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Das Urteil

Titel: Das Urteil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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die Absicht, sie dazu zu ermutigen. Schweigen.
    Die Kamera war eine Yumara XLT-2, ein winziger Apparat, der fast überall hineinpaßte. Die Linse hatte einen Durchmesser von zwölf Millimetern, und die Kamera wog weniger als fünfhundert Gramm. Sie war von einem von Fitchs Leuten sorgfältig eingestellt worden und befand sich jetzt in einem abgeschabten braunen Aktenkoffer im Gerichtssaal unter dem Tisch der Verteidigung und wurde heimlich von Oliver McAdoo bewacht, einem Anwalt aus Washington und dem einzigen Ortsfremden, den Fitch dazu auserwählt hatte, neben Durr und den übrigen zu sitzen. McAdoos Job war es, sich Strategien auszudenken, die Geschworenen anzulächeln und Durr und die anderen mit Dokumenten zu füttern. Sein wahrer Job, von dem nur Fitch und ein paar wenige andere wußten, bestand darin, jeden Tag mit den Werkzeugen der Kriegführung im Gerichtssaal zu erscheinen, darunter zwei identischen, großen braunen Aktenkoffern, von denen einer die Kamera enthielt, und sich am Tisch der Verteidigung immer so ziemlich am selben Ort niederzulassen. Jeden Morgen war er der erste Anwalt der Verteidigung im Saal. Er stellte den Aktenkoffer aufrecht hin und richtete ihn auf die Geschworenenbank, dann rief er schnell Fitch über ein Handy an und erkundigte sich, ob die Einstellung stimmte.
    Während des Prozesses standen ständig zwanzig oder mehr Aktenkoffer im Gerichtssaal herum, die meisten davon auf oder unter den Tischen der Anwälte; einige waren auch neben dem Tisch der Kanzleivorsteherin aufgestapelt, andere standen unter den Stühlen, auf denen die geringer bezahlten Anwälte saßen, und einige lehnten sogar, scheinbar herrenlos, an der Schranke. Sie unterschieden sich zwar in Größe und Farbe voneinander, sahen einander aber trotzdem ziemlich ähnlich, die von McAdoo eingeschlossen. Den einen davon öffnete er gelegentlich, um ihm irgendwelche Papiere zu entnehmen, aber der andere, der die Kamera enthielt, war so fest verschlossen, daß man ihn nur mit Sprengstoff hätte öffnen können. Fitchs Strategie war simpel - falls die Kamera aus irgendeinem unvorstellbaren Grund Aufsehen erregen sollte, würde McAdoo in dem darauffolgenden Aufruhr einfach die Aktenkoffer vertauschen und das Beste hoffen.
    Aber eine Entdeckung war äußerst unwahrscheinlich. Die Kamera machte keinerlei Geräusche und sendete Signale aus, die kein menschliches Ohr hören konnte. Der Aktenkoffer stand neben mehreren anderen; gelegentlich wurde er umgestoßen oder sogar umgetreten, aber die Neueinstellung war leicht. McAdoo suchte sich dann einfach einen ruhigen Ort und rief Fitch an. Sie hatten das System im vorigen Jahr während des Cimmino-Prozesses in Allentown perfektioniert.
    Die Technologie war erstaunlich. Die winzige Linse fing die gesamte Breite und Tiefe der Geschworenenbank ein und schickte fünfzehn Gesichter in Farbe die Straße hinunter in Fitchs kleinen Vorführraum, in dem den ganzen Tag über zwei Jury-Berater saßen und selbst das kleinste Zucken und Gähnen registrierten.
    Je nachdem, was auf der Geschworenenbank passierte, redete Fitch dann mit Durr Cable und teilte ihm mit, seine Le ute im Gerichtssaal hätten dieses oder jenes aufgeschnappt. Weder Cable noch ein anderer der ortsansässigen Verteidiger würden je etwas von dem Ganzen erfahren.
    Am Freitag nachmittag registrierte die Kamera dramatische Reaktionen. Leider hatten die Japaner bisher noch keine Kamera erfunden, die innerhalb eines verschlossenen Aktenkoffers herumschwenken und sich auf andere interessante Punkte richten konnte. Deshalb erfaßte die Kamera nur die Geschworenenbank und konnte die vergrößerten Fotos der geschrumpften, geschwärzten Lungen von Jacob Wood nicht sehen; aber die Geschworenen sahen sie. Während sich Rohr und Dr. Fricke durch ihr Skript hindurcharbeiteten, betrachteten die Geschworenen mit unverhohlenem Grauen die fürchterlichen, im Laufe von fünfunddreißig Jahren langsam geschlagenen Wunden.
    Rohrs Timing war perfekt. Die beiden Fotos waren auf ein großes Stativ vor dem Zeugenstand montiert worden, und als Dr. Fricke um Viertel nach fünf seine Aussage beendete, war es Zeit für die Vertagung übers Wochenende. Das letzte Bild, das die Geschworenen vor sich sahen, dasjenige, über das sie die nächsten beiden Tage nachdenken würden, und zugleich dasjenige, das sich als unerschütterbar erweisen würde, war das der geschwärzten Lungen, dem Toten entnommen und auf ein weißes Laken gelegt.
8
    E aster legte übers

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