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Das Urteil

Das Urteil

Titel: Das Urteil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John T. Lescroart
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Hof, stierte einen Ziegelstein an. Ohne sich umzudrehen sagte er: »Irgendwas ist in den letzten paar Monaten passiert. Ich glaube nicht, daß es der Prozeß ist, die ganze Vorbereitung. Ich habe keine Ahnung, was es ist, aber es erschreckt mich zu Tode.«
    »Haben Sie sie gefragt?«
    »Ein paar hundertmal, auf die eine oder andere Weise.« »Und nichts?«
    Hardy zuckte die Achseln, drehte sich schließlich um. »Nicht viel. Nicht genug. Wir haben diese Tradition, daß wir am Mittwochabend ausgehen. Unsere Date Night . Oder wir hatten das bis vor einem Monat.«
    Die Vögel zwitscherten und zankten sich um die Brotkrumen, also brach Freeman ein Stück von seinem Sandwich ab und warf es in die Ecke des Hofs. »Ist vor einem Monat irgendwas passiert?«
    »Ich wünschte, es wäre so. Ich kam eines Abends heim und dachte, wir gehen aus, und sie sitzt im Nachthemd da und liest. Und sagt zu mir, ich soll allein ausgehen, Darts spielen. Sie sei einfach müde.«
    »Vielleicht war sie müde?«
    »Früher war es so, daß wir uns, wenn sie an einem Mittwochabend müde war, eine Decke schnappten und zum Strand fuhren, ein Nickerchen machten. Diese Idee mit der Date Night war etwas, das wir uns fest vorgenommen hatten, ob müde oder nicht, Kinder oder nicht. Unsere Ehe brauchte das. Wir brauchen das für uns selbst.«
    Freeman betrachtete sein Sandwich. »Wie alt sind die Kinder?«
    »Zwei und fast ein Jahr, aber das ist es nicht.« Auf den skeptischen Blick hin sagte Hardy: »Ich glaube nicht, daß es das ist. Glauben Sie, daß es darum geht?«
    »Ich kenne Frannie kaum, Diz. Aber sie wäre nicht die erste Frau, die beschließt, daß ihre Kinder sie nötiger haben als ihr Mann. Die Prioritäten ändern sich.«
    »Tja, bei mir haben sie sich nicht geändert.«
    Freeman erlaubte sich ein Grinsen. »Das Leben ist nicht fair, wie JFK zu sagen pflegte. Wenn wir nur irgendwen auftun könnten, den wir verklagen können.« Er setzte sich auf der Bank anders hin, stopfte sich den Rest des Sandwiches in den Mund. »Glaubt sie denn, daß Sie sie brauchen?«
    »David, ich bitte Sie. Brauchen? Was heißt brauchen? Ich liebe sie und glaube auch, daß sie das weiß.«
    »Ich will ja nicht anmaßend klingen, aber Ihre Kinder wissen, was brauchen heißt. Frannie weiß, was brauchen heißt.«
    »Na ja, zum Teufel, klar brauch ich sie auch. Ich meine, wir sind beide erwachsen. Wir haben beide Dinge, die wir erledigen müssen. Ich hab diesen Prozeß. Sie hat die Kinder. Was sollen wir denn machen? Dafür war ja die Date Night gedacht - daß wir miteinander zu tun haben.«
    »Es hört sich aber nicht so an, als ob Sie beide allzuviel miteinander zu tun hätten. Sie haben es eben selbst gesagt - Sie haben diesen Prozeß, sie hat die Kinder.«
    Unversehens spazierte Hardy mit den Händen in den Hosentaschen hin und her. Daß er sich mit David stritt und zu beweisen versuchte, daß Frannie - vielleicht - nicht das fühlte, was sie fühlen sollte, was immer es war, habe nichts damit zu tun, daß sich irgend etwas ziemlich Grundsätzliches zwischen ihnen anscheinend verändert, irgendein Gleichgewicht sich verschoben hatte.
    Vielleicht stimmte ja, was Freeman angedeutet hatte - daß sie gar nicht das Gefühl hatte, Hardy brauche sie noch so sehr. Er mußte zugeben, daß er das auch nicht gerade deutlich signalisierte - er ging früh zur Arbeit, kam spät nach Hause, entwarf Anträge, schlug in Fachtexten nach, brachte seine Nachforschungen auf den neuesten Stand, arbeitete am Wochenende diverse Unterlagen durch.
    Was das anging, hatte er seinerseits ebenfalls nicht das Gefühl, daß sie ihn sehr brauche. Sie war mit den Sachen beschäftigt, die sie zu erledigen hatte, kümmerte sich um die Kinder, hielt den Haushalt in Schwung. Sie hatten eine feste Bindung zueinander, wie er glaubte, und das mußte eine der Hauptzutaten dessen sein, was sie beide Liebe unter Erwachsenen nannten.
    »Ich würde ihr mal eine Überraschung machen.« Freeman hatte sich unbemerkt neben ihn gestellt und legte ihm jetzt die Hand auf die Schulter. »Mal raus aus dem Alltag. Viel leicht sieht sie, daß Sie nicht für sie da sind, hat Angst, daß es so bleiben wird, und schafft sich ein Stück Distanz.«
    »Aber ich bin doch für sie da. Der Prozeß geht eben erst los. Was erwartet sie denn eigentlich?«
    »Vielleicht ist die Frage, was sie eigentlich braucht.« Free man klopfte ihm auf die Schulter und zog die Glastür zum Besprechungszimmer auf. »Lassen Sie uns wieder ins

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