Das Urteil
küßten sich. Sie berichtete ihm von ihrem Ausflug nach New Orleans - jedes Detail, jedes Wort. Sie lachten über die beiden Typen aus Mobile, die jetzt im Gefängnis saßen. Sie würde Fitch kurz nach Tagesanbruch anrufen, damit er seine Männer herausholen konnte.
Sie redeten nur kurz übers Geschäft, weil Nicholas in die Bar zurückkehren und Jerry einsammeln wollte, bevor er zuviel trank, sein ganzes Geld verlor oder mit der Frau eines anderen erwischt wurde.
Beide hatten kleine Handys, die nicht vollständig abgesichert werden konnten. Neue Codes und Paßworte wurden vereinbart.
Nicholas gab ihr einen Abschiedskuß und ließ sie allein auf der Dachterrasse zurück.
Wendall Rohr hatte den Eindruck, daß die Geschworenen es leid waren, sich anzuhören, wie Wissenschaftler ihre Ergebnisse vor ihnen ausbreiteten und ihnen anhand von Tabellen und Graphiken lange Vorträge hielten. Seine Berater sagten ihm, daß die Geschworenen genug über Lungenkrebs und Rauchen gehört hatten und vermutlich auch schon vor Prozeßbeginn überzeugt gewesen waren, daß Zigaretten gefährlich sind und süchtig machen. Er war sicher, daß er die Bristols und den Lungenkrebs von Jacob Wood deutlich genug in einen kausalen Zusammenhang gebracht hatte, und jetzt war es Zeit, die Glasur auf den Fall aufzutragen. Am Donnerstag morgen verkündete er, daß die Anklage als nächsten Zeugen Lawrence Krigler aufzurufen wünschte. Während der paar Minuten, die es dauerte, Mr. Krigler aus einem Zimmer irgendwo im Hintergrund herbeizuholen, war am Tisch der Verteidigung eine gewisse Anspannung bemerkbar. Wieder erhob sich ein neuer Anklagevertreter, diesmal John Riley Milton aus Denver, und lächelte die Geschworenen freundlich an.
Lawrence Krigler war Ende Sechzig, braungebrannt und fit, gut gekleidet und behende. Seit dem Video von Jacob Wood war er der erste Zeuge ohne Doktortitel. Er lebte jetzt in Florida, wohin er sich zurückgezogen hatte, nachdem er bei Pynex ausgeschieden war. John Riley Milton steuerte ihn schnell durch die Präliminarien, weil die saftigen Brocken gleich um die Ecke herum lagen.
Er hatte an der North Carolina State Ingenieurwesen studiert und dreißig Jahre für Pynex gearbeitet, bevor er die Firma vor dreizehn Jahren mitten in einem Prozeß verlassen hatte. Er hatte Pynex verklagt. Der Konzern hatte mit einer Gegenklage reagiert. Sie hatten einen außergerichtlichen Vergleich geschlossen, mit Bedingungen, die nicht offenbart werden durften.
Kurz nach seiner Einstellung hatte ihn die Firma, die damals Union Tobacco oder einfach U-Tab hieß, nach Kuba geschickt, damit er sich dort mit dem Tabakanbau vertraut machte. Danach hatte er in der Produktion gearbeitet, bis zu dem Tag, an dem er gekündigt hatte. Er hatte sich eingehend mit der Tabakpflanze beschäftigt und mit tausend Methoden, ihren Anbau effizienter zu gestalten. Er hielt sich für einen Experten auf diesem Gebiet, hatte aber nicht vor, als Experte auszusagen und Ansichten vorzutragen. Nur Tatsachen.
1969 hatte er eine dreijährige Untersuchung über die Möglichkeit des Anbaus einer experimentellen Tabaksorte abgeschlossen, die als Raleigh 4 bezeichnet wurde. Sie enthielt nur ein Drittel des Nikotins von normalem Tabak. Krigler gelangte, gestützt auf zahlreiche Untersuchungen, zu dem Schluß, daß Raleigh 4 ebenso effizient angebaut und kultiviert werden konnte wie alle anderen Tabaksorten, die U-Tab damals verwendete.
Es war eine grandiose Arbeit gewesen, auf die er sehr stolz war, und er war zutiefst enttäuscht, als seine Untersuchung von den Leuten weiter oben in der Firma zunächst einmal ignoriert wurde. Er kämpfte sich durch die festgefahrene Bürokratie der höheren Etagen, mit niederschmetternden Resultaten. Niemand schien sich für diese neue Tabaksorte mit wesentlich weniger Nikotin zu interessieren.
Dann erfuhr er, daß das ein großer Irrtum war. Seine Bosse interessierten sich sehr für den Nikotingehalt. Im Sommer 1971 bekam er eine interne Aktennotiz zu Gesicht, in der das obere Management angewiesen wurde, unauffällig alles Menschenmögliche zu tun, um Kriglers Arbeit an Raleigh 4 zu diskreditieren. Seine eigenen Leute stießen ihm lautlos das Messer in den Rücken. Er bewahrte Ruhe, verriet niemandem, daß er die Aktennotiz kannte, und machte sich heimlich daran, die Gründe für die Verschwörung gegen ihn zu ermitteln.
An diesem Punkt seiner Aussage legte John Riley Milton zwei Dokumente als Beweisstücke vor - die
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