Das Urteil
ist ein legaler Einwohner von Mississippi, ein eingetragener Wähler. Er kann seinen Namen jeden Monat ändern, wenn er will.«
Sie hielt ihre Hände unter dem Kinn gefaltet. Er wußte, daß sie nicht den Fehler machen würde, irgendwelche Abdrücke zu hinterlassen. »Was ist mit Ihnen?« fragte Fitch.
»Mit mir?«
»Ja. Sie sind nicht im Wählerverzeichnis von Mississippi eingetragen.«
»Woher wissen Sie das?«
»Weil wir es überprüft haben. Natürlich vorausgesetzt, daß Marlee Ihr wirklicher Name ist und die Schreibweise stimmt.«
»Sie setzen zuviel voraus.«
»Das ist mein Job. Sind Sie an der Golfküste zu Hause?«
»Nein.«
Joe Boy duckte sich gerade lange genug zwischen zwei Buchsbaumsträucher aus Plastik, um sechs Profilaufnahmen von ihr zu machen. Ein anständiges Foto hätte einen Drahtseilakt auf dem Geländer erfordert, achtzehn Stockwerke über der Canal Street. Er würde im Grünzeug bleiben und auf eine bessere Chance hoffen, wenn sie ging.
Fitch ließ das Eis in seinem Glas klirren. »Also, weshalb sind wir hier?« fragte er.
»Eine Begegnung führt zur nächsten.«
»Und wohin führen uns all die Begegnungen?«
»Zum Urteil.«
»Für eine Gebühr, vermute ich.«
»Gebühr hört sich furchtbar kleinlich an. Nehmen Sie das auf?« Sie wußte genau, das Fitch jedes Wort aufzeichnete.
»Natürlich nicht.«
Von ihr aus konnte er das Band im Schlaf abspie len. Er hatte nichts zu gewinnen, wenn er es an irgend jemanden weitergab. Fitch schleppte zuviel Gepäck mit sich herum, um zum Richter oder zur Polizei zu rennen, was ohnehin nicht zu seiner Arbeitsweise gepaßt hätte. Der Gedanke, sie mit den Behörden zu erpressen, kam Fitch gar nicht erst, und das wußte sie.
Er konnte all die Fotos machen lassen, die er haben wollte, und er und seine im Hotel verstreuten Kumpane konnten sie verfolgen, beobachten und alles mitschneiden. Sie würde eine Zeitlang mitspielen, Haken schlagen, sie abhängen, dafür sorgen, daß sie etwas tun mußten für ihr Geld. Sie würden nichts finden.
»Lassen Sie uns jetzt nicht über Geld reden, okay, Fitch?«
»Wir reden über das, worüber Sie reden möchten. Das hier ist Ihre Show.«
»Weshalb sind Sie in seine Wohnung eingebrochen?«
»Das ist nun einmal unsere Art.«
»Was halten Sie von Herman Grimes?« fragte sie.
»Weshalb fragen Sie mich das? Sie wissen doch genau, was im Geschworenenzimmer passiert.«
»Ich möchte wissen, wie smart Sie sind. Mich interessiert, ob all diese Jury-Experten und Anwälte das Geld wert sind, das Sie ihnen zahlen.«
»Ich habe noch nie verloren. Wenn ich für etwas bezahle, bekomme ich es auch.«
»Also, was ist mit Herman?«
Fitch dachte einen Moment nach und bedeutete dem Kellner, ihm ein weiteres Glas Wasser zu bringen. »Er wird einen großen Einfluß auf das Urteil haben, weil er ein Mann mit festen Ansichten ist. Im Augenblick ist er noch vorurteilslos. Er läßt sich im Gericht kein Wort entgehen und weiß vermutlich mehr als jeder andere Geschworene, Ihren Freund natürlich ausgenommen. Habe ich recht?«
»Sie sind ziemlich nahe daran.«
»Das freut mich. Wie oft unterhalten Sie sich mit Ihrem Freund?«
»Hin und wieder. Herman war gegen den Streik heute morgen, ist Ihnen das bekannt?«
»Nein.«
»Er war der einzige von den vierzehn.«
»Weshalb haben sie gestreikt?«
»Bedingungen. Telefone, Fernsehen, Bier, Kirchgang, die üblichen Sehnsüchte der Menschheit.«
»Wer hat den Streik angeführt?«
»Der, der vom ersten Tag an der Anführer war.«
»Ich verstehe.«
»Deshalb bin ich hier, Fitch. Wenn mein Freund nicht das Sagen hätte, dann hätte ich nichts anzubieten.«
»Und was bieten Sie an?«
»Ich habe gesagt, wir wollen jetzt nicht über Geld reden.«
Der Kellner stellte das neue Glas vor Fitch hin und fragte Marlee abermals, ob sie etwas zu trinken haben wollte. ›Ja, eine Diätcola in einem Plastikbecher, bitte.«
»Wir - äh - wir haben keine Plastikbecher«, sagte der Kellner mit einem fragenden Blick auf Fitch.
»Dann vergessen Sie's«, sagte sie und lächelte Fitch an.
Fitch beschloß, mehr Informationen aus ihr herauszuholen. »Wie ist die Stimmung der Geschworenen im Augenblick?«
»Gelangweilt. Herrera ist ein großer Fan von Ihnen. Glaubt, Prozeßanwälte wären der letzte Dreck, und ungerechtfertigte Prozesse sollten streng verboten werden.«
»Mein Held. Kann er seine Freunde überzeugen?«
»Nein. Er hat keine Freunde. Er wird von allen verabscheut und ist
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