Das Urteil
gesehen. Das genügte. Nicholas wußte, daß Fitch inzwischen wußte, daß er nie an der North Texas State studiert hatte. Er wußte auch, daß Fitch sich über ihn mehr Gedanken machte als über jeden anderen Geschworenen, und das mit gutem Grund.
Hinter Fitch saßen zwei Reihen von Anzugträgern, elegant gekleidete Klone mit finsteren Gesichtern, und Nicholas wußte, daß das die geplagten Typen von der Wall Street waren. Der Morgenzeitung zufolge hatte der Markt nicht auf die Zusammensetzung der Jury reagiert. Pynex stand unverändert bei achtzig Dollar pro Aktie. Er konnte nicht anders, er mußte lächeln. Wenn er jetzt plötzlich aufspringen und rufen würde: »Ich finde, die Klägerin sollte Millionen bekommen!«, dann würden diese Anzugfritzen zur Tür stürzen, und bis Mittag wäre Pynex um zehn Dollar gefallen.
Auch die anderen drei - Trellco, Smith Greer und Con-Pack wurden unverändert gehandelt.
In der vordersten Re ihe gab es kleine Grüppchen von gequälten Seelen. Nicholas war sich ziemlich sicher, daß sie die Geschworenen-Experten waren. Jetzt, da die Auswahl abgeschlossen war, waren sie zur nächsten Phase übergegangen dem Beobachten. Ihre wichtigste Aufgabe war es, sich jedes Wort jedes Zeugen anzuhören und zu prophezeien, wie die Geschworenen die Aussage aufnahmen. Die Strategie sah so aus, daß ein Zeuge, wenn er einen schwachen oder sogar nachteiligen Eindruck auf die Geschworenen machte, sofort aus dem Zeugenstand entfernt und nach Hause geschickt wurde. Dann konnte vielleicht ein anderer, überzeugenderer Zeuge dazu benutzt werden, den Schaden wieder zu reparieren. Aber das wußte Nicholas nicht so genau. Er hatte eine Menge über Jury-Berater gelesen und sogar ein Seminar in St. Louis besucht, wo Prozeßanwälte Kriegsgeschichten über Urteile mit dicken Entschädigungssummen erzählt hatten, aber er war sich immer noch nicht sicher, ob diese angeblich so einflußreichen Experten im Grunde nicht doch kaum mehr waren als gerissene Schwindler.
Sie behaupteten, Geschworene allein anhand noch so winziger Körperreaktionen auf das, was gesagt worden war, beurteilen zu können. Nicholas lächelte wieder. Und wenn er nun einen Finger in die Nase steckte und ihn fünf Minuten lang nicht wieder rausnahm? Wie würde diese kleine körpersprachliche Äußerung wohl interpretiert werden?
Die restlichen Zuschauer konnte er nicht einordnen. Zweifellos war eine Reihe von Reportern anwesend und außerdem die übliche Kollektion von gelangweilten Anwälten aus dem Bezirk und anderen regelmäßigen Gerichtsbesuchern. Die Frau von Herman Grimes saß in einer der hinteren Reihen und strahlte vor Stolz über die Tatsache, daß ihr Mann in eine so wichtige Position gewählt worden war. Richter Harkin beendete seinen Monolog und gab Wendall Rohr ein Zeichen, der daraufhin langsam aufstand, sein kariertes Jackett zuknöpfte, die Geschworenen mit seinen falschen Zähnen anlächelte und selbstbewußt zum Rednerpult schritt. Dies war sein Eröffnungsplädoyer, erklärte er, und in ihm würde er den Fall für die Geschworenen umreißen. Im Saal war es sehr still.
Sie würden beweisen, daß Zigaretten Lungenkrebs verursachten und, präziser, daß der Verstorbene, Mr. Jacob Wood, ein prächtiger Mensch, an Lungenkrebs erkrankt war, nachdem er fast dreißig Jahre lang Bristols geraucht hatte. Die Zigaretten haben ihn umgebracht, verkündete Rohr ernst, wobei er an dem spitzen, grauen Bart unter seinem Kinn zupfte. Seine Stimme war rauh, aber präzise, und er konnte sie modulieren, wie immer es für den dramatischen Effekt erforderlich war. Rohr war ein erfahrener Schauspieler, dessen schiefsitzende Fliege, klickendes Gebiß und nicht zusammenpassende Kleidung den Zweck hatten, ihn dem Durchschnittsmenschen sympathisch zu machen. Er war nicht perfekt. Sollten die Anwälte der Verteidigung in ihren makellosen dunklen Anzügen und teuren Seidenkrawatten sich doch mit gerümpften Nasen an die Geschworenen wenden. Aber nicht Rohr. Das hier waren seine Leute.
Aber wie wollten sie beweisen, daß Zigaretten Lungenkrebs verursachen? Dafür gab es massenhaft Beweise. Zuerst würden sie einige der namhaftesten Krebsexperten und Forscher im Lande aussagen lassen. Jawohl, diese großen Männer waren unterwegs nach Biloxi, um hier zu sitzen, zu dieser Jury zu sprechen und unmißverständlich und mit Bergen von Statistiken zu beweisen, daß Zigaretten in der Tat Lungenkrebs verursachen.
Danach, und Rohr konnte ein boshaftes
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