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Das Urteil

Das Urteil

Titel: Das Urteil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John T. Lescroart
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als Beweisstück Nummer 1 der Verteidigung registrieren und reichte sie an Terrell weiter. »Haben Sie das schon einmal gesehen?« Während Terrell sich die Unterlagen ansah, wandte sich Freeman an die Jury. »Mit anderen Worten, Inspector Terrell, aus diesem Dokument wußten Sie, daß Jennifer Witt nicht ein Jahr lang Urlaub in Las Vegas gemacht hat, um ein Beispiel zu nennen.«
    Powell sprang auf. »Einspruch.«
    »Ich nehme die Bemerkung zurück, Euer Ehren.« Freeman hatte erreicht, was er wollte - falls Jennifer Ned umgebracht hatte, um ein bißchen Geld zu kassieren und sich einen schönen Lenz zu machen, dann hätte man doch erwartet, daß sie zumindest eine kleine Summe einbehalten hätte, um sie zu verjubeln. »Nur noch eines, was ich Sie gerne fragen möchte, Inspector. Sie haben gesagt, daß Jennifer - Mrs. Witt - Ihnen erzählt hat, daß Ned Hollis Drogen genommen hat.«
    »Ja.«
    »Sie hat gesagt, daß er mit Drogen experimentiert hat, stimmt das?«
    »Das stimmt.«
    »Haben Sie mit Leuten gesprochen, die das bestätigt haben?«
    Powell stand erneut auf. »Euer Ehren. Hörensagen. Mr. Freeman schikaniert den Zeugen.«
    »Nicht unbedingt, aber ich verstehe, was Sie sagen wollen.«
    Freeman wartete, blieb stumm.
    »Mr. Freeman?«
    » Ich habe auf Ihre Entscheidung gewartet, Euer Ehren.«
    Villars hatte keinen Sinn für solche Scherze. Sie ließ die Stenographin den vorigen Dialog vorlesen und sagte dann, fürs Protokoll, d em Einspruch werde stattgegeben.
    Freeman nickte, wandte sich dann erneut an Terrell. »Wie viele der Freunde von Mr. Hollis haben Sie befragt?«
    »Alle, die ich finden konnte.«
    »Und jeder von ihnen hat bestätigt, daß Ned mit Drogen experimentiert hat, stimmt's?«
    »Einspruch. Hörensagen .«
    »Stattgegeben.«
    Freeman: »Hat einer von ihnen abgestritten, daß Ned mit Drogen experimentiert hat?«
    »Einspruch. Hörensagen .«
    » Stattgegeben .«
    Der alte Strafverteidiger blieb einen Augenblick lang stumm stehen. Dann: »Hat im Verlauf Ihrer umfangreichen Ermittlungen über den Tod von Ned Hollis irgendwer jemals den Drogenmißbrauch von Mr. Hollis anders als experimen tell beschrieben?«
    Wie ein müder Kastenteufel stand Powell erneut au f. »Ein spruch. Hörensagen.«
    Villars hatte genug. »Mr. Freeman, egal, in wie vielen Varianten Sie diese Frage stellen, ich werde dem Einspruch jedesmal stattgeben. Bitte fahren Sie fort.«
    Freeman war zerknirscht. »Ich bitte um Verzeihung, Euer Ehren.« Mit einem freundlichen Lächeln zurück zu Terrell. »Keine weiteren Fragen.«

29
    »Sie schießen sich selber ins Knie mit Ned. Ist Ihnen aufgefal len, daß Powell in seinem Eröffnungsplädoyer sehr wenig dar über gesagt hat, vor allem hat er Jennifer zum Zeitpunkt von Neds Tod noch nicht mal im County plaziert, geschweige denn im selben Zimmer.«
    Freeman kaute auf seinem Sandwich herum - eine dicke handbreit trockener italienischer Salami auf einem Sauerteig brötchen. »Villars hätte auf meinen 995 eingehen sollen.« Das war der Antrag, den er vor der Prozeßeröffnung gestellt hatte mit der Begründung, daß es im Falle von Ned nicht genügend Beweismaterial für eine Verurteilung gebe, was Villars abge stritten hatte. »Sofern sie nicht irgendeine große Überra schung in petto haben, kriegen sie das hier nicht geregelt.«
    Es war die Mittagspause. Sie waren mit dem Taxi zurück in die Kanzlei in der Sutter Street gefahren und saßen jetzt auf Bänken in dem kleinen, von Glas und Backsteinen eingefriede ten Garten vor dem Besprechungszimmer. Über ihnen, in dem Ausschnitt, den die umgebenden Gebäude freiließen, blitzte ein tiefblauer Himmel. Altweibersommer, die schönste Jahres zeit in San Francisco.
    Hardy zupfte am Brot seines Sandwichs herum und warf ein paar Brocken in die Richtung einiger Spatzen, die in den niedrigen Sträuchern nach Futter suchten.
    »Sind Sie noch da?« fragte Freeman.
    »Klar doch.« Hardy schnippte noch einen Brocken in die Büsche. »Ich denke nur nach.«
    »Über den Prozeß?«
    Hardy zuckte die Achseln.
    »Sie müssen es mir nicht sagen, aber geht's Ihnen gut? Alles in Ordnung? Kriegen Sie genug Schlaf? Die ersten Tage bei so einem Prozeß können anstrengend sein.«
    Hardy beugte sich vor und atmete tief aus. »Ich weiß nicht, was bei mir zu Hause los ist, David. Ich hab das Gefühl, daß ich meine Frau verliere.«
    »Buchstäblich?«
    »Keine Ahnung. Vielleicht nicht.«
    »Aber vielleicht doch?«
    Hardy stand auf und durchquerte den kleinen

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