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Das Urteil

Titel: Das Urteil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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und die Schläfen rieb, an seinem Spitzbart zupfte und von Konrad, Swanson und Pang unmögliche Antworten verlangte. Außer diesen dreien hatte er den jungen Holly, Joe Boy, einen einheimischen Privatdetektiv mit unglaublich leichtem Schritt, Dante, einen schwarzen Ex-Polizisten aus Washington, und Dubaz, einen weiteren Einheimischen mit einer langen Vorstrafenliste. Und er hatte vier Leute, die mit Konrad zusammenarbeiteten, ein weiteres Dutzend, die er binnen drei Stunden nach Biloxi beordern konnte, und Unmengen von Anwälten und Jury-Beratern. Fitch hatte eine Menge Leute, und sie kosteten eine Menge Geld, aber er war verdammt sicher, daß er keinen davon übers Wochenende mit dem Auftrag nach Miami geschickt hatte, Stella und Cal beim Einkaufen zu beobachten.
    Ein Kubaner? Mit einer Kamera? Fitch schleuderte sogar ein Telefonbuch an die Wand, als er das wiederholte.
    »Was ist, wenn es die Frau war?« fragte Pang, langsam den Kopf hebend, nachdem er ihn eingezogen hatte, um nicht von dem Telefonbuch getroffen zu werden.
    »Welche Frau?«
    »Marlee. Die Hulic hat gesagt, der Anruf wäre von einer Frau gekommen.« Pangs Gelassenheit stand in scharfem Kontrast zur explosiven Stimmung seines Chefs. Fitch blieb wie angewurzelt stehen, dann setzte er sich für einen Moment hin. Er nahm ein weiteres Aspirin, trank noch mehr Mineralwasser und sagte schließlich: »Ich glaube, Sie haben recht.«
    Und er hatte recht. Der Kubaner war ein billiger ›Sicherheitsberater‹, den Marlee im Branchenverzeichnis gefunden hatte. Sie hatte ihm zweihundert Dollar dafür gezahlt, daß er verdächtig aussah, was ihm nicht weiter schwerfiel, und sich, wenn die Hulics das Hotel verließen, mit einer Kamera sehen ließ.
    Die elf Geschworenen und die drei Stellvertreter waren in den Gerichtssaal zurückgerufen worden. Stellas leerer Platz in der ersten Reihe wurde von Phillip Savelle eingenommen, einem achtundvierzig Jahre alten Sonderling, aus dem keine Seite schlau geworden war. Er bezeichnete sich als selbständigen Baumchirurgen, aber es hatten sich keinerlei Hinweise darauf finden lassen, daß dieser Beruf in den letzten fünf Jahren irgendwo an der Golfküste ausgeübt worden war. Er war außerdem ein Avantgarde-Glasbläser mit einem besonderen Talent für leuchtendbunte, formlose Kreationen, denen er obskure Namen gab, die alle etwas mit Wasser zu tun hatten, und die er gelegentlich in winzigen, heruntergekommenen Galerien in Greenwich Village ausstellte. Er rühmte sich, ein meisterhafter Segler zu sein, und hatte sich sogar einmal eine eigene Ketsch gebaut, mit der er nach Honduras gesegelt war. Dort war sie bei ruhiger See gesunken. Gelegentlich hielt er sich für einen Archäologen, und nachdem das Boot gesunken war, mußte er wegen illegaler Ausgrabungen in Honduras elf Monate im Gefängnis verbringen.
    Er war ledig, Agnostiker, Grinnell-Absolvent, Nichtraucher. Savelle flößte jedem der im Gerichtssaal anwesenden Anwälte eine Heidenangst ein.
    Richter Harkin entschuldigte sich für das, was er zu tun im Begriff stand. Die Isolierung einer Jury war eine seltene, radikale Maßnahme, die erst durch außergewöhnliche Umstände erforderlich und fast nur bei sensationellen Mordprozessen angeordnet wurde. Aber in diesem Fall blieb ihm keine andere Wahl. Es hatte gesetzwidrige Kontakte gegeben. Er hatte keinen Grund zu der Annahme, daß sie aufhören würden, ungeachtet seiner Warnungen. Es gefiel ihm ganz und gar nicht, und er bedauerte die Unannehmlichkeiten, die das Ganze mit sich bringen würde, aber seine Aufgabe war es nun einmal, einen fairen Prozeß zu garantieren.
    Er erklärte, daß er schon vor Monaten sicherheitshalber einen Plan für genau diesen Moment aufgestellt hatte. Das Gericht hatte eine Reihe von Zimmern in einem nahegelegenen, unbenannt gebliebenen Motel reservieren lassen. Die Sicherheitsvorkehrungen würden verstärkt werden. Er hatte eine Liste von diesbezüglichen Bestimmungen. Der Prozeß ging jetzt in die zweite volle Woche der Zeugenaussagen, und er würde die Anwälte nach Kräften dazu drängen, so schnell wie möglich zum Ende zu kommen.
    Die vierzehn Geschworenen sollten jetzt nach Hause gehen, packen, ihre Angelegenheiten ordnen und sich morgen früh zurückmelden, bereit, die nächsten beiden Wochen in der Isolierung zu verbringen.
    Es gab keinerlei sofortige Reaktionen von Seiten der Geschworenen; sie waren zu fassungslos. Nur Nicholas Easter fand es lustig.
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    W egen Jerrys Vorliebe für Bier,

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