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Das Urteil

Das Urteil

Titel: Das Urteil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John T. Lescroart
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Zeitungen verwendet hatten, bevor man Anklage gegen Jennifer wegen der Morde erhoben hatte -, lächelnd, lebhaft.
    Marko, einem fünfundzwanzig Jahre alten, aus Syrien stammenden Austauschstudenten an der San Francisco State University, der den Fall bis zu diesem Punkt ziemlich eifrig verfolgt hatte, war eine erstaunliche Anzahl von Fakten geläufig, was den Fall anging, dachte sich Hardy. So viele Fakten waren es, daß die Kriminalbeamten - einer von ihnen war Walter Terrell - fast fünf Stunden brauchten, bis sie herausgefunden hatten, daß Marko unmöglich Larry Witt hatte umbringen können.
    Sein Motiv für den Mord an Larry, so sagte er, war, daß er Jennifer liebte. Wie sich herausstellte, war das Motiv für das Geständnis, daß er beschlossen hatte, sich in das Bild Jennifers zu verlieben. Zwischen ihnen gab es eine spirituelle Verbindung, da war er sich ganz sicher, und wenn er sein Geständ nis ablegte, dann würde sie ihn natürlich kennenlernen wollen, und anschließend würden sie sich ineinander verlieben und heiraten und mehrere Babys bekommen, um Ersatz für Matt zu schaffen. Es war ein Plan, der gar nicht schiefgehen konnte, denn irgendwann würde man doch herausfinden, daß er, Marko, die Tat nicht wirklich begangen hatte, und dann wäre er frei und sie könnten von da an glücklich und zufrie den miteinander leben.
    »Ich glaube nicht, daß er die ganze Sache gründlich durch dacht hat.« Hardy unterhielt sich mit Freeman. Der Sturm war vorüber, und über den Hügeln von Oakland auf der anderen Seite der Bay zeigten sich rosa Wölkchen im grauen Morgenhimmel. Die beiden Männer standen neben der Tür von Hardys Auto, in der menschenleeren Bryant Street vor dem Justizgebäude, wo vorhin der Entschluß gefallen war, daß keine Anklage gegen Marko wegen Mordes an Larry Witt erhoben werden würde.
    »Es verblüfft mich, daß sie fünf Stunden gebraucht haben, bis sie es kapiert hatten«, sagte Freeman. »Der Junge besitzt den Intelligenzquotienten einer Zuckerrübe. Andererseits haben natürlich manche der Polizisten ...«
    »Er kannte aber eine Menge Details, David. Sie mußten schon abwarten, bis er sich in Widersprüche verwickelte.«
    »Ratten im Labyrinth kennen Details. Das macht sie noch lange nicht intelligent. Sie hätten ihn fragen sollen , wann sein Visum abläuft.«
    »Wieso sollten sie ihn das fragen?«
    »Prüfen Sie's nach. Ich wette Dollars gegen Doughnuts, daß sein Visum im nächsten Monat oder so ausläuft. Er hat sich gedacht, wenn er verhaftet wird, darf er noch länger hierbleiben.«
    »Im Knast? Mit einer Anklage wegen Mordes?«
    Freeman zuckte die Schulter. »Sind Sie je in Syrien gewesen, Diz?«
    Hardy ließ es auf sich beruhen. Freeman mochte recht haben. »Ich hab Sie heute übrigens in der Glotze gesehen. Ich glaube nicht, daß Dean allzu erfreut sein wird.«
    Freeman winkte ab. »Es gibt Schlagzeilen. Ich tue ihm einen Gefallen.« Beide Männer hatten sich nicht viel zu sagen, es herrschte eine unterschwellige Spannung zwischen ihnen, die auch solches Herumgeflachse nicht überdecken konnte.
    Hardy öffnete die Tür seines Autos und fragte im ersten Dämmerlicht des Morgens, ob er Freeman zu seinem Apart ment fahren solle. Er war mit einem Taxi angekommen. Der alte Anwalt sagte nein, er werde zu Fuß gehen.
    »Um diese Uhrzeit durch diese Gegend? Na los, David, stei gen Sie ein.«
    Freeman patschte mit der Hand aufs Autodach. »Zischen Sie ab, Diz, ich seh Sie morgen.«
    »David ...«
    Freeman streckte theatralisch die Arme weit von sich. »Wir arbeiten doch schon lange genug zusammen, Sie sollten es mittlerweile wissen. Ich bin kugelfest.«
    Bei Sonnenaufgang saß Hardy noch immer in seinem Auto, wartete auf dem Olympia Way, als hätte er einen polizeilichen Überwachungsauftrag. Wenn die Joggerin wieder vorbeikäme, würde er ein paar Worte mit ihr wechseln, selbst wenn er sechs Häuserblocks neben ihr hersprinten und Tränengas einatmen müßte.
    Sie tauchte nicht auf.

34
    Freeman hatte sich getäuscht. Powell faßte es nicht als Gefallen auf.
    Sie befanden sich wieder in nichtöffentlicher Beratung im Zimmer der Richterin. Es war Montag morgen um zwanzig vor zehn, und die Jury wartete im Gerichtssaal. Adrienne, die Gerichtsstenographin, thronte mit ihrem tragbaren Stenogerät neben einem der bequemen Sessel, aber sie war die einzige, die saß. Ihre Gegenwart war notwendig, da alle Beratungen ohne Ausnahme ins Protokoll aufgenommen werden mußten.
    Freeman, Hardy,

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