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Das Urteil

Das Urteil

Titel: Das Urteil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John T. Lescroart
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machen, wie Villars gesagt hatte. Tatsache war, daß sie eine Exhumierung vorgenommen und dabei im linken Oberschenkel eine hohe Konzentration von Atropin gefunden hatten. Powell enthielt sich jeder Frage, wie das Mittel dorthin gekommen sein mochte.
    Ned besaß eine Versicherungspolice über fünfundsiebzigtausend Dollar. Jennifer hatte aus ihren Unterlagen eine Kopie der Police und den Scheck über die Auszahlung herausgesucht. »Hier sehen Sie es, meine Damen und Herren Geschworenen, das Beweisstück Nummer 1 der Anklagevertretung. Jennifer Witt war die Begünstigste. Hier ist der eingelöste Scheck, Beweisstück 2 der Anklagevertretung. Das wäre alles seitens der Staatsanwaltschaft, Inspector Terrell; ich danke Ihnen sehr. Als nächstes das Kreuzverhör.«
    Hardy war sich sicher, daß er nicht als einziger den Eindruck hatte, daß Terrell mit der Absicht in den Zeugenstand getreten war, weit mehr zu sagen und ein bißchen länger zu verweilen, größeres Aufsehen zu erregen.
    Er war ganz offensichtlich noch immer ziemlich aufgeputscht, sowohl vom Nervenkitzel als auch vom Adrenalin. Freeman spielte das gegen ihn aus, indem er in einigen Papieren herumwühlte, sich langsam aus seinem Stuhl erhob, seine zerknautschte Krawatte geradezupfte. Es war nicht langsam genug, daß Villars den Anwalt zu etwas mehr Eile angehalten hätte, aber es ließ Terrell merklich ins Zappeln kommen.
    Schließlich und endlich schaffte es Freeman bis in die Mitte des Saals. »Guten Morgen«, sagte er jovial und wartete noch ein wenig länger. Diese Eröffnung brachte Terrell noch weiter aus der Fassung, bis er am Ende nickte und so etwas wie eine Begrüßung zurückbrummelte.
    »Nun, Inspector Terrell, Sie haben ausgesagt, daß Ned Hollis eine Versicherungspolice über fünfundsiebzigtausend Dollar besaß und daß Jennifer Witt die Begünstigte war. Das ist richtig, oder nicht?«
    Der Zeuge sah einen Augenblick lang hoch zur Richterin, dann hinüber zu Powell, schließlich zurück zu Freeman. »Das stimmt.«
    »Was wäre denn passiert, wenn sie anstelle von Ned gestorben wäre, was hat ihnen Mrs. Witt da gesagt?«
    Eine neue Pause, er dachte nach. »Dann hätte Ned das Geld bekommen.«
    »Mit anderen Worten war es eine gemeinsame Lebensversicherung - eine Police für Mann und Frau nach dem Motto: Wenn einer von uns stirbt, ist wenigstens das Haus bezahlt.«
    »Ja, das stimmt.«
    »Und hat Ihnen denn Jennifer wirklich erzählt, daß sie und Ned damals gemeinsam ein Haus besaßen?«
    »Ja, das war so.«
    »Und Sie haben es überprüft, und es entsprach der Wahrheit, stimmt's?«
    »Ja, das stimmt.«
    »Sind Sie bei Ihren Ermittlungen auf irgendwelche Unterlagen gestoßen, die den Wert dieses Hauses festhielten?«
    Terrell warf Powell einen Blick zu, der besagte: Was soll das alles eigentlich? Freeman wußte, daß dem Einspruch stattgegeben würde, falls Powell Einspruch wegen Hörensagens -was irgend jemand Terrell außerhalb des Gerichtssaal erzählt hatte - erheben sollte. Aber Freeman konnte den Wert des Hauses ohnehin, falls nötig, anhand anderer Dokumente und Zeugen beweisen. Und die Geschworenen würden sich daran erinnern, daß der Staatsanwalt ihnen diese Information hatte vorenthalten wollen.
    Powell sagte nichts. Terrell antwortete, ja, das stimme, Jennifer und Ned hätten sich ein kleines Haus in der Nähe von Dale City gekauft und zwanzigtausend Dollar angezahlt.
    »Die Hypothek belief sich also auf achtzigtausend Dollar?«
    »Keine Ahnung. Vermutlich ja.«
    »Sie wissen, daß die beiden zwanzigtausend Dollar angezahlt haben, aber Sie wissen nicht, wie hoch die Hypothek war?«
    Powell stand auf und versuchte, Terrell zu retten, wenigstens bis später. »Euer Ehren. Ist das von Belang?«
    Villars war kurz angebunden. »Ich denke schon. Machen Sie weiter, Mr. Freeman. Inspector?«
    »Die Hypothek lag bei rund achtzigtausend Dollar, ja.«
    Freeman machte eine kleine, ungelenke halbe Umdrehung, beinahe eine Art Pirouette in Richtung der Jury. »Und haben Sie, wiederum im Verlauf Ihrer Ermittlungen, herausgefunden, was aus der Hypothek geworden ist?«
    Terrell zerrte an seinem plötzlich eng gewordenen Kragen. »Ich glaube, Mrs. Witt hat sie abbezahlt.«
    »Mit dem Geld von der Versicherung?«
    »Ich glaube, ja.«
    »Glauben Sie es, oder wissen Sie es, Inspector?«
    »Ich weiß es. Sie hat die Hypothek abbezahlt.«
    »Das hat sie in der Tat.« Freeman ging zurück an seinen Tisch und holte eine dicke photokopierte Akte. Er ließ sie

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