Das Urteil
Wochenende eine leicht zu verfolgende Spur. Er verließ am Freitag den Gerichtssaal und ging zu O'Reillys Imbiß, wo er sich leise mit Mr. O'Reilly unterhielt. Man konnte beide lächeln sehen. Easter kaufte eine Tüte voller Lebensmittel und Getränke. Dann ging er direkt zu seiner Wohnung und blieb dort. Um acht am Samstagmorgen fuhr er ins Einkaufszentrum, wo er eine Zwölf-Stunden-Schicht arbeitete und Computer und Zubehör verkaufte. Er aß Tacos und gebackene Bohnen im Food Garden, zusammen mit einem Teenager namens Kevin, einem Arbeitskollegen. Es gab keinen sichtbaren Kontakt mit einer Frau, die auch nur entfernt derjenigen ähnelte, nach der sie Ausschau hielten. Nach der Arbeit kehrte er in seine Wohnung zurück und blieb dort.
Der Sonntag brachte eine erfreuliche Überraschung. Um acht Uhr verließ er seine Wohnung und fuhr zum Jachthafen von Biloxi, wo er sich mit keinem anderen als Jerry Fernandez traf. Sie wurden zuletzt gesehen, als sie die Pier in einem zehn Meter langen Fischerboot verließen, zusammen mit zwei anderen Männern, vermutlich Freunden von Jerry. Sie kehrten achteinhalb Stunden später zurück - mit roten Gesichtern, einer großen Kühlbox mit einer unbestimmbaren Menge von Seefischen und dem ganzen Boot voller leerer Bierdosen.
Das Angeln war das erste feststellbare Hobby von Nicholas Easter. Und Jerry war der erste Freund, den sie hatten entdecken können.
Nirgendwo eine Spur von der Frau, aber Fitch rechnete auch nicht damit, daß er sie finden würde. Sie erwies sich als überaus geduldig, und schon das war aufreibend. Ihr erster kleiner Hinweis war höchstwahrscheinlich nur der Auftakt für den zweiten und den dritten. Das Warten war eine Qual.
Swanson, der Ex-FBI-Agent, war allerdings überzeugt, daß sie sich im Laufe der Woche melden würde. Ihr Plan, wie immer er aussehen mochte, hing von weiteren Kontakten ab.
Sie wartete nur bis Montag morgen, eine halbe Stunde, bevor die Verhandlung fortgesetzt wurde. Die Anwälte waren bereits erschienen und bildeten überall im Saal kleine konspirative Gruppen. Richter Harkin war in seinem Amtszimmer mit einer dringenden Angelegenheit in einem Kriminalfall beschäftigt. Fitch saß in seinem Büro ein Stück die Straße hinunter, in seinem Kommandobunker. Ein Mitarbeiter, ein junger Mann namens Konrad und ein Genie im Umgang mit Telefonen, Kabeln, Tonbändern und High-Tech-Überwachungsinstrumenten, trat durch die offene Tür und sagte: »Da ist ein Anruf, den Sie wahrscheinlich selbst entgegennehmen möchten.«
Wie immer musterte Fitch Konrad und analysierte sofort die Situation. Sämtliche Anrufe, sogar die von seiner Sekretärin in Washington, der er vollauf vertraute, wurden im Vorzimmer entgegengenommen und über eine in die Telefone eingebaute Gegensprechanlage an ihn übermittelt. So wurde es bei jedem Anruf gehandhabt.
»Weshalb?« fragte er überaus argwöhnisch.
»Sie sagt, sie hätte eine weitere Botschaft für Sie.« »Wie heißt sie?«
»Das wollte sie nicht sagen. Sie ist sehr zurückhaltend, behauptet aber, es wäre wichtig.«
Eine weitere lange Pause, während der Fitch das blinkende Licht an einem der Telefone betrachtete. »Haben Sie eine Ahnung, wo sie meine Nummer herhat?«
»Nein.«
»Spüren Sie dem Anruf nach?«
»Ja. Geben Sie uns eine Minute. Ziehen Sie das Gespräch hin.«
Fitch drückte auf den Knopf und hob den Hörer ab. »Ja?« sagte er so freundlich wie möglich.
»Spreche ich mit Mr. Fitch?« fragte sie liebenswürdig.
»Ja. Und wer sind Sie?«
»Marlee.«
Ein Name! Er schwieg eine Sekunde. Jeder Anruf wurde automatisch aufgezeichnet, er konnte ihn also später analysieren. »Guten Morgen, Marlee. Haben Sie auch einen Nachnamen?«
»Ja. - Geschworener Nummer zwölf, Fernandez, wird in ungefähr zwanzig Minuten mit einem Exemplar von Sports Illustrated in den Gerichtssaal kommen. Es ist die Ausgabe vom 12. Oktober mit Dan Marino auf der Titelseite.«
»Verstanden«, sagte er, als machte er sich Notizen. »Sonst noch etwas?«
»Nein. Im Augenblick nicht.«
»Und wann rufen Sie wieder an?«
»Das weiß ich noch nicht.«
»Wie sind Sie an meine Telefonnummer gekommen?«
»Das war einfach. Nicht vergessen, Nummer zwölf, Fernandez.« Es gab ein Klicken, und sie war fort. Fitch drückte auf einen anderen Knopf, dann gab er einen zweistelligen Code ein. Das gesamte Gespräch wurde über einen Lautsprecher oberhalb der Telefone wiedergegeben.
Konrad kam mit einem Ausdruck angerannt. »Der
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