Das Urteil
aufzuhören.
Ihr Ersatz war ein völlig unberechenbarer Mann, den beide Seiten fürchteten, insbesondere aber die Verteidigung.
»Holen Sie den Geschworenen Nummer zwei, Nicholas Easter«, sagte Harkin zu Willis, der an der offenen Tür stand. Während Easter herbeigeschafft wurde, rollten Gloria Lane und eine ihrer Gehilfinnen einen Tisch mit einem Fernseher und einem Videogerät in die Mitte des Saals. Die Anwälte begannen, auf ihren Stiften zu kauen, insbesondere die der Verteidigung.
Durwood Cable tat so, als wäre er vollauf mit anderen Dingen auf dem Tisch beschäftigt, aber die einzige Frage in seinem Kopf war: Was hat Fitch nun wieder angestellt? Vor dem Prozeß hatte Fitch über alles bestimmt: die Zusammensetzung des Teams der Verteidigung, die Auswahl der Zeugen, das Anheuern der Jury-Berater, die Recherchen zu allen potentiellen Geschworenen. Er hatte die delikaten Gespräche mit ihrem Mandanten, Pynex, geführt, und er hatte die Anwälte der Anklage wie ein Habicht bewacht. Aber das meiste von dem, was Fitch nach Prozeßbeginn getan hatte, war in aller Heimlichkeit geschehen. Cable wollte es nicht wissen. Er ging den geraden Weg und verhandelte den Fall. Sollte Fitch doch in der Gosse spielen und versuchen, ihn zu gewinnen.
Easter nahm im Zeugenstand Platz und schlug die Beine übereinander. Wenn er ängstlich oder nervös war, ließ er es sich jedenfalls nicht anmerken. Der Richter fragte ihn nach dem mysteriösen Mann, der ihm gefolgt war, und Easter nannte die exakten Zeiten und Orte, an denen er den Mann gesehen hatte. Und er berichtete detailliert, was vorigen Mittwoch passiert war, als er sich im Gerichtssaal umgesehen und den Mann entdeckt hatte, in der dritten Reihe.
Dann beschrieb er die Sicherheitsvorkehrungen, die er in seiner Wohnung getroffen hatte, und nahm die Videokassette von Richter Harkin entgegen. Er legte sie in den Recorder ein, und die Anwälte rutschten auf ihren Stühlen vor. Er spielte das Band ab, die ganzen neuneinhalb Minuten, und als es abgelaufen war, kehrte er in den Zeugenstand zurück und bestätigte die Identität des Einbrechers - es war derselbe Mann, der ihm gefolgt war, derselbe Mann, der vorigen Mittwoch im Gerichtssaal gesessen hatte.
Fitch konnte den verdammten Bildschirm durch die versteckte Kamera nicht sehen, weil McAdoo oder ein anderer Idiot den Aktenkoffer unter den Tisch gestoßen hatte. Aber Fitch hörte jedes Wort, das Easter sagte, und er konnte die Augen zumachen und genau sehen, was im Gerichtssaal passierte. Von seinem Nacken her begann sich ein heftiger Kopfschmerz auszubreiten. Er nahm ein Aspirin und spülte es mit Mineralwasser hinunter. Nur zu gern hätte er Easter eine simple Frage gestellt: Wenn Sie so um Ihre Sicherheit besorgt sind, daß Sie versteckte Kameras installieren - weshalb haben Sie dann nicht auch eine Alarmanlage an Ihrer Tür? Aber auf diese Frage kam außer ihm niemand.
Seine Ehren sagte: »Ich kann übrigens bestätigen, daß der Mann auf dem Video vorigen Mittwoch im Gerichtssaal war.« Aber inzwischen war der Mann auf dem Video längst verschwunden. Wahrend alle im Saal Anwesenden zusahen, wie er die Wohnung betrat und darin herumschlich, als würde er nie ertappt werden, war Doyle sicher längst wieder in Chicago.
»Sie dürfen in das Geschworenenzimmer zurückkehren, Mr. Easter.«
Die Anwälte verbrachten eine Stunde damit, ihre schwächlichen und unvorbereiteten Argumente für und wider die Isolierung der Geschworenen vorzutragen. Als man sich erst einmal ein wenig in Hitze geredet hatte, begannen die Anschuldigungen nur so hin und her zu fliegen, wobei die Verteidigung die meisten Treffer einstecken mußte. Beide Seiten wußten Dinge, die sie nicht beweisen und deshalb auch nicht aussprechen konnten, und so blieben die Vorwürfe ziemlich allgemein.
Die Geschworenen erhielten von Nicholas einen ausführlichen und etwas ausgeschmückten Bericht über alles, was im Gerichtssaal und auf dem Video passiert war. In seiner Eile hatte Richter Harkin nicht daran gedacht, Nicholas Gespräche mit seinen Kollegen über diese Angelegenheit zu verbieten. Nicholas machte sich sofort daran, dieses Versäumnis für sich zu nutzen, er konnte es kaum erwarten, die Geschichte in seinem Sinne zu erzählen. Er nahm sich auch die Freiheit, Stellas plötzliches Verschwinden zu erklären. Sie war in Tränen aufgelöst gegangen.
Fitch entging nur knapp zwei leichten Schlaganfällen, als er in seinem Büro herumstapfte, sich das Genick
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