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Das Urteil

Titel: Das Urteil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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für ordentliche Becher sorgen. Und wenn sich das County hübsche Doughnuts leisten konnte, dann konnte es bestimmt auch für Bagels und Croissants aufkommen.
    Es war kein koffeinfreier Kaffee da. Er notierte es sich. Und kein heißes Wasser für Tee, nur für den Fall, daß einige seiner neuen Freunde keine Kaffeetrinker waren. Und der Lunch würde gut sein müssen. Er dachte nicht daran, sich die nächsten sechs Wochen von Thunfischsalat zu ernähren.
    Um den Tisch in der Mitte des Zimmers waren zwölf Stühle verteilt. Die dicke Staubschicht, die er vor drei Wochen darauf gesehen hatte, war verschwunden; das Zimmer war viel sauberer und benutzungsbereit. An einer Wand hing eine große Tafel mit Schwämmen und frischer Kreide. Jenseits des Tisches, an der gegenüberliegenden Wand, gab es drei vom Fußboden bis zur Decke reichende Fenster mit Ausblick auf den Rasen des Gerichtsgebäudes, der immer noch grün und frisch wirkte, obwohl der Sommer vor mehr als einem Monat zu Ende gegangen war. Nicholas schaute zu einem der Fenster hinaus und beobachtete die Fußgänger auf den Gehsteigen.
    Das Neueste von Richter Harkin war eine Liste mit einigen Dingen, die sie tun, und einer Unmenge, die sie vermeiden sollten: Organisieren Sie sich. Wählen Sie einen Obmann, und wenn Ihnen das nicht gelingt, teilen Sie es Seinen Ehren mit, und er wird die Wahl an Ihrer Stelle treffen. Tragen Sie ständig die rotweißen Geschworenen-Buttons. Lou Dell wird sie verteilen. Bringen Sie sich für Wartezeiten etwas zu lesen mit. Scheuen Sie sich nicht, um irgend etwas zu bitten. Sprechen Sie nicht untereinander über den Fall, bevor Sie von Seinen Ehren dazu aufgefordert werden. Sprechen Sie mit überhaupt niemandem über den Fall, punktum. Verlassen Sie das Gerichtsgebäude nicht ohne Erlaubnis. Der Lunch wird geliefert und im Geschworenenzimmer eingenommen. Jeden Tag vor Eröffnung der Sitzung um neun Uhr wird eine Tageskarte herumgereicht. Informieren Sie das Gericht unverzüglich, falls jemand mit Ihnen oder jemandem, den Sie kennen, hinsichtlich Ihrer Beteiligung an diesem Prozeß in irgendeiner Weise Kontakt aufnimmt. Informieren Sie das Gericht unverzüglich, wenn Sie etwas Verdächtiges sehen, hören oder bemerken, das möglicherweise mit Ihrer Tätigkeit als Geschworener in diesem Fall zusammenhängt.
    Seltsame Anweisungen, diese letzten beiden. Aber Nicholas war über die Details eines Tabakprozesses im Osten von Texas informiert, eines Prozesses, der nach nur einer Woche aufflog, nachdem man herausgefunden hatte, daß mysteriöse Agenten in der kleinen Stadt herumschlichen und den Verwandten von einigen Geschworenen riesige Geldsummen offerierten. Die Agenten verschwanden, bevor sie erwischt wurden, und es kam nie heraus, für wen sie gearbeitet hatten, weil beide Seiten sich gegenseitig beschuldigten. Kühlere Köpfe wetteten hoch darauf, daß die Leute von den Tabakkonzernen dahintersteckten. Die Jury schien eine starke Sympathie für die Gegenseite zu haben, und die Verteidigung war hocherfreut, als der Prozeß für gescheitert erklärt wurde.
    Obwohl es keine Möglichkeit gab, dies zu beweisen, war Nicholas sicher, daß Rankin Fitch das Phantom hinter den Bestechungsversuchen gewesen war. Und er wußte, daß sich Fitch auch bei seiner Gruppe von neuen Freunden rasch an die Arbeit machen würde.
    Er zeichnete die Liste ab und ließ sie auf dem Tisch liegen. Auf dem Flur waren Stimmen zu hören. Lou Dell empfing einen weiteren Geschworenen. Die Tür wurde mit einem Tritt und einem Klopfen geöffnet, und Mr. Herman Grimes erschien als erster, mit seinem Gehstock vor sich hertappend. Seine Frau war dicht hinter ihm. Sie berührte ihn nicht, inspizierte aber sofort das Zimmer und beschrieb es ihm leise: »Langes Zimmer, siebeneinhalb mal viereinhalb Meter, Länge vor dir, Breite von links nach rechts, langer, in Längsrichtung im Zimmer aufgestellter Tisch mit Stühlen darum herum, der dir am nächsten stehende Stuhl ist zweieinhalb Meter entfernt.« Er stand ganz still, während er das in sich aufnahm, wobei sich sein Kopf immer in Richtung dessen bewegte, was sie beschrieb. Hinter ihr stand Lou Dell auf der Schwelle, hatte die Hände auf die Hüften gestemmt und konnte es kaum abwarten, den blinden Mann mit einem Muffin zu füttern. Nicholas kam ein paar Schritte näher und stellte sich vor.
    Er ergriff Hermans ausgestreckte Hand, und sie tauschten Höflichkeiten aus. Er begrüßte Mrs. Grimes, dann führte er Herman an den

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