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Das Urteil

Titel: Das Urteil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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Anruf kam von einem Münzfernsprecher in einem Supermarkt in Gulfport.«
    »Was für eine Überraschung«, sagte Fitch, griff nach seinem Jackett und rückte seine Krawatte zurecht. »Ich muß zusehen, daß ich ins Gericht komme.«
    Nicholas wartete, bis die meisten seiner Kollegen entweder am Tisch saßen oder in seiner Nähe standen, und er wartete, bis eine Art Gesprächspause eingetreten war. Dann sagte er laut: »Na, ist einer von euch übers Wochenende bestochen oder belauert worden?« Es gab einiges Grinsen und leichtes Lachen, aber keine Geständnisse.
    »Meine Stimme kann man nicht kaufen, aber mieten kann man sie«, sagte Jerry Fernandez und wiederholte damit einen Spruch, den er am Vortag von Nicholas auf dem Fischerboot gehört hatte. Alle amüsierten sich darüber außer Herman Grimes.
    »Weshalb hält er uns immer wieder diesen Vortrag?« fragte Millie Dupree, offensichtlich froh, daß jemand das Eis gebrochen hatte, und begierig auf ein bißchen Geklatsche. Andere rückten näher heran oder beugten sich vor, um zu hören, was der ehemalige Jurastudent davon hielt. Rikki Coleman blieb mit einer Zeitung in der Ecke. Sie hatte es bereits gehört.
    »Es haben schon verschiedene andere Prozesse dieser Art stattgefunden«, erklärte Nicholas widerstrebend. »Und dabei hat es einigen faulen Zauber mit den Jurys gegeben.«
    »Ich meine, darüber sollten wir nicht reden«, sagte Herman.
    »Warum nicht? Es ist harmlos. Schließlich reden wir nicht über Beweise oder Zeugenaussagen.« Nicholas war selbstsicher, Herman entschieden weniger.
    »Der Richter hat gesagt, wir sollten nicht über den Prozeß reden«, protestierte er und wartete darauf, daß jemand ihm beipflichtete. Aber niemand tat es. Nicholas hatte das Wort, und er sagte: »Regen Sie sich nicht auf, Herman. Hier geht es nicht um Beweise oder die Dinge, über die wir irgendwann beraten müssen. Hier geht es um…« Er machte eine kurze, effektvolle Pause, dann fuhr er fort: »Hier geht es um Geschworenen-Beeinflussung.«
    Lonnie Shaver ließ seinen Computerausdruck einer Inventurliste sinken und rückte näher an den Tisch heran. Auch Rikki hörte jetzt zu. Jerry Fernandez hatte das alles schon am Vortag auf dem Boot gehört, aber es war unwiderstehlich. »Vor ungefähr sieben Jahren hat es in Quitman County, Mississippi, einen sehr ähnlichen Prozeß gegeben. Einige von euch werden sich vielleicht daran erinnern. Es war ein anderer Tabakkonzern, aber einige der Akteure waren dieselben, auf beiden Seiten. Und es hat einige ziemlich kriminelle Aktionen gegeben, sowohl vor der Auswahl der Geschworenen als auch nach Prozeßbeginn. Richter Harkin hat natürlich all diese Geschichten gehört, und deshalb paßt er bei uns genau auf. Eine Menge Leute beobachten uns.«
    Millie ließ den Blick kurz um den Tisch herumwandern. »Wer?« fragte sie.
    »Beide Seiten.« Nicholas hatte sich für Fairplay entschieden, weil in dem anderen Prozeß beide Seiten schwere Verstöße begangen hatten. »Beide Seiten heuern diese Burschen an, die sich Jury-Berater nennen, und sie kommen aus dem ganzen Land, um bei der Auswahl der perfekten Jury zu helfen. Die perfekte Jury ist natürlich nicht eine, die fair entscheidet, sondern die, die das Urteil fällt, das sie haben möchten. Sie forschen uns aus, bevor wir gewählt werden. Sie…«
    »Wie machen sie das?« unterbrach ihn Mrs. Gladys Card. »Nun, sie fotografieren unsere Häuser und Wohnungen, unsere Wagen, unsere Nachbarschaft, unsere Büros, unsere Kinder und ihre Fahrräder, sogar uns selbst. Das ist alles legal und ethisch vertretbar, aber sie gehen bis ganz hart an die Grenze. Sie überprüfen öffentliche Unterlagen wie zum Beispiel Gerichtsakten und Steuerlisten, um mehr über uns zu erfahren. Manchmal reden sie sogar mit unseren Freunden, Arbeitskollegen und Nachbarn. Das ist bei großen Prozessen heutzutage fast die Regel.«
    Alle elf hörten zu, rückten näher heran und versuchten sich zu erinnern, ob sie irgendwelche Fremden gesehen hatten, die mit Kameras um die Ecken peilten. Nicholas trank einen Schluck Kaffee, dann fuhr er fort: »Nachdem die Geschworenen ausgewählt worden sind, verändern sie ihre Taktik ein wenig. Unsere Zahl ist von zweihundert auf fünfzehn geschrumpft, deshalb sind wir wesentlich leichter zu beobachten. Während des ganzen Verfahrens hat jede Seite eine Gruppe von Jury-Beratern im Gerichtssaal, die uns ständig beobachten und versuchen, unsere Reaktionen zu deuten. Sie sitzen

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