Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Urteil

Titel: Das Urteil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
Vom Netzwerk:
meinen Kunden raten, jetzt einzusteigen.«
    Sie kaufte weitere zwanzigtausend Aktien für einundvierzig, wartete dann eine halbe Stunde und kaufte weitere zwanzigtausend für vierzig. Als Trellco auf vierzig fiel, ein Minus von sechzehn, kaufte sie zwanzigtausend Aktien, mit einem Profit von $ 4.320.000.
    Das rasche Geschäft wurde Wirklichkeit. Um halb elf lieh sie sich ein Telefon und rief Nicholas an, der vor dem Fernseher saß und auf CNN alles verfolgte. Sie hatten ein Team in Biloxi, das versuchte, Interviews zu bekommen - von Rohr, Cable und Harkin, von Gloria Lane oder überhaupt irgend jemandem, der vielleicht etwas wußte. Niemand wollte mit ihnen reden. Nicholas verfolgte außerdem auf einem Finanzkanal die Börsennotierungen.
    Eine Stunde nach Börsenöffnung erreichte Pynex seinen Tiefststand. Bei achtunddreißig fanden sich Abnehmer, woraufhin Marlee sich der restlichen achtzigtausend Anteile entledigte.
    Als Trellco bei einundvierzig auf Widerstand stieß, kaufte sie vierzigtausend Aktien. Damit war sie aus dem Trellco-Geschäft heraus. Nachdem sie nun den Großteil ihrer Verkäufe abgedeckt hatte, und zwar ziemlich brillant, war Marlee weniger geneigt, noch viel länger zu warten und bei den anderen Aktien habgierig zu sein. Sie zwang sich zur Geduld. Sie hatte diesen Plan viele Male geprobt, und eine solche Gelegenheit würde sich ihr nie wieder bieten.
    Ein paar Minuten vor zwölf, während am Markt immer noch Chaos herrschte, deckte sie die restlichen Aktien von Smith Greer ab. Marcus nahm seinen Kopfhörer ab und wischte sich die Stirn.
    »Kein schlechter Vormittag, Ms. MacRoland. Sie haben mehr als acht Millionen eingestrichen, abzüglich Provision.« Ein Drucker summte leise auf dem Schreibtisch und spie Informationen aus.
    »Ich möchte, daß das Geld per Kabel auf eine Bank in Zürich überwiesen wird.«
    »Unsere Bank?«
    »Nein.« Sie händigte ihm ein Blatt Papier mit schriftlichen Instruktionen aus.
    »Wieviel?« fragte er.
    »Alles. Natürlich abzüglich Ihrer Provision.«
    »Wird gemacht. Ich nehme an, es eilt.«
    »Ja. Bitte tun Sie es sofort.«
    Sie packte rasch. Er sah zu, weil er nichts zu packen hatte, nichts außer zwei Golfhemden und einer Jeans, die er in einer Boutique im Hotel gekauft hatte. Sie versprachen sich gegenseitig neue Garderobe an ihrem nächsten Bestimmungsort. Geld würde keine Rolle spielen.
    Sie flogen Erster Klasse nach Miami, wo sie zwei Stunden warteten und dann eine Maschine nach Amsterdam bestiegen. Der Nachrichten-Service an Bord in der Ersten Klasse beschränkte sich auf CNN und Financial News. Sie schauten sich überaus amüsiert an, wie über das Urteil aus Biloxi berichtet wurde, während Wall Street im Kreis umherrannte. Überall meldeten sich Experten zu Wort. Juraprofessoren machten furchtlose Vorhersagen über die Zukunft der Tabak-Produkthaftung. Börsenanalytiker äußerten Myriaden von Meinungen, jede in scharfem Kontrast zur vorhergehenden. Richter Harkin hatte keinen Kommentar. Cable war nicht zu finden. Rohr kam schließlich aus seinem Büro heraus und rechnete sich den Sieg als alleinigen Verdienst an. Niemand wußte etwas von Rankin Fitch, was ein Jammer war, weil Marlee nur zu gern sein gequältes Gesicht gesehen hätte.
    Im nachhinein betrachtet, war das Timing perfekt gewesen. Der Markt beruhigte sich, kurz nachdem er zusammengebrochen war, und bei Börsenschluß stand Pynex fest bei fünfundvierzig.
    Von Amsterdam aus flogen sie nach Genf, wo sie für einen Monat eine Hotelsuite mieteten.
43
    F itch verließ Biloxi drei Tage nach dem Urteil. Er kehrte in sein Haus in Arlington und zu seiner Routine in Washington zurück. Seine Zukunft als Direktor des Fonds war zwar in Frage gestellt, aber seine anonyme kleine Firma hatte genug Nicht-Tabak-Arbeit, um weitermachen zu können. Allerdings nichts, was so einträglich war wie der Fonds.
    Eine Woche nach dem Urteil traf er sich in New York mit Luther Vandemeer und D. Martin Jankle und beichtete alle Details des Handels mit Marlee. Es war keine erfreuliche Zusammenkunft.
    Außerdem konferierte er mit einer Kollektion von skrupellosen New Yorker Anwälten über die besten Methoden, das Urteil zu attackieren. Die Tatsache, daß Easter so schnell verschwunden war, gab Anlaß zu Argwohn. Herman Grimes hatte sich bereits bereiterklärt, seine medizinischen Unterlagen zur Einsicht freizugeben. Es gab keinerlei Beweise für einen unmittelbar bevorstehenden Herzinfarkt. Bis zu diesem Morgen war er fit

Weitere Kostenlose Bücher