. März 1987 in Columbia im Alter von sechsundfünfzig Jahren gestorben. Sie hinterließ keinen Ehemann und nur ein Kind, Gabrielle, Alter einundzwanzig, Alleinerbin aufgrund eines Testaments, das Dr. Brant drei Monate vor ihrem Tod aufgesetzt hatte.
    Die Akte war gut zwei Zentimeter dick, und der Detektiv überflog sie, so schnell er konnte. Die Erbmasse bestand aus einem mit $ 180.000 bewerteten Haus mit einer Hypothek über die Hälfte dieser Summe, einem Auto, einer belanglosen Liste von Möbeln und Einrichtungsgegenständen, einem Konto bei einer örtlichen Bank mit einem Bestand von $ 32.000 und einem Aktienpaket im Wert von $ 202.000. In der Akte waren nur die Ansprüche von zwei Gläubigern dokumentiert; offenbar hatte Dr. Brant gewußt, daß ihr Tod nahe bevorstand, und juristischen Rat eingeholt. Mit Zustimmung von Gabrielle wurde das Haus verkauft und der gesamte Nachlaß zu Geld gemacht, und nach Abzug der Erbschaftssteuer sowie der Anwalts- und Gerichtskosten wurde der Betrag von $ 191.500 auf ein Treuhandkonto eingezahlt. Gabrielle war die einzige Erbin.
    Der Nachlaß war ohne eine Spur von irgendwelchen bitteren Auseinandersetzungen geregelt worden. Der Anwalt schien zügig und kompetent gearbeitet zu haben. Dreizehn Monate nach Dr. Brants Tod war die Nachlaßakte geschlossen worden.
    Er blätterte sie abermals durch, machte sich Notizen. Zwei Seiten klebten zusammen, und er

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