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Das Urteil

Titel: Das Urteil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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in keiner peinlichen Lage. Wenn ich mich recht entsinne, waren die Geschworenen nicht im Saal. Also hat das, was passiert ist, keinerlei Auswirkungen auf das Urteil.«
    »Sie sind erwischt worden, und für uns war das peinlich.« »Ich bin nicht erwischt worden.«
    »Wie würden Sie es denn nennen?«
    »Ich nenne es eine Lüge. Wir haben niemanden beauftragt, Stella Hulic zu beschatten. Weshalb hätten wir das tun sollen?« »Und wer hat sie dann angerufen?«
    »Das weiß ich nicht, aber bestimmt keiner von unseren Leuten. Sonst noch Fragen?«
    »Und ob. Wer war der Typ in der Wohnung?«
    »Das war keiner von meinen Männern. Ich habe schließlich das Video nicht gesehen und deshalb auch nicht sein Gesicht, aber wir haben Grund zu der Annahme, daß Rohr und seine Leute den Kerl angeheuert haben.«
    »Können Sie das beweisen?«
    »Ich brauche überhaupt nichts zu beweisen. Und ich brauche auch keine Fragen mehr zu beantworten. Ihr Job ist es, diesen Fall zu vertreten, alles andere können Sie mir überlassen.«
    »Bringen Sie mich nicht in Verlegenhe it, Fitch.«
    »Und Sie sollten mich nicht in Verlegenheit bringen, indem Sie diesen Prozeß verlieren.«
    »Ich verliere nur selten.«
    Fitch drehte sich um und steuerte auf die Tür zu. »Das weiß ich. Und Sie leisten gute Arbeit, Cable. Sie brauchen nur ein bißchen Hilfe von außen.«
    Nicholas traf als erster ein, mit zwei mit Kleidung und Toilettenartikeln vollgestopften Sporttaschen. Lou Dell, Willis und ein weiterer Deputy, ein neuer, warteten auf dem Flur vor dem Geschworenenzimmer, um die Taschen entgegenzunehmen und sie vorläufig in einem leeren Raum zu deponieren. Es war zwanzig Minuten nach acht, Dienstag.
    »Wie kommt das Gepäck von hier zum Motel?« fragte Nicholas, immer noch mit seinen Taschen in den Händen und ziemlich argwöhnisch.
    »Wir bringen es irgendwann im Laufe des Tages dorthin«, sagte Willis. »Aber vorher müssen wir es durchsuchen.«
    »Kommt gar nicht in Frage.«
    »Wie bitte?«
    »Niemand durchsucht diese Taschen«, verkündete Nicholas und betrat das leere Geschworenenzimmer.
    »Anordnung vom Richter«, sagte Lou Dell, die ihm hinterherging.
    »Es ist mir egal, was der Richter angeordnet hat. Niemand durchsucht meine Taschen.« Er stellte sie in einer Ecke ab, ging zur Kaffeekanne und sagte zu Willis und Lou Dell, die an der Tür standen: »Und jetzt verschwindet. Das hier ist das Geschworenenzimmer.«
    Sie wichen zurück, und Lou Dell machte die Tür zu. Eine Minute verging, bevor auf dem Flur Worte zu hören waren. Nicholas öffnete die Tür und sah Millie Dupree mit schweißnasser Stirn, die mit zwei riesigen Samsonite-Koffern vor Lou Dell und Willis stand. »Sie bilden sich ein, sie würden unser Gepäck durchsuchen, aber das werden sie nicht tun«, erklärte Nicholas. »Wir stellen es erst mal hier ab.« Er ergriff den ihm am nächsten stehenden Koffer, hob ihn mit viel Mühe an und deponierte ihn bei den anderen Taschen im Geschworenenzimmer.
    »Richterliche Anordnung«, hörten sie Lou Dell murmeln.
    »Wir sind keine Terroristen«, fuhr Nicholas sie an. »Was denkt er denn, was wir vorhaben, Waffen oder Drogen oder sonst was einschmuggeln?« Millie griff nach einem Doughnut und dankte Nicholas dafür, daß er ihre Privatsphäre geschützt hatte. In den Koffern waren Dinge, die, nun ja, sie wollte einfach nicht, daß Männer wie Willis oder sonst jemand sie anfaßten oder betasteten.
    »Verschwindet«, brüllte Nicholas, auf Lou Dell und Willis zeigend, die sich schleunigst wieder auf den Flur zurückzogen.
    Viertel vor neun waren alle zwölf Geschworenen eingetroffen, und im Zimmer türmte sich das Gepäck, das Nicholas gerettet und aufgestapelt hatte. Bei jeder neuen Ladung hatte er geschimpft und getobt und war immer wütender geworden, und er hatte es geschafft, die Jury so aufzupeitschen, daß sie inzwischen alle aufs äußerste gereizt und bereit waren, es auf einen Machtkampf ankommen zu lassen. Um neun klopfte Lou Dell an und drehte den Türknauf, um hereinzukommen.
    Die Tür war von innen abgeschlossen. Sie klopfte abermals. Im Geschworenenzimmer rührte sich niemand außer Nicholas. Er ging zur Tür und sagte: »Wer ist da?«
    »Lou Dell. Es ist Zeit. Der Richter wartet auf Sie.« »Der Richter kann sich zum Teufel scheren.« Lou Dell drehte sich zu Willis um, der mit vorquellenden Augen dastand und nach seinem rostigen Revolver griff. Die grobe Antwort bestürzte sogar einige der wütenderen Geschworenen, aber die

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