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Das Urteil

Titel: Das Urteil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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lagen alle im Bett und schliefen.
    »Ich bin bereit für meinen ehelichen Besuch«, verkündete Jerry Fernandez beim Frühstück, mehr oder weniger an Mrs. Gladys Card gewandt, die prompt errötete.
    »Also«, sagte sie und verdrehte die Augen zur Decke. Jerry lächelte sie an, als wäre sie das Objekt seiner Begierde. Das Frühstück war ein wahres Festessen. Von gebratenem Schinken bis zu Cornflakes gab es so ziemlich alles.
    Nicholas erschien um die Mitte der Frühstückszeit, grüßte die anderen leise und trug eine finstere Miene zur Schau. »Ich verstehe nicht, warum wir keine Telefone haben dürfen«, waren die ersten Worte aus seinem Munde, und die angenehme Morgenstimmung war plötzlich getrübt. Er ließ sich Jerry gegenüber nieder, der nach einem kurzen Blick in sein Gesicht sofort ins selbe Horn stieß.
    »Weshalb können wir hier kein kaltes Bier bekommen?« fragte Jerry. »Wenn ich zu Hause bin, trinke ich jeden Abend ein kaltes Bier, vielleicht auch zwei. Wer hat das Recht, uns vorzuschreiben, was wir hier trinken dürfen?«
    »Richter Harkin«, sagte Millie Dupree, eine Frau, die Alkohol verabscheute.
    »Der kann mich…«
    »Und was ist mit Fernsehen?« fragte Nicholas. »Weshalb dürfen wir nicht fernsehen? Ich habe ferngesehen, seit der Prozeß begonnen hat, und ich kann mich an keine besonderen Aufregungen erinnern.« Er wandte sich an Loreen Duke, eine massige Frau, die einen Teller voller Rührei vor sich stehen hatte. »Haben Sie irgendwelche Sondersendungen mit den neuesten Nachrichten vom Prozeß gesehen?«
    »Nein.«
    Er sah Rikki Coleman an, die hinter einer winzigen Portion harmloser Cornflakes saß. »Und was ist mit einem Fitneßraum, damit wir uns nach acht Stunden im Gerichtssaal ein bißchen Bewegung verschaffen können? Sie hätten doch bestimmt ein Motel mit Fitneßbereich finden können.« Rikki bekundete mit einem Nicken ihr volles Einverständnis.
    Loreen schluckte ihr Rührei hinunter und sagte: »Was ich nicht verstehe, ist, weshalb wir kein Telefon haben dürfen. Es könnte doch sein, daß meine Kinder mit mir sprechen müssen. Und es ist ja wohl nicht besonders wahrscheinlich, daß mich irgend so ein Gangster in meinem Zimmer anrufen wird, um mich zu bedrohen.«
    »Ich wäre schon mit ein oder zwei kalten Bierchen zufrieden«, sagte Jerry. »Und vielleicht ein paar ehelichen Besuchen mehr«, setzte er mit einem weiteren Blick auf Mrs. Gladys Card hinzu.
    Plötzlich hatten alle am Tisch irgend etwas zu beanstanden, und binnen zehn Minuten nach Easters Ankunft waren die Geschworenen nahe am Revoltieren. Aus geringfügigen Beanstandungen war eine lange Liste von Mißständen geworden. Sogar Herrera, der Colonel im Ruhestand, der im Dschungel kampiert hatte, war mit der Getränkeauswahl im Partyzimmer nicht zufrieden. Millie Dupree monierte, daß es keine Zeitungen gab. Lonnie Shaver hatte dringende Geschäfte zu erledigen und regte sich darüber auf, daß sie überhaupt isoliert worden waren. »Ich kann für mich selbst denken«, sagte er. »Mich beeinflußt niemand.« Zumindest brauchte er ungehinderten Zugang zu einem Telefon. Phillip Savelle betrieb jeden Morgen bei Tagesanbruch Joga im Wald, ganz allein, mit der Natur kommunizierend, und in diesem Motel gab es im Umkreis von zweihundert Metern keinen einzigen Baum. Und was war mit der Kirche? Mrs. Card war eine fromme Baptistin, die nie eine Gebetsversammlung am Mittwochabend versäumte, keine Segnung am Dienstag und kein Frauentreffen am Freitag, und der Sabbat war natürlich vollgestopft mit Veranstaltungen.
    »Wir sollten besser von Anfang an Klarheit schaffen«, sagte Nicholas ernst. »Wir werden zwei Wochen hier sein, vielleicht sogar drei. Ich schlage vor, daß wir uns an Richter Harkin wenden.«
    In Richter Harkins Amtszimmer saßen neun Anwälte, die sich über Alltäglichkeiten in den Haaren lagen, die man den Geschworenen ersparen konnte. Der Richter verlangte von den Anwälten, daß sie jeden Morgen um acht für die Aufwärm-Scharmützel erschienen, und oft mußten sie nach dem Auszug der Geschworenen noch ein oder zwei Stunden bleiben. Ein lautes Klopfen an der Tür unterbrach eine hitzige Debatte zwischen Rohr und Cable. Gloria Lane stieß die Tür auf, bis sie gegen einen Stuhl prallte, auf dem Oliver McAdoo saß.
    »Wir haben ein Problem mit den Geschworenen«, sagte sie ernst.
    Harkin sprang auf. »Was?«
    »Sie möchten mit Ihnen reden. Mehr weiß ich auch nicht.«
    Harkin schaute auf die Uhr. »Wo sind

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